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„Im Auftrag der Telekom“ – Verstärkt sind Haustür-Vertreter unterwegs

Sie kommen, klingeln, sprechen oft von der Prüfung technischer Probleme, aber wollen nur eins: Schnell einen Internet-Vertrag für die Telekom verkaufen. Wiederholt sind entsprechende Vertriebspersonen im Stadtgebiet von Schwerin negativ

  • Veröffentlicht Mai 23, 2022
Den Vertretern geht es einzig um die Unterschrift. | Foto: privat

Bereits seit dem vergangenen Jahr passiert es wie schubweise immer wieder: Es klinget an der Haustür und auf das freundliche „Hallo, wer ist denn da“ der Mieter meldet sich vom anderen Ende der Wechselsprechanlage eine unbekannte Stimme und erklärt, sie komme von der Telekom. Was nun kommt, ist bereits nicht mehr einheitlich. Mal meint die Person, sie müsse dringend ins Haus. Es ginge um die Modernisierung der Telekomanlage, um eine bessere Internetnutzung möglich zu machen. In anderen Fällen geht es um den direkten Einlass in die Wohnungen. Meist heißt es, man müsse aus irgendeinem Grund den Router sehen.

 

Wiederholt versuchten Vertriebsmitarbeiter Einlass zu bekommen

In einigen wenigen Fällen trugen die um Einlass „bittenden“ Personen Outfits, die denen der Telekom ähnelten. Häufig aber machen sie sich diesen Aufwand gar nicht. Ganz normal zivil gekleidete Personen wollen ins Haus und am besten in die Wohnung. Wer die Situation schon einmal erlebt hat, und durch die Wechselsprechanlage detaillierte Nachfragen stellte oder gleich den Einlass ablehnte, hat sicherlich schon erlebt, was meistens dann folgt. Die vermeintlichen Telekom-Mitarbeiter werden zunehmend unfreundlich, teilweise durchaus verbal aggressiv. Spätestens dieser Augenblick sollte einem eine Warnung sein. Denn kein Telekom-Mitarbeiter würde derart reagieren.

 

Es geht nicht um ein technisches Problem!

Stehen diese Personen direkt vor der Wohnungstür ist zusätzliche Vorsicht geboten, denn hier ist wiederholt von durchaus von ebenfalls verbal aggressivem Verhalten zu lesen und zu hören, um Einlass in die Wohnung zu bekommen. Erneut sind oftmals technische Probleme, die einen Blick auf Router oder Telefonanschluss nötig machen sollen, die Begründung. Dann aber zeigt sich schnell, dass die fragwürdigen Personen nur ein Ziel haben: Den Abschluss einen neuen Internetvertrags. Meist ist ein erfolgter oder bevorstehender Glasfasernetz-Anschluss eines der Scheinargumente. Ganz klar also: Um technische Themen geht es diesen Personen nicht.

 

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Betrüger sind es nicht

Wer aber sind die fragwürdigen Personen, die sich nicht selten sogar mit einem Lichtbildausweis und nicht selten sogar mit einem vermeintlichen Autorisierungsschreiben der Deutschen Telekom „ausweisen“? Sind es Betrüger, die in die Wohnungen wollen, um möglicherweise Wertgegenstände zu stehlen? Grundsätzlich ausgeschlossen sind derartige Aktionen mit diesem Ziel nicht. Schon daher gilt es besonders vorsichtig zu sein. Im konkreten Fall aber handelt es sich um Mitarbeiter einer Drittfirma, die offenbar tatsächlich im Auftrag der Telekom unterwegs sind. „Direktmarketing“ heißt dies im Telekom-Deutsch. Klingt harmlos, kann aber sehr unangenehm wirken.

 

WGS nimmt verstärkte Vertriebs-Aktivitäten wahr

Wie aktuell diese Situation auch weiterhin in Schwerin ist, zeigt eine Warnung der Wohnungsgesellschaft Schwerin (WGS) auf deren Facebookseite. Da heißt es, dass das Unternehmen „aus aktuellem Anlass“ darüber informiere, dass Haustürgeschäfte zunehmend für Unsicherheit sorgen würden. Vertriebsmitarbeiter würden verstärkt klingeln und letztlich Verträge abschließen wollen. Da Unternehmen, die im Auftrag der WGS in die Wohnungen müssten, sich stets im Vorfeld telefonisch anmelden müssen, rät das kommunale Wohnungsunternehmen, bei ungutem Bauchgefühl die Tür nicht zu öffnen.

Hinweis der Wohnungsgesellschaft Schwerin (WGS). | Quelle: WGS-Facebookseite

 

Einige bezeichnen sich selbst als „Ranger“

Die schnell unfreundlich werdenden Personen an Haus- oder Wohnungstür sind nicht nur in Schwerin sondern in verschiedenen Städten Deutschlands im Auftrag eines Unternehmens namens „Ranger Marketing & Vertriebs GmbH“, die auf ihrer Website auch damit Wirbt mit der Ströer SE & Co. KgaA verbunden zu sein. In verschiedenen Foreneinträgen auf https://telekomhilft.telekom.de/ wird deutlich, dass unzählige Menschen ein alles andere als positives Erlebnis mit diesen „Vermarktern“ verbinden. Die einen hatten von Beginn an den Riecher, dass etwas merkwürdig ist, und öffneten nicht. Häufig mit der beschriebenen verbal-aggressiven Folge. Andere wurden letztlich überrumpelt und standen plötzlich mit einem gar nicht gewollten Internet-Vertrag da.

 

Rechtliche Situation bei Vertragsabschluss nicht aussichtslos

Auch auf der Website anwalt.de hat diese Thematik inzwischen Einzug gefunden, da sich Menschen vielfach überrumpelt fühlten, und die Verträge eigentlich gar nicht wollten. Die mit der Website verbundenen Rechtsexperten meinen dazu, dass es sich um ein klassisches Haustürgeschäft handeln dürfte, bei dem ein Widerrufsrecht bestehe. Ab dem Zeitpunkt der Belehrung über eben dieses Recht, habe man 14Tage Zeit, den Vertrag zu widerrufen. „Hier bleibt zu prüfen, ob Sie überhaupt ordnungsgemäß belehrt worden sind. Dies ist entscheidend, wenn schon mehr als 14 Tage seit dem Besuch des Mitarbeiters verstrichen sind. So kann es bei einer fehlerhaften Belehrung möglich sein, dass ein Vertrag auch noch bis zu 12 Monate und 2 Wochen lang widerrufen werden kann“, so ein Rechtsexperte auf anwalt.de. Möglich sei auch, dass zusätzlich ein Anfechtungsrecht, ein Unterlassungsanspruch gegenüber der Firma des „Werbers“ sowie ein Verstoß gegen geltendes Datenschutzrecht bestehe.

Written By
Stephan Haring

Stephan Haring ist freier Mitarbeiter unserer digitalen Tageszeitung. Er hat ein Bachelor-Studium der Kommunikationswissenschaften an der Universität Erfurt mit den Nebenfächern Sozialwissenschaften & Politik absolviert. Im Nachhinein arbeitete er in leitenden Funktionen der Presse- & Öffentlichkeitsarbeit, im Leitungsbereich eines Unternehmens sowie als Rektor einer privat geführten Hochschule. Zudem entwickelte, organisierte und realisierte er mit der durch ihn entwickelten LOOK ein Fashionevent in Schwerin. Heute arbeitet er freiberuflich als Texter, Pressesprecher und Textkorrektor sowie als Berater in verschiedenen Projekten. In einem Schweriner Ortsbeirat ist er zudem ehrenamtlich als Vorsitzender kommunalpolitisch aktiv.

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