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Schwerin: Marina-Projekt im Norden voranbringen

Lange war es tatsächlich deutlich ruhiger geworden um das Grundstück Güstrower Straße 88 im Norden von Schwerin. Vor zwei Jahren wollte die IBG Automation dort hochwertigste Industriearbeitsplätze ansiedeln. Unter anderem

  • Veröffentlicht April 11, 2020
Marode Gebäude befinden sich dort, wo vielleicht bald eine Marina mit Wassertankstelle in Schwerin entsteht.

Lange war es tatsächlich deutlich ruhiger geworden um das Grundstück Güstrower Straße 88 im Norden von Schwerin. Vor zwei Jahren wollte die IBG Automation dort hochwertigste Industriearbeitsplätze ansiedeln. Unter anderem Oberbürgermeister Dr. Rico Badenschier, aber auch nicht wenige Stadtvertreter, hatten anfangs sehr euphorisch einen roten Teppich für den Investor versprochen. Mit den besten Absichten – aber es kam anders. 

Rückblick: 2018 sollte angeblich ein High-Tech-Standort an der Güstrower Srraße entstehen – Und viele Wohnungen

Silvio Horn, Fraktionsvorsitzender Unabhängige Bürger (UB) Schwerin

Denn in den dann folgenden Wochen mehrten sich die Anzeichen dafür, dass zumindest nicht alles Gold war, was da glänzte. Die Zahlen der Arbeitsplätze variierten. Es war von einem zweiten Standort die Rede. Dann plötzlich auch wieder nicht. Wenig Klarheit – und auch die Kommunalpolitik zeigte sich zunehmend irritiert. Gespräche Telefonate, Hintergrundgespräche und sogar Ausschussitzungen zeigten teilweise etwas ruppig auftretende Vertreter des Investors beziehungsweise der den Investor vermittelnden Gesellschaft. Für viele ganz unklar: In welchem direkten Zusammenhang mit den Arbeitsplätzen stand die Errichtung von Wohnungen direkt dort am See. Silvio Horn, Fraktionsvorsitzender der Unabhängigen Bürger erinnert sich: „Dieses Industrieinvestment sollte mit dem Verkauf von Wohnungen unmittelbar am See vorfinanziert werden – insoweit war dieser Investor für uns von Anfang an unseriös.“ Investorenvertreter hatten diese Art der Finanzierung bis zuletzt nicht abschließend bestätigt.

Umstrittenes Unternehmen IBG kam nicht zum Zug 

Am 1. April meldete sich nun Benedikt Ebert, Projektmanager der IBG, mit einer kurzen Presseinformation nochmals zu Wort. Er erinnert sich, sein Unternehmen habe sich am 5. September 2018 aufgrund „der politischen Situation in den Gremien, der knappen Mehrheit und der öffentlichen Diskussion“ zurückgezogen. Es habe seinerzeit diffamierende Kommentare auf privaten Internetseiten und in sozialen Medien gegeben. Zum eigenen Agieren, und damit auch zum Umgang der Investorenvertreter mit demokratisch gewählten Stadtvertretern Beiratsmitgliedern und anderen ist ebenso wenig die Rede wie von den seinerzeit seitens der Kommunalpolitik und der Öffentlichkeit von Schwerin aufgeworfenen Fragen.

 

IBG-Vertreter tritt verbal nach

Vielmehr informiert Ebert, dass man nun an einem anderen Standort investiert habe. „Die finanziell freigewordenen Mittel haben wir in unsere Standorte in Neuenrade und Lübeck investiert. Insgesamt fünf Millionen Euro wurden für den Ausbau der Verwaltungs- und Produktionsgebäude genutzt. Der Ausbau in Neuenrade wurde bereits Anfang 2019 fertig gestellt und der Ausbau zur Verdopplung der Kapazitäten in Lübeck ist kurz vor der Finalisierung.“ Keine Farge, für diese beiden Standorte ist das sicherlich sehr positiv. Aus Schweriner Sicht aber stellt sich bei dieser Argumentation doch eine Frage. Ebert spricht davon, dass man „die freigewordenen Mittel“ in Lübeck und Neuenrade investiert habe. Und er spricht von fünf Millionen Euro. Seinerzeit war allerdings von 50 Millionen Euro die Rede. 

Ebert geht aber noch einen Schritt weiter und erwähnt, „seit nun über 570 Tagen“ sei an dem Standort in Schwerin „nichts geschehen“. Diese Tatsache würde das Unternehmen ins einer damaligen Entscheidung gegen Schwerin bestätigen. 

Stadt kaufte kürzlich das Grundstück an – Maritime Dienstleistungen sind angedacht

Dann ist ja scheinbar alles in Ordnung – denn dann sehen sich ja beide Seiten bestätigt. Und dem ist dann nichts mehr hinzuzufügen. Dass nichts geschah, ist natürlich nicht ganz so. Das gescheiterte Ansiedlungsprojekt brachte auf allen Seiten ein neues Nachdenken in Gang. eine längere Zeit hielt das Land, das Eigentümer der Fläche war, die Grundstücke zurück. Letztendlich aber stimmte kürzlich der Hauptausschuss Schwerin einem Ankauf der Fläche durch die Stadt zu. Ziel ist nun, an diesem Standort ein maritimes Dienstleistungszentrum mit Wassertankstelle zu errichten. 

Unabhängige Bürger fordern Ausschreibung des Gesamtareals um komplexe Projekte nicht zu verhindern

Die Fraktion der Unabhängigen Bürger (UB) hofft nun auf eine schnelle Ausschreibung durch die Stadt. Ziel sollte sein, dass bereits 2021 an diesem Standort etwas Neues entstehen kann. Die Betonung der Fraktion liegt laut ihrem Vorsitzenden Silvio Horn dabei auf der Ausschreibung der gesamten Fläche. Teilausschreibungen würden die Gefahr bergen, dass am Ende keine komplette Marina mit Wassertankstelle realisierbar sein könnte. “

Manfred Strauß, stellv. UB-Fraktionsvorsitzender Schwerin

Es muss vielmehr ganzheitlich im Sinne des Stadtvertreterbeschlusses überplant werden. Wenn die Angebote final vorliegen – und wir gehen davon aus, dass es mehrere interessante Angebote geben wird – kann man gegebenenfalls nicht benötigte Teilflächen einer anderen Nutzung zuführen. Alle bisherigen Pächter der Landesliegenschaft können sich ebenfalls mit einem Konzept für eine Marina mit Wassertankstelle bewerben, aber zunächst nicht für andere Zwecke“, fasst Manfred Strauß, Stadtvertreter der UB-Fraktion und Vorsitzender des Umweltausschusses zusammen.

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Stephan Haring

Stephan Haring ist freier Mitarbeiter unserer digitalen Tageszeitung. Er hat ein Bachelor-Studium der Kommunikationswissenschaften an der Universität Erfurt mit den Nebenfächern Sozialwissenschaften & Politik absolviert. Im Nachhinein arbeitete er in leitenden Funktionen der Presse- & Öffentlichkeitsarbeit, im Leitungsbereich eines Unternehmens sowie als Rektor einer privat geführten Hochschule. Zudem entwickelte, organisierte und realisierte er mit der durch ihn entwickelten LOOK ein Fashionevent in Schwerin. Heute arbeitet er freiberuflich als Texter, Pressesprecher und Textkorrektor sowie als Berater in verschiedenen Projekten. In einem Schweriner Ortsbeirat ist er zudem ehrenamtlich als Vorsitzender kommunalpolitisch aktiv.

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