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Großer Erfolg für Schwerin:
Schwerins Residenzensemble – Ein neuer Schatz auf der Welterbeliste

Schwerins Residenzensemble erhält den UNESCO-Weltkulturerbe-Status und wird international anerkannt. Ein großer Erfolg für Stadt und Region mit Chancen für den Tourismus.

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  • Veröffentlicht Juli 27, 2024
Blick auf das Schweriner Schloss und die Stadt. Foto: Dario Rochow
Blick auf das Schweriner Schloss und die Stadt. Foto: Dario Rochow

Das Unesco-Welterbekomittee hat am Samstag das Schweriner Schloss mit seinem Residenzensemble zum Weltkulturerbe ernannt. „Die Anlage, die das Schweriner Schloss und über 30 weitere historische Gebäude und Gärten umfasst, zeugt von der letzten Blüte höfischer Kultur und Schlossbaukunst im Europa des 19. Jahrhunderts“, erklärte die deutsche Unesco-Kommission in Bonn. 

Das Zusammenspiel der Baustile, Gebäude und Parks füge sich in Schwerin zu einem harmonischen Gesamtkunstwerk, heißt es weiter. „Das Ensemble ist nicht nur ein architektonisches Meisterwerk, sondern steht auch für die lebendige Verbindung von Geschichte und Gegenwart“, erklärte die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission Maria Böhmer. „Als Sitz des Landtags von Mecklenburg-Vorpommern ist das Schweriner Schloss heute ein Symbol unserer Demokratie.“

Residenzensemble herausragendes Beispiel für den Historismus

Zum Residenzensemble Schwerin gehören insgesamt 37 Gebäude, Plätze und Gärten, die sich durch den Innenstadtbereich ziehen. Neben dem Schloss sind das unter anderem der Burggarten, der Schlossgarten, das Hoftheater, das Museum, das Großherzogliche Amtshaus, die Herzogliche Dampfwäscherei, Marstall und Marstallhalbinsel, Offizierskasino, Landeshauptarchiv, drei Hoflieferanten sowie Dom und Schelfkirche St. Nikolai, die auch als Grablege der Herzöge dienten.


Fotogalerie (c) Dario Rochow


Um als Weltkulturerbe in die Unesco-Liste aufgenommen zu werden, müssen zehn Kriterien erfüllt sein. So muss etwa die Einzigartigkeit und historische Echtheit sowie ein Managementplan für die Zukunft gewährleistet sein. 

“Das Residenzensemble ist ein herausragendes Beispiel für den Historismus, der verschiedene Baustile vereint. Das am Seeufer gelegene Schweriner Schloss gilt als Herzstück des Ensembles”, heißt es in einer Pressemeldung der deutschen Unesco-Kommission. 

Langer Weg bis Aufnahme als Weltkulturerbe 

Es war ein langer Weg bis zur Aufnahme des Residenzensembles in die Unesco-Welterbeliste. Im Jahr 2000 wurde die Idee erstmals auf einer öffentlichen Mitgliederversammlung des Vereins “Pro Schwerin” vorgestellt. 2001 beschloss die Schweriner Stadtvertretung, den Prozess hin zum Welterbe anzustoßen.  2007 fasste der Landtag einen Beschluss zum „Schlossensemble Schwerin“. Damit stellte sich das Land hinter die Pläne Schwerins.  

2014 wurde Schwerin unter dem Titel „Kulturlandschaft des romantischen Historismus“ durch die Kultusministerkonferenz auf die deutsche Tentativliste gesetzt. Man sah die Einmaligkeit in der Einbettung der zahlreichen historistischen Gebäude in die Kulturlandschaft. In Folge der wissenschaftlichen Auseinandersetzung und dem Abgleich mit den Kriterien der UNESCO kam es dann jedoch zu einer Neuausrichtung. Als 2020 das Nominierungsdossier als Entwurf vorgelegt wurde, stand die Kunst des Historismus ganz im Zeichen der Großherzöge. Das Schweriner Schloss war zwar immer  noch das Herzstück des Ensembles. Es wurden aber auch 30 weitere Gebäude hinzugenommen. 

Im Jahr 2022 wurde das Bewerbungsdossier dann zur Vorprüfung zur Unesco eingereicht, um dann ein Jahr später die Bewerbung endgültig beim Welterbekomitee der Unesco abzugeben. Am Samstag dann die positive Entscheidung in Neu Delhi. 

OB Badenschier: Wir übernehmen große Verantwortung

Gemeinsam mit vielen Schwerinerinnen und Schwerinern verfolgte Oberbürgermeister Rico Badenschier (SPD) und Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD), sowie Schwerins Stadtpräsident Sebastian Ehlers (CDU) am Samstag die Sitzung in Neu-Delhi live im Demmlersaal des Rathauses. Sicher konnte man sich bis zum Schluss nicht sein, ob Schwerin in Neu Delhi der Sprung auf die Liste glücken würde. Die Erleichterung ist Badenschier daher anzumerken, als die Entscheidung für Schwerin gefallen ist.

„Dieser Erfolg war möglich durch das Zusammenwirken von bürgerschaftlichem und politischem Engagement. Mit seiner heutigen Entscheidung bestätigt die Unesco das Residenzensemble Schwerin als außergewöhnliches Kulturerbe mit Bedeutung für die Menschheit”, so Badenschier. Schwerin werde nun als Punkt auf der Weltkarte sichtbar und könne die internationale Bekanntheit touristisch und als Standortfaktor nutzen. “Natürlich übernehmen wir damit auch eine große Verantwortung für den Schutz des Residenzensembles“, so Oberbürgermeister Rico Badenschier weiter. 

Stadtpräsident Ehlers: Am Ende wird Schwerin profitieren

„Die Anerkennung als UNESCO-Weltkulturerbe ist ein großer Erfolg für Schwerin. Die bisher getätigten Investitionen werden sich lohnen, da sie nicht nur dem Erhalt der historischen Bausubstanz dienen, sondern auch den internationalen Bekanntheitsgrad unserer Stadt erhöhen“, so Stadtpräsident Sebastian Ehlers. Trotz der Herausforderungen die sich nun mit einer Folgefinanzierung im Zusammenhang mit dem Unesco-Weltkulturerbe ergeben, ist sich Ehlers sicher, dass man hier zusammen mit dem Land Lösungen finden werde. „Am Ende des Tages wird es sicherlich auch positive Auswirkungen auf den städtischen Haushalt haben“, so Ehlers.

Ministerpräsidentin Schwesig: Ein Glückstag für Schwerin

Ministerpräsidentin Manuela Schwesig spricht von einem Glückstag. „Was für ein Erfolg, was für ein Glückstag für die Landeshauptstadt Schwerin, was für ein Glückstag für ganz Mecklenburg-Vorpommern”, so die SPD-Politikerin. Die Entscheidung sei eine große Ehre. “Wir werden die Chance nutzen, um Schwerin noch bekannter zu machen, auch international”, so Schwesig weiter. Die Ministerpräsidentin dankte noch einmal allen, “die so viel Energie und Leidenschaft in die Bewerbung gesteckt haben: der Landeshauptstadt Schwerin, aber auch den zahlreichen ehrenamtlich Engagierten im Welterbe Förderverein”.  Dieses bürgerschaftliche Engagement habe vor mehr als 20 Jahren erst den Anstoß zur Welterbe-Bewerbung gegeben.

Joachim Brenncke: Engagiertes Wirken wurde heute belohnt

„Für den Welterbe Schwerin Förderverein ist die Aufnahme des Residenzensembles in die Welterbeliste der UNESCO ein herausragendes Ereignis. Damit wird das langjährige und engagierte Wirken unseres Vereins in der Stadtgesellschaft belohnt. Gleichzeitig stellt sich jetzt die Frage, wie zukünftig mit der Verantwortung umgegangen wird, die aus diesem Titel erwächst. Für uns als Förderverein könnten daraus neue Vereinsziele erwachsen. Dazu werden wir uns positionieren“, so der Vereinsvorsitzende Joachim Brenncke.

Daniel Trepsdorf: Schon immer Weltkulturerbestätte der Herzen

Der Stadtvertreter Daniel Trepsdorf (Linke) war in den letzten fünf Jahren Vorsitzender des Kulturausschuss der Schweriner Stadtvertretung. Auch er freut sich über die heutige Entscheidung in Neu Delhi. „Es ist eine fabelhafte Entscheidung der Unesco-Kommission, dass nun auch Schwerin zum erlesenen Zirkel der Welterbestätten gehört!”  So viele Menschen hätten sich in den vergangenen Jahren vor allem auch im Ehrenamt dafür eingesetzt, dass dieses Ziel in greifbare Nähe rückt, betonte Trepsdorf. 

“Nun wird unser aller Arbeit wertgeschätzt, nachdem wir bei der Sitzung des Unesco-Welterbekomitees in Neu-Delhi überzeugen konnten und das Residenzensemble Schwerin mit 37 historischen Gebäuden in die bedeutendste kulturhistorische Liste des Globus aufgenommen wurde”, der Linken-Stadtvertreter weiter. “Für uns Schwerinerinnen und Schweriner war unsere Heimatstadt sowieso schon immer Weltkulturerbestätte der Herzen!“ betont Trepsdorf.

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Stefan Rochow

ist Journalist, Unternehmer und Gründer von SNO | Schwerin-Lokal. Mail: redaktion@sn-o.de

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