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Schwerin: In Zippendorf behutsam bauen

Seit Jahren – gar Jahrzehnten – steht das Strandhotel an der Promenade von Zippendorf in Schwerin nun leer. Es gab verschiedene Ideen und auch Anläufe zur Entwicklung. Alle scheiterten. Inzwischen

  • Veröffentlicht Mai 9, 2020
Das Strandhotel Schwerin vor einigen Jahren – seither ist praktisch nichts geschehen. | Foto: privat

Seit Jahren – gar Jahrzehnten – steht das Strandhotel an der Promenade von Zippendorf in Schwerin nun leer. Es gab verschiedene Ideen und auch Anläufe zur Entwicklung. Alle scheiterten. Inzwischen ist aus dem einstigen Schmuckstück ein Schandfleck geworden. Wiederholt hatten die Unabhängigen Bürger (UB) Schwerin eine Entwicklung gefordert. Zuletzt kamen aus der Fraktion sogar Enteignungsideen. Im Hintergrund aber liefen schon lange Gespräche zwischen potenziellem Investor, Ortsbeirat und Stadtverwaltung.

Bewegung rund um das Strandhotel?!

Natürlich wussten auch die UB davon. Aber ihnen wie auch vielen Schwerinerinnen und Schwerinern war auch bekannt, dass es an verschiedenen Stellen hakt. Zuletzt aber hatte der private Investor öffentlich eine faktisch bevorstehende Einigung in Aussicht gestellt. Und auch die Verwaltung von Schwerin signalisierte vor einigen Wochen, dass ernsthaft Bewegung in die Sache kommt.

UB-Fraktion will Änderungen im vorliegenden Beschlusstext

So geschah es nun auch. Ein Aufstellungsbeschluss zur Änderung des bestehenden B-Plans für das Areal rund um das einstmalige Strandhotel ist in die politischen Gremien gekommen. Dort muss er nun beraten werden. So, wie der Beschluss  nun vorliegt, scheint er den UB, die bislang gern öffentlich das Vorankommen in der Sache forderten, nicht vollends zu gefallen. Denn die Fraktion hat einen Änderungsantrag eingereicht. Ziel sei es dabei, eine behutsame Bebauung in Zippendorf zu gewährleisten und vor allem die Sanierung des ehemaligen Strandhotels voranzubringen.

Manfred Strauß, stellv. UB-Fraktionsvorsitzender Schwerin

Erhalt und Sanierung des Altbaus müssen Vorrang haben

„Der Aufstellungsbeschluss ist ein förmlicher Verfahrensschritt im Bauleitplanverfahren und ist notwendig geworden, da der Eigentümer der Immobilie im Anhörungsverfahren darauf hingewiesen hat, dass eine entsprechende Beschlussfassung Voraussetzung für eine Sanierung und Modernisierung des Strandhotels ist. Es ist zwar erst der Anfang, aber durch diesen Schritt kommt die Stadt ein Stück näher ans Ziel, das Strandhotel vor dem weiteren Verfall zu retten. Für uns ist allerdings wichtig: Das Strandhotel in seiner Erhaltung und Sanierung muss zwingend als erster Bauabschnitt ausgeführt werden“, so Manfred Straß. Er ist Mitglied der UB-Fraktion sowie Umwelt- und Ordnungsausschussvorsitzender.

Silvio Horn, Fraktionsvorsitzender Unabhängige Bürger (UB) Schwerin

UB wollen investorenfreundliche Vorstellungen nicht mittragen – Bremsen sie die Einigungschance?

„In der Stadtvertretung besteht Einigkeit, dass das Strandhotel erhalten bleiben soll. Dazu ist eine Änderung am bereits bestehenden B-Plan ein Kompromissweg, den wir deswegen grundsätzlich mittragen. Die derzeitige Beschlussvorlage sieht jedoch lediglich vor, das Verfahren dazu einzuleiten, ohne konkrete Maßgaben. Gleichwohl hat die Bauverwaltung investorenfreundliche Vorstellungen, die die Unabhängigen nicht mittragen können. Deswegen haben wir unter anderem als Maßgabe formuliert, dass maximal dreigeschossig gebaut wird – und zwar in jedem Fall ohne die berühmt-berüchtigten Staffelgeschosse. Das Ganze in Bäderarchitektur und unter Erhalt des Charakters der Strandpromenade“, so UB-Fraktionsvorsitzender Silvio Horn. Zudem müsse sichergestellt sein, dass das Landschaftsschutzgebiet hinter dem Strandhotel weitgehend erhalten bleibt.

Zufälliges Treffen vor Ort wirft Fragen auf

Man darf gespannt sein, ob nun tatsächlich die erhoffte Bewegung in die Sache kommt. Ein wenig irritierend ist allerdings, dass ein Redakteur von schwerin-lokal kürzlich zufällig beim Spaziergang an der Promenade auf eine Person traf, die eifrig Fotos vom verfallenden Strandhotel machte. Im Gespräch stellte sich heraus, dass man dem Herrn wohl konkret diesen Altbau kürzlich zum Kauf angeboten habe. Für einen siebenstelligen Betrag. Bleibt zu hoffen, dass das nur ein Scherz war.

Written By
Stephan Haring

Stephan Haring ist freier Mitarbeiter unserer digitalen Tageszeitung. Er hat ein Bachelor-Studium der Kommunikationswissenschaften an der Universität Erfurt mit den Nebenfächern Sozialwissenschaften & Politik absolviert. Im Nachhinein arbeitete er in leitenden Funktionen der Presse- & Öffentlichkeitsarbeit, im Leitungsbereich eines Unternehmens sowie als Rektor einer privat geführten Hochschule. Zudem entwickelte, organisierte und realisierte er mit der durch ihn entwickelten LOOK ein Fashionevent in Schwerin. Heute arbeitet er freiberuflich als Texter, Pressesprecher und Textkorrektor sowie als Berater in verschiedenen Projekten. In einem Schweriner Ortsbeirat ist er zudem ehrenamtlich als Vorsitzender kommunalpolitisch aktiv.

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