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Impfhotline wieder geschaltet – Nur Durchkommen ist das Problem

  Viele, die am Fre­itag der ver­gan­genen Woche in Schw­erin an der Sport- und Kon­gresshalle vor­bei­fuhren oder ‑gin­gen, traut­en ver­mut­lich ihren Augen nicht. Ein echt­es Verkehrschaos durch park­platz­suchende Autos und

  • Veröffentlicht November 25, 2021

 

Impfen – impfen – impfen. Die Devise auch für Schw­erin. Denn die Infek­tion­szahlen zeigen wieder steil nach oben. | Foto: Wil­fried Pohnke

Viele, die am Fre­itag der ver­gan­genen Woche in Schw­erin an der Sport- und Kon­gresshalle vor­bei­fuhren oder ‑gin­gen, traut­en ver­mut­lich ihren Augen nicht. Ein echt­es Verkehrschaos durch park­platz­suchende Autos und eine schi­er end­lose Schlange wartender Men­schen. Nein, es war kein zusät­zlich­es Roland-Kaiser-Konz­ert ange­set­zt, auf dessen Ein­lass die Men­schen gewartet hät­ten. Es war vielmehr das Gegen­teil. Also nicht ein ansteck­ungs­ge­fährden­des Event, son­dern eine große Zahl impfwilliger Men­schen, die über­wiegend auf eine Boost­er-Imp­fung hofften. Während viele nach langem Warten noch „zum Zuge” kamen, traf die von Bund, Land und Kom­munen schon gebetsmüh­le­nar­tig geforderte Impf­bere­itschaft schnell auf dur­chaus bekan­nte und dem Zweck nicht dien­liche, organ­isatorische Gren­zen. Der Impf­stoff war alle. Mit Aus­nahme der­er, die einen fest vere­in­barten Ter­min für eine Zweitimp­fung hat­ten, mussten alle anderen unver­richteter Dinge wieder abziehen. Die Tore blieben für sie schon deut­lich vor der offiziellen Tagess­chließung des Impf­stützpunk­tes in Schw­erin geschlossen. 

 

Aufruf zur Impfung – und dann fehlte es an Impfstoff

So manch ein­er der lange in der Warteschlange Aushar­ren­den aber wohl auch diejeni­gen, die extra gekom­men waren, um ohne Pieks wieder gehen zu müssen, hätte sich garantiert einen im Vor­feld fest verbindlich vere­in­barten Impfter­min für diesen Tag gewün­scht. Das aber war bis dato nicht möglich. Waren Ende Sep­tem­ber – als bere­its abse­hbar war, dass drin­gend Kapaz­itäten für Boost­er-Imp­fun­gen, Zweitimp­fun­gen und vor allem auch weit­ere Erstimp­fun­gen benötigt wer­den – die Impfzen­tren im Land vor­sor­glich deut­lich herun­terge­fahren wor­den, schloss das Land zusät­zlich noch Ende Okto­ber auch die zen­trale Impfhot­line. Organ­isierte Ter­min­ver­gaben waren damit mit­ten im deut­lich erkennbaren Start der vierten Welle nicht mehr möglich.

Zur Ehren­ret­tung des Lan­des allerd­ings kann man noch her­anziehen, dass in Meck­len­burg-Vor­pom­mern, anders als in den meis­ten anderen Bun­deslän­dern, die Impfzen­tren vor­sor­glich nicht gän­zlich geschlossen, son­dern deren Kapaz­ität nur mas­siv herun­terge­fahren wor­den war. Let­ztlich bleibt aber die Folge: Schon wenige Wochen später fehl(t)en genau diese Kapaz­itäten, und auch eine organ­isierte Ter­min­ver­gabe gab es nicht.

 

Vierte Welle startete erkennbar: Impfzentren heruntergefahren und Hotline abgeschaltet

Zumin­d­est Let­ztere ist seit dem ver­gan­genen Mon­tag nun allerd­ings wieder geschal­tet. Unter der Rufnum­mer 0385–20271115 ist wieder MV-weit die tele­fonis­che Ter­min­vere­in­barung für Erst‑, Zweit- und Boos­t­er­imp­fun­gen möglich. Wenn, ja wenn – manch­er dürfte ein Déjà-vu haben – man dann auch durchkom­men würde. Denn schon Minuten nach dem Restart der Hot­line war genau das fak­tisch nicht mehr möglich. Wurde man noch von ein­er net­ten Män­ner­stimme begrüßt, kon­nte man durch Druck auf Taste „2” eine konkrete Ter­min­vere­in­barung wählen. Dann bat eine weib­liche Com­put­er­stimme darum, in der Leitung zu bleiben und etwas zu warten. Klar, das tut man gern, um den begehrten Ter­min zu bekom­men. Anders als bei anderen Hot­lines aber, die im näch­sten Schritt über die unge­fähre Wartezeit informieren, hörten unzäh­lige Men­schen schon Sekun­den später die Infor­ma­tion, derzeit seien alle Mitar­bei­t­en­den im Gespräch, man solle später wieder anrufen.

Damit endete der Ver­such. Während ein Sprech­er des Gesund­heitsmin­is­teri­ums in Schw­erin laut DIE ZEIT davon sprach, manch Anrufer sei erst nach etwa zehn Minuten durchgekom­men, sah die Real­ität doch so aus, dass dies den meis­ten Anruferin­nen und Anrufern gar nicht gelang. Selb­st wieder­holte Ver­suche scheit­erten bei den meis­ten. Erneut passte die Kapaz­ität der Impfhot­line nicht zum Bedarf. Nach den Erfahrun­gen vor­ange­gan­gener Monate hätte man diese Sit­u­a­tion eventuell ver­mei­den kön­nen. 

 

Hotline seit Montag wieder geschaltet – Wieder kaum ein Durchkommen

Das Gesund­heitsmin­is­teri­um MV appel­lierte nun laut DIE ZEIT speziell an die Jün­geren noch etwas mit dem Anruf zur Ter­min­vere­in­barung zu warten. Die etwa 150.000 über 70-jähri­gen im Land hät­ten ger­ade eine Empfehlung zur Auf­frischungsimp­fung erhal­ten. „Sie soll­ten dann möglichst auch rasch bei der Hot­line durchkom­men”, heißt es in DIE ZEIT. Es bleibt also abzuwarten, ob die Möglichkeit der tele­fonis­chen Ter­min­vere­in­barung erneut länger­fristig mit dem Kapaz­ität­sprob­lem zu kämpfen hat, oder ob das Land eventuell doch der erfreulich großen Impf­bere­itschaft aller Alter­sklassen Rech­nung trägt, und Wege sucht (und find­et), diesem Eng­pass ent­ge­gen zu wirken. Allerd­ings, auch dies sei nochmals erwäh­nt, beste­ht natür­lich neben den Möglichkeit­en der Imp­fung in den zen­tralen, derzeit wieder im Hochfahren begrif­f­e­nen, Impfzen­tren auch die Imp­fange­bote der Hausärzte zu nutzen. Hier erfol­gt die Ter­min­ver­gabe direkt über die Ärztin oder den Arzt.

 

  • Henning Kobs

    Jour­nal­ist. Wohnt in Braun­schweig. Schreibt seit der Grün­dung im Jahr 2013 als freier Mitar­beit­er gele­gentlich für unsere dig­i­tale Tageszeitung. Er arbeit­et vor allem im Back-Office der Redak­tion.

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