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Knapp 30.000 EURO für Sea-Watch

Knapp 30.000 Euro konnte das Ensemble der Schlossfestspiele in diesem Jahr als Spende für die Organisation Sea Watch sammeln. Am Samstag wurde der Scheck überreicht.

  • Veröffentlicht Juli 23, 2019
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Über­re­ichung des Schecks an Sea Watch Foto: Silke Win­kler

 

Die Schloss­fest­spiele Schw­erin 2019 kön­nen nicht nur auf zwei großar­tige Insze­nierun­gen – das Musi­cal „Anat­ev­ka” auf dem Alten Garten und die roman­tis­che Komödie „Cyra­no de Berg­er­ac” im Schlossin­nen­hof – zurück­blick­en. Erneut bat­en die bei­den Ensem­bles sowie die Musik­erin­nen und Musik­er in den vier Wochen um Spenden zur Unter­stützung der Arbeit des Sea-Watch.

 

 Rettung mit zwei Seiten

 

Nicht erst das vor allem in Europa heiß disku­tierte Agieren der „Sea Watch 3“ mit der deutschen Kapitänin Car­o­la Rakete an Bord hat die Diskus­sion um die Ret­tung schiff­brüchiger Flüchtlinge im Mit­telmeer neu ent­facht. Nicht allein die Fra­gen, wo Schiffe mit geretteten Flüchtlin­gen an Bord anle­gen dür­fen, und wie dann mit den Flüchtlin­gen weit­er ver­fahren wer­den soll, bes­timmt viele Schlagzeilen. Eben­so inten­siv disku­tiert wird die Frage, ob nicht ger­ade diese Art der im Seenot­fall human­itären Pflicht zur Ret­tung die Men­schen erst dazu ver­leit­et, ihr Hab und Gut Schlep­pern zu übergeben. Schlep­pern, die gezielt darauf set­zen, dass die Flüch­t­en­den nach dem Ver­lassen vor allem lybis­ch­er Hoheits­gewäss­er auf­grund see­un­tauglich­er Schlauch­boote in Seenot ger­at­en und von pri­vat­en Ret­tungss­chif­f­en aufgenom­men wer­den. Wer­den also die Ret­ter hier nicht unfrei­willig zu Unter­stützern der Schlep­per? Stoßen hier nicht die human­itären Gebote, Men­schen in Seenot zu ret­ten aber eben auch Men­schen nicht dazu zu ver­leit­en, sich selb­st in Seenot zu brin­gen, aufeinan­der? Ste­ht die moralis­che Pflicht, Men­schen nicht ein­fach dem Tod zu über­lassen, nicht der moralis­chen Pflicht ent­ge­gen, Schlep­pern in kein­ster Weise ihr krim­inelles Dasein zu erle­ichtern?

 

Seenotrettung verdient Unterstützung

 

Für die Ensem­bles von „Anat­ev­ka“ und „Cyra­no de Berg­er­ac“ wie auch für die Mit­glieder der Meck­len­bur­gis­chen Staatskapelle Schw­erin ste­ht die Antwort fest: „Seenotret­tung ist eine völk­er- und seerechtliche Verpflich­tung. Es kann nicht sein, dass an den Gren­zen Europas weit­er Men­schen ertrinken“, so Mar­tin Neuhaus, Sprech­er des Schaus­pie­lensem­bles. Diesem klaren Gedanken fol­gend, griff man auch in diesem Jahr erneut die Idee ein­er Samm­lung für den Seach-Watch e.V. und dessen Aktiv­itäten der zivilen Seenotret­tung auf. Anknüpfend an eine ähn­liche, spon­tane Aktion der Darstel­lerin­nen und Darsteller der „Dracula“-Inszenierung 2018 wur­den in diesem Jahr die Besucherin­nen und Besuch­er bei­der Auf­führun­gen der Schloss­fest­spiele des Meck­len­bur­gis­chen Staat­sthe­aters um Spenden für den Sea-Watch e.V. gebeten. „Sea-Watch ist eine poli­tisch- und reli­gion­sun­ab­hängige Nichtregierung­sor­gan­i­sa­tion, die Leben ret­tet und Unter­stützung ver­di­ent“, begrün­det Mar­tin Neuhaus, der seit kurzem auch für Bündnis90/Die Grü­nen in der Schw­er­iner Stadtvertre­tung aktiv ist, das Engage­ment und den konkreten Spenden­zweck.

 

28.500 Euro sind ein großer Erfolg, aber…

 

Dass viele Besucherin­nen und Besuch­er der großar­ti­gen Insze­nierun­gen auf dem Alten Garten und im Schlossin­nen­hof diese Ein­schätzung teil­ten, darauf lassen die ins­ge­samt rund 28.500 Euro schließen, die sym­bol­isch noch am let­zten Spielabend an Sea-Watch e.V. übergeben wer­den kon­nten.

Eine wirk­lich stolze Summe, über die sich die Darstel­lerin­nen und Darsteller der diesjähri­gen Schloss­fest­spiele Schw­erin sowie die Mit­glieder der Meck­len­bur­gis­chen Staatskapelle Schw­erin sicher­lich zu Recht freuen kön­nen. Ein Betrag, der eine große Anerken­nung des Engage­ments der frei­willi­gen Ret­ter zeigt, der aber, auch dies gehört lei­der zur Wahrheit, nicht die benan­nte Prob­lem­stel­lung der Betra­ch­tung von Human­ität und Moral aufzulösen ver­mag. Dies kann Geld allein auch nicht lösen – hier sind poli­tis­che Lösun­gen gefragt, die Schlep­pern die Grund­lage nehmen und Seenotret­tung über­flüs­sig machen. Dazu bedarf es europaweit­er Anstren­gun­gen und Regelun­gen – die aber einen gemein­samen Lösungswillen aller, oder zumin­d­est viel­er EU-Staat­en voraus­set­zt. Bis dies soweit ist, wer­den pri­vate Ret­ter weit­er Flüchtlinge in Seenot ret­ten und damit zeit­gle­ich Schlep­pern und deren krim­inellem Mil­liar­dengeschäft unfrei­willig in die Hände spie­len.

 

  • Stephan Haring

    Stephan Har­ing ist freier Mitar­beit­er unser­er dig­i­tal­en Tageszeitung. Er hat ein Bach­e­lor-Studi­um der Kom­mu­nika­tion­swis­senschaften an der Uni­ver­sität Erfurt mit den Neben­fäch­ern Sozial­wis­senschaften & Poli­tik absolviert. Im Nach­hinein arbeit­ete er in lei­t­en­den Funk­tio­nen der Presse- & Öffentlichkeit­sar­beit, im Leitungs­bere­ich eines Unternehmens sowie als Rek­tor ein­er pri­vat geführten Hochschule. Zudem entwick­elte, organ­isierte und real­isierte er mit der durch ihn entwick­el­ten LOOK ein Fash­ion­event in Schw­erin. Heute arbeit­et er freiberu­flich als Tex­ter, Press­esprech­er und Tex­tko­r­rek­tor sowie als Berater in ver­schiede­nen Pro­jek­ten. In einem Schw­er­iner Orts­beirat ist er zudem ehre­namtlich als Vor­sitzen­der kom­mu­nalpoli­tisch aktiv.

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