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Pflege(r)notstand in Schwerin

  (stm). Wie sieht die Zukunft der Pflege in Schwerin aus? Darüber haben wir uns mit dem kommissarischen Leiter der Evangelischen Altenpflegeschule in Schwerin, Karsten Jagau, unterhalten.   „Der Pflegenotstand

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  • Veröffentlicht Mai 3, 2015
Karsten Jagau in seinem Büro
Karsten Jagau in seinem Büro

 

(stm). Wie sieht die Zukunft der Pflege in Schwerin aus? Darüber haben wir uns mit dem kommissarischen Leiter der Evangelischen Altenpflegeschule in Schwerin, Karsten Jagau, unterhalten.

 

„Der Pflegenotstand ist in Schwerin angekommen.“ sagt Karsten Jagau. Er selbst arbeitet seit über einem Jahrzehnt gegen den Pflegenotstand. Sowohl politisch, als auch von Berufswegen her. Jagau war bis in der letzten Woche kommissarischer Leiter „Evangelische Altenpflegeschule Schwerin im Diakoniewerk Neues Ufer gGmbH“ in der Alexandrinenstraße. Ab Montag übernimmt Frau Tieth die Leitung der Einrichtung. Mit Karsten Jagau haben wir uns einmal über die aktuelle Situation der Pflege in Schwerin unterhalten.

 

Dem Altenpfleger, der nun selbst zukünftige Altenpfleger ausbildet, geht es um mehr als um die Ausbildung. Er macht sich Gedanken, wie dem Pflegenotstand begegnet werden könnte: „Um eine menschliche Pflege zu sichern, müssen die Arbeitsbedingungen in der Pflege verbessert werden. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe fordert deshalb, dass zusätzliche Finanzmittel nur unmittelbar der Bewohner- und Patientenversorgung zugute kommen dürfen. Das ist richtig.“ , sagt Jagau. Pflege und speziell die Altenpflege, habe ein Image, das verbessert werden kann und muss.

 

Pflegenotstand und Demographie

 

Der Pflegenotstand betrifft die zu Pflegenden ebenso wie die, die in der Pflege arbeiten. Es gibt immer mehr alte und sehr alte Menschen. Darüber hinaus werden immer weniger Kinder geboren. Verharmlosend spricht die Politik allgemein vom demografischen Wandel und verschleiert damit, dass es an dieser Stelle unsere gesamte Gesellschaft in Frage gestellt wird, da sie zunehmend überaltert. Auch in Mecklenburg-Vorpommern wird es in wenigen Jahren viel mehr Menschen geben, die gepflegt werden müssen. Alleine in Schwerin wird die Anzahl in wenigen Jahren von 700 auf etwa 5.200 pflegebedürftige Menschen steigen. Damit rechnen zumindest die Zahlen des sozialministeriums in Mecklenburg.Vorpommern. Gleichzeitig sinkt die Anzahl von Pflegekräften, die schon heute händeringend gesucht werden. Weil in den kommenden Jahren geburtenschwache Jahrgänge in die Ausbildungen eintreten, kann dieser Bedarf durch Ausbildung von Fachkräften längst nicht mehr kompensiert werden.

 

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Pflege ist ein anerkannter Mangelberuf. Hier beklagt Jagau, dass nur mit „alten Mitteln“ versucht wird, etwas entgegenzusetzen. „Schon in den 1950er Jahren wurde die erste koreanische Krankenschwester als Antwort auf den Pflegenotstand nach West-Deutschland geholt. Heute werden Menschen aus Spanien und China hierher eingeladen“. Diese Massnahme hilft erfahrungsgemäß nur kurzfristig. Es müßten mehr Bürger gewonnen werden, die in den Pflegeberuf gehen wollen. Das Berufsbild muss attraktiver werden, die Arbeitsbedingungen verbessert und auch die Entlohnung müßte sich anpassen. „Das es anders geht, sehen wir an Dänemark oder der Schweiz“, so Jagau.

 

In Mecklenburg Vorpommern droht tatsächlich aus dem vielzitierten Pflegenotstand eine handfeste Pflegekatastrophe zu werden. Die Menschen werden auch hier immer älter. Immer weniger Menschen entscheiden sich aber einen Pflegeberuf zu ergreifen. „Der Beruf ist tatsächlich anstrengend, er verlangt den Azubis eine Menge ab. Wer belastbar ist und Emphatie für Menschen aufbringen kann, wer gerne anderen Menschen hilft, für den ist dieser Job der Richtige.“, glaubt Karsten Jagau.

 

Freie Ausbildungsplätze

 

Dreh- und Angelpunkt ist eine fundierte Ausbildung. „Wir bilden aus. Es sind noch viele Ausbildungsplätze frei, für die geeignete Bewerber gesucht werden. Wer den Beruf des Kranken- und Altenpflegehelfers oder des Altenpflegers erlernen will, der kann es bei uns problemlos tun. Auch eine berufsbegleitende Ausbildung wird angeboten. Eine Altersgrenze nach oben gibt es nicht.“, so Jagau.

 

Die Evangelische Altenpflegeschule (EvA) besteht seit 1991 und ist fester Bestandteil der Bildungslandschaft Mecklenburg-Vorpommerns. Als höhere Berufsfachschule ist sie dem Bereich Sekundarstufe II zugeordnet. Das bedeutet: Die dreijährige Altenpflegeausbildung ist auf hohem Niveau angesiedelt. Die Ansprüche an die Ausbildung von Altenpflegerinnen und Altenpflegern orientieren sich genau daran. Altenpfleger müssen selbstständig arbeiten und eine kompetente Pflege und Betreuung sowie Beratung in allen Lebenslagen der Senioren praktisch umsetzen können. „Die eigenen Pflegeerfahrungen unseres Lehrer und eine enge Zusammenarbeit mit Trägern der praktischen Ausbildung, garantieren unseren Schülern eine hochwertige theoretische und fachpraktische Ausbildung und unseren Absolventen damit beste Chancen auf dem Arbeitsmarkt.“

 

Auch die Ausbildung zu Kranken- und Altenpflegehelferinnen (18 Monate) findet auf einem hohen Niveau statt. Ausbildungsbeginn ist in der EvA jeweils zum 1. September eines Jahres.

 

„Wir bilden überbetrieblich aus.“ sagt Jagau. „Das bedeutet, die theoretische Ausbildung erhält man bei uns, die Praxis dann in befreundeten stationären oder ambulanten Pflegebetrieben in Schwerin und dem weiteren Umland. Wer auf die Schnelle keinen geeigneten Betrieb findet, dem helfen wir eine passende Einrichtung zu finden.“

 

Die Pflege ist mehr Wert: Pflege kann nicht jeder! Pflege ist eine verantwortungsvolle, selbstständige und qualitativ hochwertige Tätigkeit. Eine Tätigkeit, an der die Menschlichkeit der Gesellschaft abgelesen werden kann.

 

Doch was passiert nach der Ausbildung? Laut Karsten Jagau wurden im Jahr 2013 nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung 100 Prozent der Fachkräfte und 80 Prozent der Helfer in ein Arbeitsverhältnis übernommen. im vergangenen Jahr, sah die Quote nicht ganz so gut aus, da zwei Absolventen der Altenpflege nach der Ausbildung ein Studium angefangen haben. Insgesamt erreicht die Altenpflegeschule aber eine Quote von der viele andere Berufsgruppen nur träumen können.
„Altenpflege ist ein sicheres Berufsfeld der Zukunft“, so Jagau weiter. „Ab 01. September starten die neuen Ausbildungsgänge. Wir nehmen Bewerbungen für ein gesichertes Berufsleben gerne an.

 

 

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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