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Paulshöhe: „Wir wollen ein Konzept aufstellen, dass alle Interessengruppen berücksichtigt“

Heute stellt der Verein Kulturstadion Paulshöhe sein Nutzungskonzept für den ältesten Sportplatz Schwerins vor.

  • Veröffentlicht November 11, 2020
Die Schweriner Immobilienmaklerin Irene Wiens engagiert sich für die Paulshöhe | Foto.: privat

 

Für heute hat der Verein Kulturstadion Paulshöhe, der sich im September gründetet, eine Video-Vorstellung seines Erhaltungskonzeptes für das Stadion angekündigt. Im Vorfeld sprachen wir mit der Schweriner Unternehmerin Irene Wiens, die auch Vorstandsmitglied im neugegründeten Verein ist über das Projekt. 

 

Im September habt Ihr Euren Trägerverein gegründet. Damit wollt ihr die Paulshöhe zumindest teilweise erhalten. Was schwebt Euch genau vor?

Der Stadtvertreterbeschluss für „Gemeinwohlorientierte Bodenpolitik“ sagt deutlich, dass eine Verpachtung einem Verkauf vorzuziehen ist. Die Waldorfschule ist formal auch nur ein Verein. Also lag es für uns nahe unseren Verein zu gründen, der ein Angebot der Verpachtung nutzen könnte.

 

Ist das Thema Paulshöhe nicht längst ein abgehaktes Thema in der Stadt? Wie ist die Resonanz auf Eure Gründung?

Überwältigend. Derzeit bauen wir die Struktur des Vereines aus, entwerfen Satzung, Mitgliedsanträge, Flyer, die Internetseite. Parallel passen wir unser Konzept nahezu täglich an die sich ändernden Gegebenheiten an. Die Stadt hat bei ihren Planungen beispielsweise Vereine übersehen. Der PSV Radsport zum Beispiel hat noch immer seine Räume auf der Paulshöhe. Der Verein, so haben wir es auf der vergangenen öffentlichen Vorstandssitzung beschlossen, wird in unserem Konzept berücksichtigt werden. Zudem spielt aktuell die einzige Fussball Frauenmannschaft auf Paulshöhe – und sie möchte es weiter tun. Ein Umzug nach Lambrechtsgrund ist nicht das was die Damen wollen. Auch sie werden wir in unserem Konzept berücksichtigen. Dazu kommen natürlich die Kinder und Jugendmannschaft, die Herrenmannschaften der SG Dynamo. Auch Sie wollen auf dem Platz bleiben. Und auch sie finden Berücksichtigung in unseren Planungen.

Und hinter jedem einzelnen Verein stehen hunderte Fans, die ebenfalls auf der Paulshöhe ihre Mannschaften anfeuern wollen. Das Interesse und der Bedarf eines ligatauglichen Stadions auf der Paulshöhe ist da. Der Platz ist aktiv in Benutzung und eine Verdrängung von Menschen kann doch nicht ernsthaft Anliegen der Stadt und der Waldorfschule sein.

 

Bis Ende des Jahres, so die Ankündigung, möchtet ihr der Stadt ein konkretes Angebot für die Pachtung des Kernsportplatzes machen. Werdet ihr Stand heute diesen Plan verwirklichen können?

Wir wollen ein Konzept aufstellen, dass alle Interessengruppen berücksichtigt und schlüssig und nachvollziehbar ist. Die derzeitige Ausgangslage macht für Alle das Arbeiten natürlich nicht leichter. Der Vorstand ist aber gut aufgestellt und wir haben den starken Willen unser Ziel zu erreichen.

 

Wie hoch müsste die monatliche Pacht aus Eurer Sicht sein, damit ihr so einen Vertrag mit der Stadt unterschreiben würdet?

Wir gehen derzeit von einem Mitgliedsbetrag für Einzelpersonen von 10,- € im Monat aus. Bei 100 Mitgliedern wäre gemessen an der Wunschvorstellung zum Verkaufspreis der Stadt – und einem Pachtvertrag über 99/100 Jahren die Pacht bezahlt.

Alleine die SG Dynamo hat seit Saisonbeginn bei jedem Spiel zwischen 250 und 480 Menschen in das Stadion gezogen. Den Betrieb und die Platzvergabe würde dann unser Verein übernehmen. Dafür sollen Sponsoren, sowohl Privatpersonen als auch aus dem Unternehmerbereich angeworben werden.

 

Die Stadt hat sich bisher immer für eine Verwertung der Fläche, beispielsweise als Bauland, ausgesprochen. Wäre die Verpachtung jetzt nicht eine Rolle rückwärts?

Wenn eine Verpachtung an die Waldorfschule – ein Verein – möglich ist, weswegen sollte es nicht möglich sein einen Teil der Paulshöhe an diejenigen zu verpachten, die seit der Eröffnung im Jahr 1922 den Platz nutzen? Die Vereine, die Fans die seit Jahrzehnten dort beheimatet sind – arbeiten nun gemeinsam mit uns an den Feinheiten des Konzeptes – diese Menschen zu vertreiben wäre fatal.

Außerdem sind wir der Auffassung, dass nach den Erfahrungen in der jetzigen Corona-Krise viele Vorgänge anders bewertet werden. Viele Bürger spüren auch, dass in Zukunft – und schon lange überfällig – vieles anders laufen wird. Wir Alle werden uns von Gewohnheiten verabschieden müssen: Mehr Kleinteiligkeit, mehr Nähe am Bürger, keine Großkonzepte mehr!

Außerdem ist in der Vergangenheit die Immobilienpolitik der Stadt Schwerin für den Einzelnen nicht mehr so ganz nachvollziehbar gewesen. Vieles wurde da in Hinterzimmern – außerhalb der Öffentlichkeit – geregelt. Das entspricht nicht dem Geist von Offenheit und Transparenz. Es ist doch klar, wenn die Waldorfschule das Gelände zu günstigen Konditionen erhalten soll, dann wird doch am ehemaligen Standort wieder lukratives Bauland bzw. Wohnflächen frei. Vielleicht sollte die Stadt Schwerin eine so wichtige Schule auch zentraler unterbringen, da gibt es auch noch andere schöne Grundstücke.

 

Gibt es schon Signale aus der Stadt, die eine Offenheit gegenüber Euren Plänen vermuten lassen?

Über verschiedene Randgespräche wurde uns zugetragen, dass die Stadtverwaltung und auch große Teile der der Stadtpolitik abwarten welche Ansätze im aktuell stattfindenden Dialogforum entwickelt werden.

 

Gerade läuft ja auch das Dialogforum zur Paulshöhe. Spielt die Idee Eures Vereins da auch eine Rolle oder muss man davon ausgehen, dass das Forum am Ende eine völlig andere Empfehlung abgeben wird?

Ja natürlich. Eines unserer Vorstandmitglieder ist durch Losglück Teilnehmer am Dialogforum. Das Dialogforum arbeitet autonom.

Ein Beschluss des Dialogforums wird aber lediglich empfehlenden Charakter an die Stadtvertretung haben. Am Ende wird unser Konzept also von Dialogforum mit empfohlen, oder wir werden einen Alternativvorschlag einbringen, der – entgegen aller Erwartungen auch der Waldorfschule gefallen könnte, ebenso den Kanuten, den PSV Radsport und den Damen von FSV.

 

Angenommen ihr könntet den Sportplatz pachten: Was wäre Euer Nutzungskonzept?

Das werden wir im Detail der Öffentlichkeit vorstellen, eventuell wird etwas auch schon vorher für ganz Neugierige auf unserer Internetseite zu finden sein. Unsere Vorstandstreffen sind übrigens öffentlich.

 

Written By
Stefan Rochow

ist Journalist, Unternehmer und Gründer von SNO | Schwerin-Lokal. Mail: redaktion@schwerin-lokal.de

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