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Schwerin: Im Seglerheim einen Traum verwirklichen

Es ist wohl einer der wundervollsten Orte in Schwerin: Das Seglerheim. Etwas verborgen gelegen auf einer Landzunge hinter dem Marstall, umgeben von Wasser und Segelbooten, liegt es derzeit fast verträumt

  • Veröffentlicht März 2, 2020
In das Seglerheim in Schwerin ist neues gastronomischen Leben eingezogen. | Foto: schwerin-lokal.de

Es ist wohl einer der wundervollsten Orte in Schwerin: Das Seglerheim. Etwas verborgen gelegen auf einer Landzunge hinter dem Marstall, umgeben von Wasser und Segelbooten, liegt es derzeit fast verträumt da, das strahlendweiße Fachwerkgebäude am Schweriner See. Blickt man von hier aus derzeit über die beiden Anlegestege auf den Schweriner See, beschleicht einen schnell ein wenig Melancholie. Ein grauer Himmel, die verlassenen Stege, ein komplett still liegender See. Und doch ist hier nicht das Ende – hier beginnt vielmehr gerade etwas ganz Neues. Denn die Gastronomie im Seglerheim fängt gerade an neu zu leben.


Zuletzt gab es viel Kritik am Seglerheim

Bereits seit Längerem – und hier sind nicht die letzten Wochen und Monate gemeint, in denen das Lokal nur noch sporadisch oder gar nicht geöffnet war – hatte das Seglerheim als echter Anziehungspunkt in Schwerin verloren. Die Gründe dafür mögen vielfältig gewesen sein. Aber es kamen immer weniger Gäste in das Lokal. Auch der Segelverein, der als Verpächter dieses an sich so wunderschönen Kleinods agiert, bemerkte dies natürlich. Sowohl aus dem Verein selbst als auch von außen wurde der Wunsch nach Veränderung laut. Da war es nur konsequent, dass man sich nach neuen Betreibern umsah. Manchmal ist einfach ein Neuanfang für alle Beteiligten der sinnvollste Weg.  

 

Moderner und doch gemütlich ist der Restaurantbereich des Seglerheim Schwerin jetzt. | Foto: schwerin-lokal.de

Neue Betreiber zeigen hier ihr ganzes Können

Als gut vernetzte wirkliche Gastronomieexperten erfuhren natürlich auch Christoph Gerlach (47) und Fabian Zinck (37) von dieser Entwicklung. Beide waren zu diesem Zeitpunkt noch für das „Weinhaus Wöhler“ tätig. Sie erkannten die Chance und griffen zu. „Nach dreißig Jahren in der Gastronomie wollte ich endlich die Chance haben, eigene Ideen auch eigenverantwortlich umzusetzen“, so Gerlach. „Es ist das eine, bestmöglich aber immer mit der Erfordernis der Zustimmung eines Chefs im Interesse der Gäste zu arbeiten. In einem eigenen Lokal kann man schlussendlich wirklich und uneingeschränkt das tun, was man im Interesse der Gäste für den richtigen Weg und das richtige Angebot hält.“

 

Bei einem schönen Essen und einem gemütlichen Glas Wein kann man schnell auch dem noch etwas tristen Blick über den Schweriner See Positives abgewinnen. | Foto: schwerin-lokal.de

Idee der Selbstständigkeit reifte recht lange

„Wir wissen, wie Gastronomie funktioniert und haben über die Jahre ein Gefühl für die Wünsche und Bedürfnisse der Schwerinerinnen und Schweriner aber auch der Gäste unserer schönen Stadt entwickelt. Diese ohne Kompromisse nun wirklich realisieren zu können, und wirklich der eigene Herr zu sein, ist eine absolut großartige Chance“, ergänzt Fabian Zink.“ Mehrere Jahre hatte beide eben dieser Gedanke bewegt. Aber irgendwie kam es bislang nie zum konsequenten Schritt. „Vermutlich war es auch Angst vor der eigenen Courage“, sagt Gerlach selbstkritisch.

Das ist mehr als verständlich, denn im Gegensatz zu einem großen Player in Steinwurfnähe müssen die beiden jeden Cent selbst erwirtschaften. Auch für die Investitionen setzen sie wie alle rein privatwirtschaftlich agierenden Gastronomen in Schwerin ihr eigenes Geld dabei ein.

„Und in meinem Fall kam irgendwie auch immer noch mein Sohn dazu, für den ich solange da sein wollte, wie es für ihn und mich wichtig und richtig erschien. Nun ist er aber 19 Jahre und damit alt genug. Jetzt kann ich problemlos auch regelmäßig zwölf oder vierzehn Stunden arbeiten“, so Gerlach. 

 

Moderner und doch gemütlich ist der Restaurantbereich des Seglerheim Schwerin jetzt. | Foto: schwerin-lokal.de

Wenig Zeit für ein neues Ambiente

Letztendlich, da sind sich Christoph Gerlach und Fabian Zinck einig, hat aber auch das wirklich passende Objekt gefehlt. Mit dem Seglerheim war es nun gefunden, und damit die Konsequenz klar: Die zwei starten eigenverantwortlich durch. Ganz Profi haben sie alles perfekt vorbereitet und geplant. Allerdings wurde es dann doch etwas knapp und hektisch. Denn entgegen der Hoffnung beharrten die Vorpächter des Objektes darauf, bis zur letzten Minute den Schlüssel nicht zu übergeben. Zwar war da das Lokal längst nicht mehr geöffnet. Aber hier galt das Prinzip. So mussten die vorgesehenen Umbauarbeiten in sportlich kurzer Zeit realisiert werden. Im Saal galt es das Parkett abzuschleifen und neu zu versiegeln. Und auch im Speisebereich sollte das etwas verstaubte Ambiente einem modernen Antlitz weichen. Also mussten alle Wände gemalert, der Tresen restauriert, moderne Lampen und Edelstahlelemente eingebracht werden. Zwei Wochen waren da keine besonders lange Zeit.


„Nahezu jeden Abend ausgebucht“

Aber es klappte, und die Eröffnung am 15. Februar wurde zum Erfolg. Zwar steht in den nächsten Tagen noch der Einbau eines neuen Windfangs mit Garderobe und Präsentationsbereich für Weine auf dem Plan, aber der Betrieb startete erfolgreich. Schnell sprach sich in Schwerin herum, dass das Seglerheim wieder geöffnet hat. Und, dass es zwei ebenso erfahrene wie motivierte und bekannte Gastro-Profis betreiben. Gerlach und Zink sind „geflasht“ von dem, was sie seither erleben dürfen. „Die Reservierungslage ist absolut großartig. Nahezu jeden Abend sind alle Tische besetzt“, so Gerlach. Und als wollten die Gäste es bestätigen, klingelt mindestens fünfmal während unseres Gesprächs mit den beiden ambitionierten Gastronomen das Telefon, und Gäste fragen nach Plätzen. Zweimal steht sogar jemand in der Tür, obwohl zur Vormittagsstunde eigentlich noch gar nicht geöffnet ist.

 

Aus jedem Fenster blickt man auf den Schweriner See. Hier kann man den Alltag einfach mal vergessen. | Foto: schwerin-lokal.de

Schritt für Schritt bis zum vollen Angebot

„Um alles Schritt für Schritt anlaufen zu lassen, öffnen wir derzeit täglich 17 Uhr. Lediglich montags ist ganz geschlossen und sonntags geht’s zum Brunch schon früher los. Dann allerdings schließen wir auch um 16:30 Uhr“, so Zinck. Allerdings, der Hinweis sei erlaubt, auch für den Brunch sollte man unbedingt vorher reservieren. Ab April wollen die beiden mit ihrem nicht minder ambitionierten Team dann aber so richtig durchstarten. Dann steht das Seglerheim mit seinen 60 Restaurant- und und weiteren 60-80 Saalplätzen allen Gästen auch zum Mittag, für die Kaffee-Runde und natürlich das Abendessen zur Verfügung. Kommt dann erst nachhaltig die Sonne zum Vorschein, startet das Team auch im Außenbereich. Bis zu 100 Terrassenplätze mit einem traumhaften Blick auf den Schweriner See warten dann auf die Gäste. Wer nur etwas trinken möchte kann dann auch in den neuen Loungemöbeln auf der Wiese unmittelbar an der Wasserkante die Hektik des Alltags vergessen.

 

Bis zu 140 Plätze im Innen- und 130 im Außenbereich bietet das Seglerheim Schwerin dann im Sommer. | Foto: schwerin-lokal.de

Auch das Team des Seglerheim kann noch wachsen

Apropos „Team“. Wie wohl alle Gastronomien der Stadt sehen sich Gerlach und Zink natürlich auch mit der aktuellen Personalproblematik konfrontiert. „Unser bisheriges Team ist ein absoluter Glücksgriff. Alle sind hoch motiviert und gemeinsam können wir wirklich viel schaffen“, so Gerlach. Aber dennoch schauen sich die beiden weiter nach Verstärkung um. Dabei sind erfahrene Fachkräfte als dauerhafte Verstärkung ebenso herzlich willkommen wie verlässige Aushilfen. Letztere ebenso gern ganzjährig aber auch konzentriert auf die Sommermonate. Wer also nach ebenso gastronomisch erfahrenen wie motivierten und offenen Chefs sucht, kann sich sofort im Seglerheim melden. 

 

Noch warten die neuen Lounge-Möbel auf ihren Einsatz direkt an der Wasserkante. Auf der Terrasse des Seglerheim Schwerin warten dann Tische und Stühle auf die Gäste. | Foto: schwerin-lokal.de

Große Weinkarte findet viel Zuspruch

Bleibt noch „zum Schluss“ der obligatorische Blick auf die Speise- und Getränkekarte. Letztere überrascht all die Gäste, die die beiden Chefs nicht kennen, mit einer 53 Positionen umfassenden Weinkarte. Für ein klassisches Restaurant ist das alles andere als üblich. „Wirklich viele haben mir im Vorfeld von einem so umfangreichen Weinangebot abgeraten. Aber Weine sind mein absolutes Steckenpferd. Da gab es für mich keine Diskussion“, so Gerlach. Und die unerwartet große Zahl an bereits über den Tresen gegangenen Flaschenweinen scheint ihm schon in den ersten Tagen Recht zu geben. Beim Blick auf die Speisekarte werden viele Gäste erfreut sein. Deutlich überschaubarer und aufgeräumter als früher hier im Seglerheim. „Frisch, international, saisonal“, so bezeichnen Gerlach und Zink ihr Angebot. Aber auch Hausmannskost ist dabei. So steht natürlich „des Seglers liebstes Gericht“, die Currywurst, wieder auf der Karte.

 

Erste kleine Farbtupfer im Grün lassen auf baldige Terrassenzeiten im Seglerheim Schwerin hoffen. | Foto: schwerin-lokal.de

Frische, internationale, saisonale Küche

Nach und nach soll auch das momentan noch etwas zurückhaltende Fischangebot etwas erweitert werden. Vor allem aber soll das Vorspeisenangebot sehr vielfältig ausfallen. Denn es gäbe einen Trend, lieber verschiedene Vorspeisen gemeinsam zu genießen, als große Hauptgerichte. Speziell an lauen Sommerabenden zu zweit mit Blick auf den dann wieder still liegenden Schweriner See kann man sich das sehr gut vorstellen. Dazu ein Glas Wein – und weg sind all die Alltagssorgen.

Aber genug geschwärmt. Ein wenig Geduld werden wir wohl noch brauchen, bis es wieder warm und sonnig wird. Aber für einen Besuch im Seglerheim braucht es das gar nicht zwingend. Denn schnell gewinnt man auch der etwas tristen Stimmung etwas Beruhigendes ab – bei einem Blick aus dem Fenster, bei einem Glas Wein, einem durchdachten Essen und einer zweifelsfrei warmherzigen Bedienung. 

 

 

 

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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