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Schwerin: Jobcenter und Arbeitsagentur ziehen um!

Seit längerer Zeit fand ein auch in Schwerin durchaus nicht unbedeutendes Standortbewertungsverfahren statt. Es stand die Frage im Raum, ob Jobcenter und Arbeitsagentur aus dem Margaretenhof an einen neuen Standort

  • Veröffentlicht Dezember 9, 2020
Bald entsteht für Jobcenter und Arbeitsagentur ein Neubau im Mueßer Holz von Schwerin. | Foto: Symbolbild

Seit längerer Zeit fand ein auch in Schwerin durchaus nicht unbedeutendes Standortbewertungsverfahren statt. Es stand die Frage im Raum, ob Jobcenter und Arbeitsagentur aus dem Margaretenhof an einen neuen Standort ziehen. Im Rahmen eines Interessenbekundungsverfahrens konnten potentielle Investoren ihr Ideen und Flächen ins Gespräch bringen. Einen Standort brachte dabei die Stadtspitze selbst zwischenzeitlich ins Rennen. Oberbürgermeister Dr. Rico Badenschier persönlich hatte einen Büroneubau für das Jobcenter am neu entstehenden Berliner Platz angekündigt. Dann aber kam es anders.

 

Ursprungsidee eines Neubaus am Berliner Platz zerschlug sich schon früh

Denn die kommunale Wohnungsgesellschaft Schwerin (WGS) wollte genau das nicht. Sie beteiligte sich nicht am Verfahren. Damit war schon im Frühsommer 2019 klar, dass der vom Oberbürgermeister favorisierte Standort aus dem Rennen war. Vielmehr aber wussten nur wenige. Zwar bestätigte Dezernent Andreas Ruhl , auch Vorsitzender der Trägerversammlung des Jobcenters Schwerin und damit zentraler Entscheider, damals, dass es mehrere Angebote gebe. Dabei aber beließ er es vorerst.

 

Eine gewisse Präferenz der südlicheren Stadtteile war erkennbar

Grundsätzlich waren alle Beteiligten in der Standortfrage erst einmal offen. Denkbar wäre wohl fast jedes Angebot gewesen, dass den grundsätzlichen Anforderungen entspricht. Diese gingen von etwa 8.600 Quadratmetern Fläche für die Arbeitsagentur und etwa 4.700 für das Jobcenter ab 2023 aus. Für zehn Jahre sollte der Vertrag geschlossen werden. Auch nicht aus dem Rennen war dabei der bisherige Standort am Margaretenhof am Stadtrand von Schwerin. Allerdings zeichnete sich durchaus ab, dass der Blick eher in den eher südlichen/südöstlichen Teil der Stadt gehen könnte. Schon der Wunsch, an den Berliner Platz zu ziehen, verdeutlichte dies. Die Idee dahinter: Man wollte dichter an die Menschen heran, die leider am häufigsten zu Jobcenter oder Arbeitsagentur müssen. Und die leben in den Stadtteilen Großer Dreesch, Neu Zippendorf und Mueßer Holz. Zudem bestand die Hoffnung, dass eine Ansiedlung von 500 Arbeitsplätzen weitere positive Impulse auslösen könnte.

 

Nun ist es klar: Die Mendelejewstraße wird neuer Standort

Zwischenzeitlich schien die frühere SED-Bezirksparteischule auf einem umgangssprachlich „Apachenhügel“ genannten Gelände im Bereich Neu Zippendorf/Mueßer Holz das Rennen zu machen. Ein durchaus großer Plattenbau-Komplex in sozialistischer Architektur, den man bei der Einfahrt von der Stadt aus südlicher Richtung links oben im dicht gewachsenen Grün liegen sieht. Aber auch hier kam es nun anders, wie seit gestern offiziell ist. Denn die Würfel sind gefallen: Jobcenter und Arbeitsagentur Schwerin ziehen ins Mueßer Holz. Konkret auf eine derzeitige Brachfläche in der Mendelejewstraße. Hier wird ein funktionaler Neubau entstehen, der letztlich sogar deutlich Kosten sparen soll. Von 3,5 Millionen Euro über den Zehn-Jahres-Zeitraum ist dabei die Rede.

 

Sozialdezernent, Jobcenter- und Arbeitsagentur-Leitungen zufrieden

Andreas Ruhl, Sozialdezernent und in seiner Rolle als Vorsitzender der Trägerversammlung zuständig für das Jobcenter, ist froh, dass sich dieser Standort letztendlich durchgesetzt hat. Und das eben nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht. Ruhl denkt dabei deutlich weiter. „Eine Ansiedlung von 500 Arbeitsplätzen wird ganz sicherlich enorme Impulse für die weitere soziale und wirtschaftliche Infrastruktur in diesem Bereich geben. Darüber hinaus bieten sich ganz neue Möglichkeiten für wichtige neue Strukturen. Dazu zählt für mich als Jugend- und Sozialdezernent insbesondere auch eine professionelle Jugendberufsagentur.“ Das Jobcenter und die Arbeitsagentur als als Motor der Stadtteilentwicklung. Und natürlich auch als wohnortnahes Angebot. Denn „knapp 60 Prozent unserer Kundinnen und Kunden leben im unmittelbaren Umfeld des künftigen Standortes und können unsere Dienste dann rascher und aufwandsärmer in Anspruch nehmen. Mit dem Jobcenterinformationszentrum (JiZ) im ‚Campus am Turm‘ haben wir bereits sehr gute Erfahrungen sammeln können“, so Regine Rothe, Geschäftsführerin des Jobcenters Schwerin.

Und auch der zweite Partner im Bunde, die Arbeitsagentur, steht hinter dieser Entscheidung. Damit bleibt es dabei, dass beide Einrichtungen am selben Ort erreichbar sein sollen. „Mit dem Umzug bleibt das Dienstleistungsangebot des Jobcenters der Landeshauptstadt und der Bundesagentur für Arbeit vor Ort räumlich eng verzahnt“, so Guntram Sydow, Leiter der Arbeitsagentur Schwerin. „Unser
neues Domizil wird unsere gemeinsame Aufgabenerledigung noch besser möglich machen
und bei unseren Kunden gut ankommen.“

 

Des einen Freud, des anderen Leid

Damit ist eine wichtige Entscheidung der aktuellen Amtszeit von Sozialdezernent Andreas Ruhl gefallen. Dieser ist erkennbar zufrieden mit den nun anstehenden Entwicklungen. Für seinen Dezernentenkollegen Bernd Nottebaum, in dessen Bereich u.a. die Wirtschaftsförderung und auch die Stadtentwicklung fallen, hingegen bedeutet die Entscheidung nun weiter ein intensives Dranbleiben an einer nun anderen Entwicklung der früheren Bezirksparteischule. Und es gilt, ein Sterben des Margaretenhofs zu vermeiden. Denn dort dürfte der Auszug der beiden Institutionen für einen extremen Leerstand und sicherlich auch für einen Rückgang an Kundschaft für den vorhandenen Einzelhandel sorgen.

 

 

 

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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