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Schwerin: Interreligiöser Dialog mit offenem Brief

Die Vertreterinnen und Vertreter des Interreligiösen Dialogs Schwerin haben sich in diesen Tagen mit einem offenen Brief u.a. an Oberbürgermeister Dr. Rico Badenschier gewandt. Anlass dafür sind aktuelle Entwicklungen in

  • Veröffentlicht Dezember 3, 2020
Dr. Rico Badenschier teilt die Sorgen des Interreligiösen Dialogs im Hinblick auf spezielle Äußerungen auf verschiedenen Veranstaltungen der letzten Tage und Wochen. | Foto: Timm-Allrich

Die Vertreterinnen und Vertreter des Interreligiösen Dialogs Schwerin haben sich in diesen Tagen mit einem offenen Brief u.a. an Oberbürgermeister Dr. Rico Badenschier gewandt. Anlass dafür sind aktuelle Entwicklungen in der Stadt und im Land. Konkret geht es dabei um eine zunehmende Anzahl an geschmacklosen, die historischen Tatsachen verdrehenden und weiteren Äußerungen und „Vergleichen“ von verschiedensten Gegnern der Corona-Maßnahmen, die diese auf öffentlichen Veranstaltungen meist unter dem Applaus der Teilnehmenden äußerten.

 

Der offene Brief im Wortlaut

„Die Mitglieder des Interreligiösen Dialogs Schwerin sind der Meinung, dass sie noch viel deutlicher werden müssen im demokratischen Meinungsbildungsprozess, weil wir mit zunehmender Sorge beobachten, wie die Grenzen der Anständigkeit und Demokratiefeindlichkeit auch in unserer Stadt permanent weiter verschoben werden. Als Kirchen und Religionsgemeinschaften haben wir eine besondere Verantwortung für unser Gemeinwesen. Das bezeugen wir in Schwerin u.a. durch die Eröffnung der Interkulturellen Wochen. Wir teilen die Überzeugung, dass Menschenwürde und Menschenrechte ein absolutes Fundament haben, so dass sie nicht zur Disposition gestellt werden dürfen. Darum haben auch Antisemitismus und die Verharmlosung des Rassenwahns in jeglicher Diskussion keinen Platz!

Nur in einer Demokratie ist die freie Meinungsäußerung möglich, auch die abweichende.

Wir widersprechen allen, die behaupten, in Deutschland gebe es 2020 keine Meinungsfreiheit und keine Demokratie mehr.

Wir widersprechen allen, die sich ohne jede Berechtigung in die Tradition der Weißen Rose und der 89er Revolutionäre in der damaligen DDR stellen.

Wir widersprechen allen, die behaupten, hinter der Corona-Pandemie und ihrer Bekämpfung durch die Politik, die Medizin und uns alle stünden irgendwelche finsteren Mächte.

Setzen wir die Freiheit nicht aufs Spiel, die wir nach 1945 und 1989 mit großem Mut und Engagement errungen haben!“

Für den Interreligiösen Dialog der Stadt Schwerin

Klaus Kuske und Ingrid Ziemann, Evang. Regionalkonvent
Rudolf Hubert, Kath. Pfarrei St. Anna
Rainer Brunst, Christen im Beruf
Yurij Kadnikow, Jüdische Gemeinde
Haiko Hasan Hoffmann, Islam. Zentrum
Abdelkader Aloui. Islam. Bund

 

Oberbürgermeister unterstützt Inhalt des offenen Briefs

Dr. Rico Badenschier, Oberbürgermeister von Schwerin und nehmen dem Stadtpräsidenten sowie den Fraktionen der Stadtvertretung Empfänger des offenen Briefs, teilt die in dem Schreiben geäußerte Sorge.

„Es ist eine lautstarke Minderheit, die sich von dem in unserer Stadt herrschenden Grundkonsens abgrenzt, dass Schwerin ein friedliche, weltoffene Stadt und ein Ort der Vielfalt ist, indem sie die demokratische Streitkultur mit unbewiesenen Unterstellungen, Hassbotschaften und Verschwörungstheorien vergiftet. Freiheit, Wohlstand und Sicherheit sind keine Selbstverständlichkeit und erfordern unseren Einsatz für diese Werte. Der Interreligiöse Dialog in der Landeshauptstadt ist ein leuchtendes Beispiel für diesen Einsatz“, so Rico Badenschier.

Written By
Stephan Haring

Stephan Haring ist freier Mitarbeiter unserer digitalen Tageszeitung. Er hat ein Bachelor-Studium der Kommunikationswissenschaften an der Universität Erfurt mit den Nebenfächern Sozialwissenschaften & Politik absolviert. Im Nachhinein arbeitete er in leitenden Funktionen der Presse- & Öffentlichkeitsarbeit, im Leitungsbereich eines Unternehmens sowie als Rektor einer privat geführten Hochschule. Zudem entwickelte, organisierte und realisierte er mit der durch ihn entwickelten LOOK ein Fashionevent in Schwerin. Heute arbeitet er freiberuflich als Texter, Pressesprecher und Textkorrektor sowie als Berater in verschiedenen Projekten. In einem Schweriner Ortsbeirat ist er zudem ehrenamtlich als Vorsitzender kommunalpolitisch aktiv.

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