Jazznacht Festival 2022 wirft Schatten voraus

Wer dabei war, wird es bestätigen: Jazz in den Kulissen der Schweriner Schlossfestspiele in der Kulisse des Alten Gartens mit Schloss, Staatlichem Museum und Mecklenburgischem Staatstheater, das war im vergangenen Jahr ohne Frage ein echtes kulturelles Highlight. Dass dies ein einmaliges Erlebnis war und bleibt, ist inzwischen Gewissheit. Denn die Schlossfestspiele Schwerin wird es in ihrer bisherigen form ebenso wenig weiter geben, wie deren Spielort auf dem Alten Garten. Die Gründe dafür dürften vielschichtiger Natur sein. Ein großes Stück kultureller Tradition aber geht verloren. Anders hingegen sieht es mit der vor vielen Jahren von Marianne Wöhrle-Braun ins Leben gerufenen „Schweriner Jazznacht“ aus. Einem Event der Jazz-Extraklasse, das inzwischen zu einem kleinen Festival geworden ist und über Strahlkraft weit über die Stadt- und auch die Regionsgrenzen hinaus verfügt.

 

Aus einer Idee wurde ein echtes Event

Alles begann in Schwerin 2009 mit vor allem viel Enthusiasmus, dem Glauben an die Idee, viel Überzeugungsarbeit – und zweifelsfrei auch mach skeptischem Blick. Gerade Schwerin sollte zu einem der Jazz-Standorte Deutschlands werden? Verband die Stadt doch herzlich wenig bis dahin mit dieser so beeindruckenden Musikrichtung. Vielleicht aber war auch gerade das der Grund für Marianne Wöhrle-Braun, ihre Idee, Jazz-Größen von Rang und Namen in die Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern zu holen. Denn es gab diese für Jazz-Freunde schmerzhafte Lücke im Kulturangebot der Stadt. Unter anderem diese. Und Luft im kommunalen Kulturetat gab es auch nicht, um an der Ist-Situation etwas zu ändern. Der Focus lag auf der Finanzierung des damals noch kommunalen Staatstheaters. So konnte die Stadt maximal kleine Zuschüsse ermöglichen.

 

Marianne Wöhrle-Braun organisiert seit 25 Jahren Jazz-Konzerte

Wenig bis kaum finanzielle Unterstützung von Seiten der Stadt, eine eher brach liegende Jazz-Szene – nicht die optimalsten Voraussetzungen für die Etablierung eines so ehrgeizigen Anliegens. In Schwerin! Vor allem auch, weil das Event auch sozial unterstützen wollte und sollte. Das war und ist bis heute ein wesentliches Ziel von Ideengeberin und Organisatorin Marianne Wöhrle-Braun. Ein sehr hochgestecktes, denn erst einmal musste das Geld zusammenkommen, das das Event überhaupt ermöglichen sollte. Wer die engagierte Frau kennt, weiß, dass dieser Umstand allerdings nur noch eine zusätzliche Herausforderung für sie war. Was ihr andernorts – in Karlsruhe, Ettlingen und Göppingen – gelungen war, musste doch auch in Schwerin funktionieren. Denn schon vor Schwerin hatte Marianne Wöhrle-Braun erfolgreich Jazz-Events erdacht, organisiert und realisiert. „Seit nunmehr 25 Jahren ist es mein Ziel, Business und hochkarätige Jazz-Kultur zusammen zu bringen, von denen alle Seiten profitieren.“ Insgesamt über 60 Konzerte mit mehr als 350 Musikerinnen und Musikern.

 

Reinerlös für gute Zwecke

Und überall gelang es der Jazz-Liebhaberin, vor allem auch die Wirtschaft der Region aber auch die Politik von ihrer Idee zu überzeugen. Eben auch in Schwerin. Durch Spenden und Förderung – und sicherlich auch manch etwas reduzierte Gage zugunsten der Idee – wurden die zahlreichen Konzerte Realität. Ein Reinerlös von insgesamt über 100.000 Euro spricht dabei eine ganz eigene Sprache. Geld, das zu Teilen der Deutschen Myasthenie Gesellschaft e.V. zur Erforschung der Erkrankung Myasthenia gravis, der Stiftung Horizonte MV für benachteiligte Kinder und Jugendliche, dem Konservatorium und Ataraxia Schwerin, dem Kunstverein Schwerin sowie für den mit 3.000 Euro dotierten, und dreimal vergebenen „Young Artist Förderpreis bildende Kunst der Schweriner Jazznacht“ zuflossen.

 

Jazz erklang auch in der Corona-Pandemie

In den beiden zurückliegenden Jahren musste auch die „Schweriner Jazznacht“ deutlich zurückstecken. Corona hatte nicht zuletzt auch die Kulturlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern fest im Griff. Auch in Schwerin entfiel ein großer Teil aller Veranstaltungen. Dennoch organisierte Marianne Wöhrle-Braun immer wieder Konzerttermine und versuchte das Ihrige, sie selbst unter den geltenden Bestimmungen umzusetzen. Das gelang letztlich nicht in jedem Fall. Aber zumindest hier und da. So dass die Schweriner Jazznacht auch während der eher dunklen Pandemiezeit nicht verstummte. Das wohl beste Beispiel war der Jazz-Abend in den Kulissen des „Titanic“-Musicals im vergangenen Sommer.

 

Das aktuelle Programm für 2022

Schon als noch niemand wusste, wie stark und wie lange Delta und Omikron unser Leben noch einmal in den Würgegriff nehmen könnten, startete Marianne Wöhrle-Braun die Planungen für das „Schweriner Jazznacht Festival 2022“. Noch im Nebel der Entwicklungen stochernd gelang es ihr, Künstlerinnen und Künstler zu engagieren und so erneut ein Programm gefüllt mit Jazz der Extraklasse auf die Beine zu stellen. Und es scheint berechtigte Hoffnung zu geben, dass es in diesem Jahr auch endlich wieder stattfinden kann. Vielleicht – oder auch sicherlich – noch mit der einen oder anderen Einschränkung. Und sei es „nur“ die Pflicht zum Tragen des Mund-Nase-Schutzes. Aber es dürfte klappen, hört man, trotz weiterhin Rekord-Inzidenzen, das Scharren der Füße hinsichtlich deutlicher Lockerungen schon in naher Zukunft.

Daher sollen die Fans der Jazz-Musik nun auch nicht länger warten müssen. Hier das aktuelle Programm des diesjährigen „Jazznacht Schwerin Festivals“:

07.04.22 | 19.00 Uhr | Schelfkirche Schwerin Schweriner Jazznacht Exklusiv
Kammerphil Jazz

22.04.22.| 20.00 Uhr | HN Holding Eröffnungskonzert Schweriner Jazznacht Johannes -Stelling-Straße 19 · 19053 Schwerin
Karin Hammar FAB4 »Circles«

23.04.22 | 19.00 Uhr | Schweriner Jazznacht, Großes Haus – Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin
25 Jahre „Jazz meets Business in Benefit!

Nathan Ott Quartett Sandie Wollasch & Klaus Wagenleiter Trio Sisters in Jazz

30.04.2022 | 20.00 Uhr | Schelfkirche Schwerin Konzert zum UNESCO Welttag des Jazz – Schweriner Jazznacht Festival
NDR Bigband plays the music of George Gruntz