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Schwerin: Säulengebäude wird junge Markthalle!

Das kam für manche über­raschend – für einige war es sog­ar ein klein­er Pauken­schlag am gestri­gen Abend im Wirtschaft­sauss­chuss. Das den Mark­t­platz Schw­erin optisch prä­gende Säu­lenge­bäude soll soll wieder eine

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  • Veröffentlicht Januar 24, 2020
Die Wür­fel sind gefall­en: Das Säu­lenge­bäude in Schw­erin soll wieder eine Mark­thalle wer­den. | Foto: pri­vat

Das kam für manche über­raschend – für einige war es sog­ar ein klein­er Pauken­schlag am gestri­gen Abend im Wirtschaft­sauss­chuss. Das den Mark­t­platz Schw­erin optisch prä­gende Säu­lenge­bäude soll soll wieder eine Mark­thalle wer­den. Das 1785 erbaute Gebäude mit den vierzehn dorischen Säulen war sein­erzeit bere­its als eben eine solche Mark­thalle errichtet wor­den. Nun kommt ein Konzept zweier Schw­er­iner zum Tra­gen, das zu den Ursprün­gen des Haus­es zurück­kehrt.

Eis, Bistro und kreative kleine Shops in Markthallen-Idee

Bere­its Anfang ver­gan­gener Woche hat­ten wir aus­führlich das Konzept von Thomas Jez­erkows­ki und Mar­tin Neuhaus vorgestellt. Kurz umris­sen sieht es vor, im Bere­ich des Erdgeschoss­es kleine Shops einzuricht­en. Im kle­in­sten Fall ist ein Shop dann nur unwesentlich bre­it­er als eine Dop­pelflügeltür und so (wenig tief) wie das Gebäude. Ohne tat­säch­lich eine Ver­mark­tung betrieben zu haben, fan­den sich schnell ver­schiedene, kreative Unter­stützer und poten­zielle Nutzer. Vom hip­pen Soft­eis-Laden über ein kleines Bistro bis hin zu Design­er­pro­duk­ten made in Schw­erin und anspruchsvollen Sou­venirs reichen nun die bun­ten Ansätze. Und wer noch Ideen hat, kann sich weit­er­hin an Mar­tin Neuhaus und Thomas Jez­erkows­ki wen­den. Die Idee der bei­den Schw­er­iner scheint also tat­säch­lich einen Nerv getrof­fen zu haben.

Viel positives Echo aber auch großer Respekt vor der Aufgabe

Eine Idee, die auch bei den Schw­er­iner­in­nen und Schw­er­inern offen­bar auf viel Inter­esse und Zus­tim­mung stößt. Denn schon kurz nach Veröf­fentlichung unseres Artikels vor elf Tagen, in dem Neuhaus und Jez­erkows­ki ihr Konzept vorstell­ten, schossen die Klick­zahlen in die Höhe. Eifrig wurde der Artikel auf Face­book geteilt, um möglichst viele weit­ere Men­schen über die frisch-dynamis­che Idee zu informieren. Ganz abge­se­hen von unzäh­li­gen Kom­mentaren, die nahezu durch­weg pos­i­tiv waren. Natür­lich aber waren auch zweifel­nde Stim­men dabei. „Wir haben uns riesig über das pos­i­tive Echo auf unseren Gang an die Öffentlichkeit gefreut. Es war uns ein­fach wichtig, dass die Schw­er­iner­in­nen und Schw­er­iner unsere Ideen ken­nen und wis­sen, dass wir noch total offen sind für zusät­zliche Ideen. Aber wir haben eben­so bewusst auch die Hin­weise und zweifel­nden Stim­men gele­sen. Denn so sehr wir zweifel­los hin­ter unser­er Idee ste­hen, so viel Respekt haben wir auch vor dem Gebäude und sein­er Bedeu­tung für die Schw­er­iner­in­nen und Schw­er­iner”, so Mar­tin Neuhaus.

Baudez­er­nent Bernd Not­te­baum | Foto: SIS/Christoph Müller

Zweites Konzept bis zuletzt nicht öffentlich bekannt

Ganz offen­sichtlich begeis­terte die Idee auch die Stadt­spitze der Lan­deshaupt­stadt Schw­erin. Denn Dr. Rico Baden­schi­er, Andreas Ruhl und Bernd Not­te­baum entsch­ieden sich in ein­er Dez­er­nen­ten­runde Anfang der Woche für das Konzept von Jez­erkows­ki und Neuhaus. Dies teilte Baudez­er­nent Bernd Not­te­baum auf der gestri­gen Sitzung des Wirtschaft­sauss­chuss­es mit. Dass dies kein Selb­stläufer war, stellte der stel­lvertre­tende Ober­bürg­er­meis­ter aber auch klar. Denn es gab ein zweites Konzept, mit dem die Dreesch­er Werk­stät­ten ins Ren­nen um das Gebäude gegan­gen waren. Im Gegen­satz zu Neuhaus und Jezw­erkows­ki hat­ten die Dreesch­er Werk­stät­ten aber die Öffentlichkeit bewusst nicht über ihr Vorhaben informieren wollen. Zweimal fragte unsere Redak­tion an, und bei­de Male hieß es, man werde über das Konzept erst öffentlich sprechen, wenn eine Entschei­dung gefall­en sei.

Nun klar: Dreescher Werkstätten planten Inklusions-Restaurant 

Not­te­baum informierte nun im öffentlichen Teil der Sitzung, das aus Sicht der Stadt dur­chaus eben­falls sehr inter­es­sante Konzept habe ein durch Men­schen mit Behin­derung betriebenes Restau­rant der mit­tleren bis gehobe­nen Klasse vorge­se­hen. Vor dem Hin­ter­grund des Inklu­sion­s­gedankens zweifel­los eine span­nende Idee. Nach Gesprächen mit bei­den Bewer­bern und deren Konzeptvorstel­lun­gen habe man fest­gestellt, dass die Idee von Thomas Jez­erkows­ki und Mar­tin Neuhaus „tat­säch­lich nur im Säu­lenge­bäude real­isier­bar” sei. Das Restau­rant-Konzept hinge­gen kön­nte auch an einem anderen geeigneten Stan­dort Wirk­lichkeit wer­den.  Zudem soll der Dorn­röschen­schlaf des Säu­lenge­bäudes schnell enden. Die Mark­thallen-Idee sieht eine baldige Real­isierungsphase vor. Die Dreesch­er Werk­stät­ten hät­ten erst 2021 mit der Umset­zung starten kön­nen. Bei­de Fak­toren sprachen ein­deutig für die Mark­thallen-Idee.

Verwaltung will bei Suche nach geeignetem Alternativstandort unterstützen

Laut Aus­sage des Dez­er­nen­ten für Bauen und Wirtschaft soll sich Stephan Hüp­pler, Geschäfts­führer der Dreesch­er Werk­stät­ten, zwar nachvol­lziehbar ent­täuscht aber offen gezeigt haben. Offen für Gespräche mit der Ver­wal­tung über einen anderen geeigneten Stan­dort zur Real­isierung der Idee seines Unternehmens. Hier, so Not­te­baum, werde es auch einen gemein­samen Weg geben. Er zeigte sich opti­mistisch, dass dann auch die Dreesch­er Werk­stät­ten ihr Konzept eines Inklu­sions-Restau­rants der mit­tleren bis gehobe­nen Klasse in Schw­erin umset­zen kön­nen.

Thomas Jez­erkows­ki und Mar­tin Neuhaus (1. und 2. v.l.) wollen frischen Wind ins Säu­lenge­bäude Schw­erin brin­gen. | Foto: pri­vat

Vertragsgespräche in Kürze

Nun aber will die Ver­wal­tung bald in Ver­tragsver­hand­lun­gen mit dem Ziel ein­er baldigen Real­isierung der Mark­thallen-Idee gehen. Angedacht sei ein Pachtver­trag mit ein­er befris­teten Laufzeit. Die Details aber wolle man in Ruhe mit den bei­den Auss­chrei­bungs-Gewin­nern besprechen. Sich­er ist, dass eine bar­ri­ere­freie Zuwe­gung von außen real­isiert wird. Ob und inwieweit man auch im Innen­leben des Haus­es ein Fahrstuhl ein­baut, wird sich zeigen. Die Mach­barkeit prüft die Ver­wal­tung derzeit, um ggf. zügig han­deln zu kön­nen. Ver­mut­lich wird das allerd­ings nicht zulet­zt auch von der zukün­fti­gen Nutzung des I. Obergeschoss­es abhän­gen.

„Wir freuen uns über jede Idee”

Hier hat­ten bei­de Konzepte bewusst Spiel­raum für ver­schieden­ste Möglichkeit­en gelassen. Sowohl von Seit­en der Stadt als auch der bei­den zukün­fti­gen Mark­thallen-Betreiber wäre eine Nutzung durch die Stadt­mar­ket­ing oder auch den Wel­ter­bev­ere­in denkbar. Aber das sind noch kom­plett offene Ideen – die nicht zulet­zt ja auch die jew­eili­gen Part­ner selb­st auch mit zu entschei­den haben. Vielle­icht kommt es auch noch anders. „Auf jeden Fall aber wer­den wir auch das Obergeschoss beleben”, so Thomas Jez­erkows­ki. „Wir sind ange­treten, dass Säu­lenge­bäude mit Schw­erin und für Schw­erin aus dem Schlaf wachzuküssen. Dazu gehört natür­lich nicht nur das Erdgeschoss. Und es ist auch noch nichts in Stein gemeißelt. Wir freuen uns über jede Idee, die an uns herange­tra­gen wird.”

Das Säu­lenge­bäude Schw­erin | Foto: LHS

Schon im Sommer sollen erste Shops geöffnet sein

Gefragt nach den zeitlichen Zie­len zeigen sich Jez­erkows­ki und Neuhaus real­is­tisch aber klar fokussiert. „Wir wollen auf jeden Fall im Som­mer starten. Dann wer­den noch nicht alle Shops fer­tiggestellt sein. Aber im Som­mer soll und wird die Mark­thalle erwachen.”

Jet­zt aber müssen sich die zwei erst ein­mal von dem „pos­i­tiv­en Schreck” kurz erholen. Denn nach Wochen und Monat­en des Ban­gens ist die plöt­zliche Klarheit eben­so schön wie auch ein klein­er Schock­mo­ment. „Wenn sich der erste pos­i­tive Schreck geset­zt hat, geht es auch sofort los. Wir wollen gern schnell­st­möglich die Gespräche mit der Stadt führen. Und auch mit unseren Part­nern und Unter­stützern begin­nen nun viele kreative abso­lut offene Run­den. Wir wollen schließlich kein lang­weiliges Mieto­b­jekt son­dern einen lebendi­gen, kreativ­en Platz mit­ten in unserem wun­der­vollen Schw­erin schaf­fen.” Die Unter­stützung wohl fast aller Mit­glieder des Wirtschaft­sauschuss­es haben die zwei. Das war gestern Abend spür­bar. Auss­chussvor­sitzen­der Daniel Mes­lien wün­schte bei­den von Herzen „Alles Gute” und machte kein Geheim­nis aus sein­er Vor­freude auf manch Soft­eis im Som­mer.

Drück­en wir den bei­den zusam­men ganz fest die Dau­men. Schw­erin-lokal wird Thomas Jez­erkows­ki und Mar­tin Neuhaus auf jeden Fall in den kom­menden Monat­en im Blick behal­ten und begleit­en. Denn ihr Pro­jekt ist tat­säch­lich der Anfang von etwas ganz Neuem…