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Schwerin: Corona-Pandemie zeigt Spuren im Handwerk

Der Lockdown ist deutschlandweit an einem großen Teil der Handwerksbranchen mehr oder weniger vorbei gegangen. Auch in Schwerin konnten zahlreiche Unternehmen in der Regel weiterarbeiten – andere aber traf es

  • Veröffentlicht Oktober 12, 2020
In einer Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Schwerin zeigen sich Licht und Schatten – trotz im Schnitt (noch) guter Zahlen. | Symbolbild

Der Lockdown ist deutschlandweit an einem großen Teil der Handwerksbranchen mehr oder weniger vorbei gegangen. Auch in Schwerin konnten zahlreiche Unternehmen in der Regel weiterarbeiten – andere aber traf es hart. Daher hinterlässt die Corona-Pandemie auch in Teilen des Handwerks ihre Spuren, wie die Herbst-Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Schwerin zeigt. Während es den Bau- und Ausbaubetrieben weiterhin gut geht, sieht es in der Kfz-Branche und in Zulieferbetrieben schlechter aus. Der Ausblick auf den weiteren Verlauf ist dabei auch von mehr Unsicherheit geprägt als bisher.

 

Herbst-Konjunkturumfrage im Tenor positiv, aber mit Schatten

Im Ergebnis der Umfrage sank der Geschäftsklimaindex im Handwerk des Kammerbezirks Schwerin gegenüber dem Vorjahr um deutlich 17,4 Punkte auf einen Wert von 115,5. Nach extrem erfreulichen Hochs der letzten Jahre bedeutet dies allerdings noch keine „Katastrophe“. Vielmehr bewegt dich der Wert nun im guten Mittelfeld. Dennoch aber zeigt die Entwicklung an, dass sich die Auswirkungen der Corona-Pandemie schrittweise auch im Handwerk bemerkbar machen.

Dennoch aber, und das gibt Hoffnung, überwiegen die positiven Einschätzungen hinsichtlich der eigenen aktuellen Geschäftslage noch deutlich. Rund 88 Prozent der Betriebe bezeichnen dabei ihre Geschäftslage als gut oder befriedigend. Nur 6 Prozent weniger als im Vorjahr. Mehr als die Hälfte bewerten ihre Geschäftslage als gut, für etwa ein Drittel stellt sie sich als befriedigend dar. Aber auch das gehört zur Wahrheit: Der Anteil derer, die eine schlechte Geschäftslage beklagen, hat sich im Vergleich zum Vorjahr auf 12 Prozent verdoppelt. Ein etwas tiefergehender Blick zeigt dann auch, dass offenbar einige Branchen doch härter von der Situation betroffen sind als andere. So bewerten gerade Baubetriebe ihre Geschäftslage mit mehr als 98 Prozent als gut oder befriedigend. Ein Wert, der kaum zu toppen ist. Ähnlich gut geht es den Ausbauhandwerken, also z.B. den Elektro- oder Sanitär- und Heizungsbetrieben. Auch bei Bäckern und Fleischern ist die derzeitige Geschäftslage überwiegend gut.

 

Dunkle Wolken vor allem im Kfz-Gewerbe und bei persönlichen Dienstleistungen

Ganz anders aber sieht es im Kfz-Gewerbe aus. Fast 29 Prozent der Unternehmen beklagen eine schlechte Geschäftslage. Dicht gefolgt dabei übrigens von den Gesundheitshandwerken, bei denen etwa ein Viertel ähnlich negative Antworten gab. Weniger zufrieden sind auch die Zulieferbetriebe und die persönlichen Dienstleister wie z.B. Friseure.

 

„Corona hat das Handwerk nicht aus der Spur gebracht. Im Gegenteil sind gerade die Handwerker in diesen unsicheren Zeiten ein wesentlicher Faktor für Stabilität und Normalität des Wirtschaftsbetriebes und für die Beschäftigten. Aber auch bei uns gibt es Branchen und Unternehmen, die zu kämpfen haben und Unterstützung benötigen.“
Dr. Gunnar Pohl (Hauptgeschäftsführer Handwerkskammer Schwerin.)

 

Ein Blick in die Auftragsbücher des Handwerks zeigt ebenfalls ein positives Bild. Allerdings ist bereits ein abschmelzen der Auftragspolster im vergleich zum Vorjahr zu erkennen. Auch hier zeigt sich die Branchendifferenzierung dabei wieder deutlich. Bauhandwerk und Zulieferbetriebe sind im Hoch, das Kfz-Handwerk liegt deutlich unter dem Schnitt. Stabilität besteht bei einem Blick auf die Beschäftigten-Zahlen im Handwerk. Etwa 11 Prozent der Unternehmen stockten ihre Team auf, 12 Prozent reduzierten. In den Baubetrieben gibt es dabei den größten Zuwachs und den geringsten Rückgang an Beschäftigten. In den Gesundheitshandwerken und bei den persönlichen Dienstleistern überwiegen die Abgänge.

 

„Auf die weitere Entwicklung sehen unsere Betriebe deutlich skeptischer als bisher, was sich im Geschäftsklimaindex niederschlägt.“
Dr. Gunnar Pohl

 

So positiv sich im Durchschnitt damit die aktuelle Lage darstellt, so deutlich sind auch erste Warnzeichen. Denn den weiteren Konjunkturverlauf schätzen die Handwerker im Kammerbezirk Schwerin schon nicht mehr ganz so glänzend ein. „Rund 85 Prozent der Betriebe gehen weiterhin von einer guten oder befriedigenden Geschäftsentwicklung aus. Davon erwarten aber nur noch 10 Prozent eine gute Geschäftslage. Das Gros stellt sich mit 74 Prozent auf eine zufriedenstellende Entwicklung ein“, heißt es in einer Mitteilung der Handwerkskammer Schwerin. Hier ist die branchenbezogene Einschätzung etwas einheitlicher. Allerdings blicken Gesundheitshandwerksberufe dabei doch deutlich positiver als der Schnitt in die Zukunft. Ganz anders hier auch wieder das Kfz-Handwerk und die persönlichen Dienstleister. Sie schauen besonders skeptisch nach vorn.

 

Dr. Gunnar Pohl, Hauptgeschäftsführer Handwerkskammer Schwerin

Einen weiteren Lockdown vermeiden

„Handwerk lebt im Wesentlichen von der Binnenkonjunktur. Wichtig ist, dass die Investitionsfähigkeit der öffentlichen Hand sowie der gewerblichen und privaten Kunden erhalten bleibt und gestärkt wird. Bundesweit gibt es die Prognose, dass das Handwerk das Jahr besser als die restliche Wirtschaft abschließen wird – wenn auch erstmals seit 2013 mit einem Umsatzminus. Voraussetzung ist, dass es keinen zweiten Lockdown gibt. Wir alle müssen dazu beitragen, dass sich nicht wiederholt, was im Frühjahr geschehen ist. Das könnten dann viele Betriebe wohl nicht mehr verkraften“, so Dr. Gunnar Pohl, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Schwerin hinsichtlich der Aussichten für das Handwerk.

 

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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