Sa, 24. Mai 2025
Close

„Im Auftrag der Telekom” – Verstärkt sind Haustür-Vertreter unterwegs

Sie kommen, klingeln, sprechen oft von der Prüfung technischer Probleme, aber wollen nur eins: Schnell einen Internet-Vertrag für die Telekom verkaufen. Wiederholt sind entsprechende Vertriebspersonen im Stadtgebiet von Schwerin negativ

  • Veröffentlicht Mai 23, 2022
Den Vertretern geht es einzig um die Unter­schrift. | Foto: pri­vat

Bere­its seit dem ver­gan­genen Jahr passiert es wie schub­weise immer wieder: Es klinget an der Haustür und auf das fre­undliche „Hal­lo, wer ist denn da” der Mieter meldet sich vom anderen Ende der Wech­sel­sprechan­lage eine unbekan­nte Stimme und erk­lärt, sie komme von der Telekom. Was nun kommt, ist bere­its nicht mehr ein­heitlich. Mal meint die Per­son, sie müsse drin­gend ins Haus. Es gin­ge um die Mod­ernisierung der Teleko­man­lage, um eine bessere Inter­net­nutzung möglich zu machen. In anderen Fällen geht es um den direk­ten Ein­lass in die Woh­nun­gen. Meist heißt es, man müsse aus irgen­deinem Grund den Router sehen.

 

Wiederholt versuchten Vertriebsmitarbeiter Einlass zu bekommen

In eini­gen weni­gen Fällen tru­gen die um Ein­lass „bit­ten­den” Per­so­n­en Out­fits, die denen der Telekom ähnel­ten. Häu­fig aber machen sie sich diesen Aufwand gar nicht. Ganz nor­mal ziv­il gek­lei­dete Per­so­n­en wollen ins Haus und am besten in die Woh­nung. Wer die Sit­u­a­tion schon ein­mal erlebt hat, und durch die Wech­sel­sprechan­lage detail­lierte Nach­fra­gen stellte oder gle­ich den Ein­lass ablehnte, hat sicher­lich schon erlebt, was meis­tens dann fol­gt. Die ver­meintlichen Telekom-Mitar­beit­er wer­den zunehmend unfre­undlich, teil­weise dur­chaus ver­bal aggres­siv. Spätestens dieser Augen­blick sollte einem eine War­nung sein. Denn kein Telekom-Mitar­beit­er würde der­art reagieren.

 

Es geht nicht um ein technisches Problem!

Ste­hen diese Per­so­n­en direkt vor der Woh­nungstür ist zusät­zliche Vor­sicht geboten, denn hier ist wieder­holt von dur­chaus von eben­falls ver­bal aggres­sivem Ver­hal­ten zu lesen und zu hören, um Ein­lass in die Woh­nung zu bekom­men. Erneut sind oft­mals tech­nis­che Prob­leme, die einen Blick auf Router oder Tele­fo­nan­schluss nötig machen sollen, die Begrün­dung. Dann aber zeigt sich schnell, dass die frag­würdi­gen Per­so­n­en nur ein Ziel haben: Den Abschluss einen neuen Inter­netver­trags. Meist ist ein erfol­gter oder bevorste­hen­der Glas­faser­netz-Anschluss eines der Scheinar­gu­mente. Ganz klar also: Um tech­nis­che The­men geht es diesen Per­so­n­en nicht.

 

Lesen Sie auch:

Gegen­stand trifft Frau am Kopf – Polizei ermit­telt

 

Betrüger sind es nicht

Wer aber sind die frag­würdi­gen Per­so­n­en, die sich nicht sel­ten sog­ar mit einem Licht­bil­dausweis und nicht sel­ten sog­ar mit einem ver­meintlichen Autorisierungss­chreiben der Deutschen Telekom „ausweisen”? Sind es Betrüger, die in die Woh­nun­gen wollen, um möglicher­weise Wert­ge­gen­stände zu stehlen? Grund­sät­zlich aus­geschlossen sind der­ar­tige Aktio­nen mit diesem Ziel nicht. Schon daher gilt es beson­ders vor­sichtig zu sein. Im konkreten Fall aber han­delt es sich um Mitar­beit­er ein­er Drit­tfir­ma, die offen­bar tat­säch­lich im Auf­trag der Telekom unter­wegs sind. „Direk­t­mar­ket­ing” heißt dies im Telekom-Deutsch. Klingt harm­los, kann aber sehr unan­genehm wirken.

 

WGS nimmt verstärkte Vertriebs-Aktivitäten wahr

Wie aktuell diese Sit­u­a­tion auch weit­er­hin in Schw­erin ist, zeigt eine War­nung der Woh­nungs­ge­sellschaft Schw­erin (WGS) auf deren Face­book­seite. Da heißt es, dass das Unternehmen „aus aktuellem Anlass” darüber informiere, dass Haustürgeschäfte zunehmend für Unsicher­heit sor­gen wür­den. Ver­trieb­smi­tar­beit­er wür­den ver­stärkt klin­geln und let­ztlich Verträge abschließen wollen. Da Unternehmen, die im Auf­trag der WGS in die Woh­nun­gen müssten, sich stets im Vor­feld tele­fonisch anmelden müssen, rät das kom­mu­nale Woh­nung­sun­ternehmen, bei ungutem Bauchge­fühl die Tür nicht zu öff­nen.

Hin­weis der Woh­nungs­ge­sellschaft Schw­erin (WGS). | Quelle: WGS-Face­book­seite

 

Einige bezeichnen sich selbst als „Ranger”

Die schnell unfre­undlich wer­den­den Per­so­n­en an Haus- oder Woh­nungstür sind nicht nur in Schw­erin son­dern in ver­schiede­nen Städten Deutsch­lands im Auf­trag eines Unternehmens namens „Ranger Mar­ket­ing & Ver­triebs GmbH”, die auf ihrer Web­site auch damit Wirbt mit der Ströer SE & Co. KgaA ver­bun­den zu sein. In ver­schiede­nen Forenein­trä­gen auf https://telekomhilft.telekom.de/ wird deut­lich, dass unzäh­lige Men­schen ein alles andere als pos­i­tives Erleb­nis mit diesen „Ver­mark­tern” verbinden. Die einen hat­ten von Beginn an den Riech­er, dass etwas merk­würdig ist, und öffneten nicht. Häu­fig mit der beschriebe­nen ver­bal-aggres­siv­en Folge. Andere wur­den let­ztlich über­rumpelt und standen plöt­zlich mit einem gar nicht gewoll­ten Inter­net-Ver­trag da.

 

Rechtliche Situation bei Vertragsabschluss nicht aussichtslos

Auch auf der Web­site anwalt.de hat diese The­matik inzwis­chen Einzug gefun­den, da sich Men­schen vielfach über­rumpelt fühlten, und die Verträge eigentlich gar nicht woll­ten. Die mit der Web­site ver­bun­de­nen Recht­sex­perten meinen dazu, dass es sich um ein klas­sis­ches Haustürgeschäft han­deln dürfte, bei dem ein Wider­ruf­s­recht beste­he. Ab dem Zeit­punkt der Belehrung über eben dieses Recht, habe man 14Tage Zeit, den Ver­trag zu wider­rufen. „Hier bleibt zu prüfen, ob Sie über­haupt ord­nungs­gemäß belehrt wor­den sind. Dies ist entschei­dend, wenn schon mehr als 14 Tage seit dem Besuch des Mitar­beit­ers ver­strichen sind. So kann es bei ein­er fehler­haften Belehrung möglich sein, dass ein Ver­trag auch noch bis zu 12 Monate und 2 Wochen lang wider­rufen wer­den kann”, so ein Recht­sex­perte auf anwalt.de. Möglich sei auch, dass zusät­zlich ein Anfech­tungsrecht, ein Unter­las­sungsanspruch gegenüber der Fir­ma des „Wer­bers” sowie ein Ver­stoß gegen gel­tendes Daten­schutzrecht beste­he.

  • Stephan Haring

    Stephan Har­ing ist freier Mitar­beit­er unser­er dig­i­tal­en Tageszeitung. Er hat ein Bach­e­lor-Studi­um der Kom­mu­nika­tion­swis­senschaften an der Uni­ver­sität Erfurt mit den Neben­fäch­ern Sozial­wis­senschaften & Poli­tik absolviert. Im Nach­hinein arbeit­ete er in lei­t­en­den Funk­tio­nen der Presse- & Öffentlichkeit­sar­beit, im Leitungs­bere­ich eines Unternehmens sowie als Rek­tor ein­er pri­vat geführten Hochschule. Zudem entwick­elte, organ­isierte und real­isierte er mit der durch ihn entwick­el­ten LOOK ein Fash­ion­event in Schw­erin. Heute arbeit­et er freiberu­flich als Tex­ter, Press­esprech­er und Tex­tko­r­rek­tor sowie als Berater in ver­schiede­nen Pro­jek­ten. In einem Schw­er­iner Orts­beirat ist er zudem ehre­namtlich als Vor­sitzen­der kom­mu­nalpoli­tisch aktiv.

    Alle Beiträge anse­hen