Knapp 30.000 EURO für Sea-Watch
Knapp 30.000 Euro konnte das Ensemble der Schlossfestspiele in diesem Jahr als Spende für die Organisation Sea Watch sammeln. Am Samstag wurde der Scheck überreicht.


Die Schlossfestspiele Schwerin 2019 können nicht nur auf zwei großartige Inszenierungen – das Musical „Anatevka” auf dem Alten Garten und die romantische Komödie „Cyrano de Bergerac” im Schlossinnenhof – zurückblicken. Erneut baten die beiden Ensembles sowie die Musikerinnen und Musiker in den vier Wochen um Spenden zur Unterstützung der Arbeit des Sea-Watch.
Rettung mit zwei Seiten
Nicht erst das vor allem in Europa heiß diskutierte Agieren der „Sea Watch 3“ mit der deutschen Kapitänin Carola Rakete an Bord hat die Diskussion um die Rettung schiffbrüchiger Flüchtlinge im Mittelmeer neu entfacht. Nicht allein die Fragen, wo Schiffe mit geretteten Flüchtlingen an Bord anlegen dürfen, und wie dann mit den Flüchtlingen weiter verfahren werden soll, bestimmt viele Schlagzeilen. Ebenso intensiv diskutiert wird die Frage, ob nicht gerade diese Art der im Seenotfall humanitären Pflicht zur Rettung die Menschen erst dazu verleitet, ihr Hab und Gut Schleppern zu übergeben. Schleppern, die gezielt darauf setzen, dass die Flüchtenden nach dem Verlassen vor allem lybischer Hoheitsgewässer aufgrund seeuntauglicher Schlauchboote in Seenot geraten und von privaten Rettungsschiffen aufgenommen werden. Werden also die Retter hier nicht unfreiwillig zu Unterstützern der Schlepper? Stoßen hier nicht die humanitären Gebote, Menschen in Seenot zu retten aber eben auch Menschen nicht dazu zu verleiten, sich selbst in Seenot zu bringen, aufeinander? Steht die moralische Pflicht, Menschen nicht einfach dem Tod zu überlassen, nicht der moralischen Pflicht entgegen, Schleppern in keinster Weise ihr kriminelles Dasein zu erleichtern?
Seenotrettung verdient Unterstützung
Für die Ensembles von „Anatevka“ und „Cyrano de Bergerac“ wie auch für die Mitglieder der Mecklenburgischen Staatskapelle Schwerin steht die Antwort fest: „Seenotrettung ist eine völker- und seerechtliche Verpflichtung. Es kann nicht sein, dass an den Grenzen Europas weiter Menschen ertrinken“, so Martin Neuhaus, Sprecher des Schauspielensembles. Diesem klaren Gedanken folgend, griff man auch in diesem Jahr erneut die Idee einer Sammlung für den Seach-Watch e.V. und dessen Aktivitäten der zivilen Seenotrettung auf. Anknüpfend an eine ähnliche, spontane Aktion der Darstellerinnen und Darsteller der „Dracula“-Inszenierung 2018 wurden in diesem Jahr die Besucherinnen und Besucher beider Aufführungen der Schlossfestspiele des Mecklenburgischen Staatstheaters um Spenden für den Sea-Watch e.V. gebeten. „Sea-Watch ist eine politisch- und religionsunabhängige Nichtregierungsorganisation, die Leben rettet und Unterstützung verdient“, begründet Martin Neuhaus, der seit kurzem auch für Bündnis90/Die Grünen in der Schweriner Stadtvertretung aktiv ist, das Engagement und den konkreten Spendenzweck.
28.500 Euro sind ein großer Erfolg, aber…
Dass viele Besucherinnen und Besucher der großartigen Inszenierungen auf dem Alten Garten und im Schlossinnenhof diese Einschätzung teilten, darauf lassen die insgesamt rund 28.500 Euro schließen, die symbolisch noch am letzten Spielabend an Sea-Watch e.V. übergeben werden konnten.
Eine wirklich stolze Summe, über die sich die Darstellerinnen und Darsteller der diesjährigen Schlossfestspiele Schwerin sowie die Mitglieder der Mecklenburgischen Staatskapelle Schwerin sicherlich zu Recht freuen können. Ein Betrag, der eine große Anerkennung des Engagements der freiwilligen Retter zeigt, der aber, auch dies gehört leider zur Wahrheit, nicht die benannte Problemstellung der Betrachtung von Humanität und Moral aufzulösen vermag. Dies kann Geld allein auch nicht lösen – hier sind politische Lösungen gefragt, die Schleppern die Grundlage nehmen und Seenotrettung überflüssig machen. Dazu bedarf es europaweiter Anstrengungen und Regelungen – die aber einen gemeinsamen Lösungswillen aller, oder zumindest vieler EU-Staaten voraussetzt. Bis dies soweit ist, werden private Retter weiter Flüchtlinge in Seenot retten und damit zeitgleich Schleppern und deren kriminellem Milliardengeschäft unfreiwillig in die Hände spielen.
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