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Ein „Walk of Sport“ auch in Schwerin?

Neubrandenburg macht es vor, und ist nur ein Beispiel in Deutschland. Mit einem "Walk of Sport" lassen sich erfolgreiche Sportlerinnen und Sportler einer Stadt auf besondere Weise ehren. Lothar Gajek

  • Veröffentlicht März 4, 2022
Eine Plakette für Olympia-Sieger Andreas Dittmer auf dem „Walk of Sport“ Neubrandenburg. Foto: Vier-Tore-Stadt Neubrandenburg

Wer kennt ihn nicht, den „Walk of Fame“ in Hollywood. In diesen wohl prominentesten Gehweg der Welt sind Stand November 2021 2.709 Sterne eingelassen, mit denen aktuelle wie frühere Prominente speziell der amerikanischen Unterhaltungsindustrie geehrt werden. Einen ähnlichen Gedanken möchte nun der Schweriner Stadtvertreter und ambitionierte Breitensportler Lothar Gajek in die Landeshauptstadt transportieren. Da dies Stadt allerdings herzlich wenig mit vielfältigen Erfolgen in Film und Fernsehen in Verbindung zu bringen wäre, geht seine Idee eine andere Richtung. Gajek möchte einen „Walk of Sport“ realisieren, auf dem Sportlerinnen und Sportler für herausragende Leistungen geehrt werden. „So soll im Herzen unserer Stadt deutlich werden, wie sehr der Sport zu Schwerin gehört“, so der Stadtvertreter zum Hintergrund seiner Idee.

 

Sportlerinnen und Sportler der Stadt ehren

Konkret soll Oberbürgermeister Rico Badenschier die erforderlichen Voraussetzungen für einen solchen „Walk of Sport“ schaffen. Dazu gehört auch, einen geeigneten Ort zu benennen. Das kann eine Straße, ein Weg oder auch ein Platz sein. Dort sollen dann die einzelnen Sportlerinnen und Sportler mit Bronzeplaketten eine entsprechend öffentliche Würdigung erfahren. „Gerade Schweriner Sportlerinnen und Sportler waren und sind ein Aushängeschild und Markenzeichen für unsere Landeshauptstadt. Wir sind als Sportstadt bekannt und über viele Jahrzehnte gewachsen. Dafür sind die zahlreichen Sportlerinnen und Sportler verantwortlich, die mit ihren internationalen Erfolgen Medaillen in den unterschiedlichsten Sportarten nach Hause brachten“, so Gajek.

 

Denise Hanke wäre sicherlich auch eine potenzielle Kandidatin für eine Plakette auf einem „Walk of Sport“ in Schwerin. | Foto: Florian Seubert

Ehrung gleichzeitig als Motivation sehen

Wenngleich, und das ist Lothar Gajek auch bewusst, ein „Walk of Sport“ nur eine symbolische Geste ist, so kann er doch den konkreten Zweck erfüllen, mittels der Ehrung erfolgreicher Sportlerinnen und Sportler bei den heranwachsenden Generationen eine Vorbildwirkung entstehen zu lassen, die wiederum Motivation für deren sportliches Engagement sein kann. Und eben diese zusätzliche Motivation sei, so Gajek, ganz offensichtlich von großer Bedeutung. „Denn, noch nie hatte der Leistungssport in Schwerin meines Erachtens so wenig internationale Erfolge wie aktuell.“

 

Oberbürgermeister soll geeignete Partner um Unterstützung bitten

Als langjähriger Stadtvertreter weiß Gajek natürlich, dass schnell die Kostenfrage im Raum steht. Denn nach seinen Angaben kostet jede einzelne der Plaketten zwischen 3.000 und 4.000 Euro. Bedenkt man, dass erst kürzlich der Beschluss fiel, die WGS zur Zahlung von 10.000 Euro für eine eigentlich freiwillige, kommunale Aufgabe zu zwingen, sind diese 3 bis 4 T€ je Ehrung durchaus eine Hausnummer. Hier spielt Gajek den Ball an die Verwaltung weiter. Mit seinem Antrag verbunden ist die Bitte, Badenschier solle geeignete Partner für diese Aktion gewinnen. Als Ideen bringt der Antragsteller die Schweriner Bürgerstiftung oder auch die Sparkasse Mecklenburg-Schwerin ins Spiel.

 

Auch WM-Silbermedaillen-Gewinner Hannes Ocik, hier beim Eintrag in das Goldene Buch der Stadt Schwerin, wäre ein guter Kandidat. | Foto: LHS / J. Saß

Verwaltung empfiehlt Ablehnung

So wirklich begeistert scheint der Oberbürgermeister allerdings nicht zu sein. Denn die von ihm unterzeichnete Stellungnahme der Verwaltung zu Lothar Gajeks Antrag lautet: „Ablehnung“. Der ausführlichere Stellungnahmetext wirft beim Lesen allerdings dann doch Fragen auf. Denn einerseits heißt es dort, es gäbe bereits drei Arten von Bronzeplaketten in der Stadt – darunter die goldglänzenden Stolpersteine. „Im Sinne eines einheitlichen Stadtbildes wird die Einlassung einer weiteren Bronzeplakette seitens der Verwaltung nicht befürwortet“, heißt es in den Darstellungen der Verwaltung. Bereits im direkt anschließenden Satz klingt dies ganz anders. Wenn Gajek nämlich ohne Einbeziehung der Stadt eine Finanzierung der Plaketten organisiert bekommen sollte, „kann ein entsprechender Standort für die Plaketten danach mit der Verwaltung abgestimmt werden.“ Bekommt Gajek also eine Finanzierung hin, wäre die Stadtbildfrage offenbar nicht mehr entscheidend.

 

Gajek wünscht sich Start im Dezember

Sei es wie es sei. Lothar Gajek bleibt ambitioniert hinsichtlich seines Vorhabens. Einen indirekten Zeitpunkt für den ersten Stern hat er auch schon in seinen Antrag geschrieben. Am 17. Dezember feiert nämlich der erste Schweriner Olympiasieger Jochen Bachfeld (1976, Montreal) seinen 70. Geburtstag. „Ein gutes Datum für die erste Ehrung.“ Die nächste Sitzung der Stadtvertretung könnte bereits entscheidend sein.

Written By
Stephan Haring

Stephan Haring ist freier Mitarbeiter unserer digitalen Tageszeitung. Er hat ein Bachelor-Studium der Kommunikationswissenschaften an der Universität Erfurt mit den Nebenfächern Sozialwissenschaften & Politik absolviert. Im Nachhinein arbeitete er in leitenden Funktionen der Presse- & Öffentlichkeitsarbeit, im Leitungsbereich eines Unternehmens sowie als Rektor einer privat geführten Hochschule. Zudem entwickelte, organisierte und realisierte er mit der durch ihn entwickelten LOOK ein Fashionevent in Schwerin. Heute arbeitet er freiberuflich als Texter, Pressesprecher und Textkorrektor sowie als Berater in verschiedenen Projekten. In einem Schweriner Ortsbeirat ist er zudem ehrenamtlich als Vorsitzender kommunalpolitisch aktiv.

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