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Neue Pläne für Ruine:
Aus Schweriner Kurhotel sollen Wohnungen werden

Für die Ruine des Schweriner Kurhotels gibt es neue Pläne für eine Umwandlung in Wohnungen. Die erste Hürde hat die Idee schon genommen.

  • Veröffentlicht April 22, 2024
Seit Jahren ist das ehemalige Kurhotel in Zippendorf dem Verfall preisgegeben. Das könnte sich nun ändern. Foto: Niteshift (talk)

Früher war es ein schmuckes Hotel, heute ist von diesem Glanz nicht mehr viel übrig: Die Rede ist vom ehemaligen Kurhotel in Zippendorf. Nun zeichnet sich aber eine Lösung für die Hotelruine ab. 

Wie die „Ostsee Zeitung“ (OZ) schreibt, möchte ein Unternehmen dem Gebäude wieder neues Leben einhauchen. Insgesamt sollen in dem weitläufigen Hotelkomplex und drei zusätzlich geplanten „Parkvillen“ achtzig Mietwohnungen entstehen. Bei dem Begriff „Villa“ sollten potenzielle Mieter aber keine überzogenen Luxusvorstellungen hegen, wie der Schweriner Architekt Michael Gericke betont, der für den Umbau verantwortlich ist. „Es werden gehobene Wohnungen, aber kein Luxus“, stellt Gericke klar.

Bewegte Geschichte des Hauses 

Das 1909 errichtete denkmalgeschützte Gebäude mit der Adresse „Am Strand 1“ hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Der heutige Stadtteil Zippendorf diente in der Vergangenheit zeitweise als Luftkurort, und prominente Persönlichkeiten wie Kurt Tucholsky erholten sich in dem Hotel mit Blick auf den Schweriner See. Das Kurhotel, oft auch als „Kurhaus“ bezeichnet, wurde in etwa zur gleichen Zeit wie das „Strandhotel“ am Zippendorfer Strand erbaut, welches heute ebenfalls dem Verfall preisgegeben ist.

In der DDR-Ära diente das Kurhotel als Klub- und Wohnstätte für die Boxer und Leichtathleten des SC Traktor Schwerin. Nach der Wende setzte der Verfall des Gebäudes ein, und es wechselten häufig die Besitzer. Ambitionierte Projekte wie eine „Internet-Universität“ und eine Akademie für Gesundheit und Tourismus konnten jedoch nicht realisiert werden und blieben unverwirklicht.

Bebauungsplan wird ausgelegt 

Immer wieder wurden in der Vergangenheit Pläne für eine Wohnimmobilie ins Auge gefasst. 2018 musste ein Architekt aus München diese Pläne aufgeben, Eigentümer sprangen ab und neue kamen hinzu. Aus den damals geplanten 18 Wohnungen sollen nun 80 werden. 

Der neue Eigentümer des Gebäudes möchte bisher anonym bleiben. Er arbeitet seit gut zwei Jahren an einem Bebauungsplan. Der erste Entwurf wurde im letzten Jahr abgelehnt. Inzwischen ist er aber einen Schritt weiter: Der Bauausschuss der Stadtvertretung hat beschlossen, den Bebauungsplan nun auszulegen. 

„Wenn alles gut geht, haben wir im dritten Quartal Baurecht“, sagt Architekt Gericke. Die ersten Mieter könnten dann Ende 2026 einziehen. Eine genaue Einschätzung der Mietpreise steht noch aus. Um den Lärm von der nahegelegenen Bundesstraße abzuschirmen, werden ein sechs Meter hoher Schutzzaun und mehrfach verglaste Fenster installiert.

Kurhotel für Mensch und Tier

Die Sanierung des historischen Hauptgebäudes mit seinen Balkonen, Säulen, Erkern und dem zentralen Turm stellt eine immense Herausforderung dar, gibt Gericke zu. Decken sind eingestürzt und auf den Balkonen haben Bäume Wurzeln geschlagen. Auf der Seeterrasse ist unter dem Schutt noch der Original-Terrazzoboden zu sehen. Bis in die 1960er Jahre hielt unten am Hang die Straßenbahn.

Im Moment leben in dem Gebäude bis zu fünf geschützte Fledermausarten. Diese sollen mit den neuen Wohnungsbauprojekt nicht vertrieben werden. Sie sollen deshalb ein Refugium auf dem Dachboden und eine Erdhöhle als Winterquartier erhalten. 

Written By
Stefan Rochow

ist Journalist, Unternehmer und Gründer von SNO | Schwerin-Lokal. Mail: redaktion@schwerin-lokal.de

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