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Schwerin: Verschiedene Wildtiere leben nah bei den Menschen

Durch milde Winter, ein überreiches Nahrungsangebot und gute Versteckmöglichkeiten wie beispielsweise in verlassenen Häusern, Kleingärten oder verwilderten Ecken, haben sich einige Tierarten auch in der Landeshauptstadt angesiedelt. Und häufig vermehren

  • Veröffentlicht Februar 1, 2021
Auch Füchse sind im Stadtgebiet von Schwerin unterwegs. | Foto: Kreisjägermeisterin Prof. Bettina Weinreich

Durch milde Winter, ein überreiches Nahrungsangebot und gute Versteckmöglichkeiten wie beispielsweise in verlassenen Häusern, Kleingärten oder verwilderten Ecken, haben sich einige Tierarten auch in der Landeshauptstadt angesiedelt. Und häufig vermehren sie sich auch stark. Besonders verbreitet haben sich im Schweriner Stadtgebiet Waschbären, Wildschweine und Füchse. Auf der Suche nach Nahrung hinterlassen die Vierbeiner oftmals verwüstete Grundstücke und Gärten, nisten sich in Dachböden ein oder machen den Hühnern auf dem Hof den Garaus.

 

Tiere haben teilweise schon gelernt mit den Menschen zu leben – andersherum nicht zwingend

„Spätestens dann ist der Burgfrieden zwischen Mensch und Wildtier dahin und Konflikte sind vorprogrammiert“, stellt Kreisjägermeisterin Bettina Weinreich in Schwerin fest. „Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass wir Menschen es sind, die durch unsere Lebensraumerweiterung nicht selten dafür sorgen, dass Wildtiere aus ihren angestammten Revieren verdrängt werden. Manchmal bieten wir mit unserer Lebensart auch einfach nur ein komfortableres Leben für Wildschweine, Waschbären & Co.“
Wildtiere, die im Stadtgebiet leben, sind dabei nicht selten weniger scheu als ihre Artgenossen in freier Wildbahn. Sie haben gelernt, mit Menschen zu leben und die Gefahren abzuschätzen. Umgekehrt gilt das nicht immer.

 

Füchse 

So ist die Begegnung mit Füchsen für uns Menschen meist unproblematisch. Aber Vorsicht: Füchse sind Überträger des Fuchsbandwurmes und der Räude. Deshalb sollten Hunde- und Katzenbesitzer verhindern, dass der Fuchs aus dem Napf der Haustiere frisst. Nicht nur aufgrund des Infektionsrisikos. Tiernahrung ist auch kein artgerechtes Futter für Füchse.

 

Waschbären

Ähnlich sieht es mit Waschbären aus. Den dämmerungs- und nachtaktiven pelzigen Räuber bekommt man am Tage selten zu Gesicht. Er ist anpassungsfähig und findet in der Nähe von Menschen einen reich gedeckten Tisch. Essensreste im Müll und auf dem Kompost, Fallobst und gefüllte Futternäpfe von Haustieren finden sich immer. Wenn es dann nachts auf dem Dachboden rumpelt, dann kann es durchaus sein, dass ein Waschbär sich als ungebetener Gast eingemietet hat.

„Zwar sind Waschbären gegenüber Menschen und Haustieren grundsätzlich friedlich, aber all zu leicht sollte es dem Besucher im eigenen Heim nicht gemacht werden. Denn eine Waschbärengroßfamilie auf dem Dachboden kann zu einem ernsthaften Problem werden“, weiß Dörte Behring zu berichten. „Die Räuber zerfetzen die Dachdämmung, verunreinigen den Dachboden mit Kot und Urin und bringen die Bewohner nachts nicht selten um den Schlaf. Da Waschbären hervorragende Kletterer sind, ist es am besten, Bäume und Sträucher, die an oder über das Dach reichen, großzügig zurückzuschneiden. Auch sollte man mögliche Einstiege und Katzenklappen konsequent verschließen und Mülltonnen unzugänglich aufstellen sowie mit großen Steinen oder Spanngummis zu sichern“, rät die Kreisjägermeisterin Bettina Weinreich.

 

Wildschweine

Wildschweine sind sowohl am Tag als auch in der Nacht aktiv und haben einen sehr guten Geruchssinn. Dieser ermöglicht es ihnen, Menschen schon aus großer Entfernung wahrzunehmen. Sie sind grundsätzlich friedliche Tiere, die in der Regel davonlaufen, wenn sie einen Menschen bemerken. Allerdings können weibliche Wildschweine (Bachen) vor allem in der Säugezeit ihrer Frischlinge ein aggressiveres Verhalten  an den Tag legen, um sie zu verteidigen. Die Bachen reagieren meist mit einem heftigen Schnauben, greifen aber nur dann an, wenn sie für sich und ihren Nachwuchs keinen Ausweg sehen.

„Begegnen Sie einem Wildschwein, dann bleiben Sie in jedem Fall ruhig und machen Sie keine hektischen Bewegungen. Es ist ratsam, sich langsam und ruhig zu entfernen“, rät Kreisjägermeisterin Bettina Weinreich. „Leinen Sie unbedingt ihren Hund in der Brut- und Setzzeit an! Das gilt nicht nur in der Stadt selbst, sondern auch in den angrenzenden Waldgebieten. Ein Hund, der zufällig auf eine dösende Rotte Sauen unweit des Weges oder sogar einer Straße trifft, setzt sich und seine Begleitung durchaus Gefahren aus. Wildschweine sind trotz ihres Gewichtes wendig und schnell und wissen sich gegen Hunde jeder Art und Größe zu wehren.“

Ein Grund, warum sich Wildschweine auch in Schwerin immer dichter an menschliche Behausungen wagen, sind die sehr guten Nahrungsbedingungen. Sie müssen nicht mehr unbedingt im Wald stundenlang nach Eicheln, Engerlingen und anderem Nahrhaften suchen, wenn sie ihr Futter  ohne großen Aufwand in Komposthaufen oder Mülleimern finden.

Auch in Schwerin wird das Borstenvieh zum wachsenden Ärgernis. „Die Stadtjäger haben von April bis Dezember des vergangenen Jahres fast 300 Stück Schwarzwild erlegt. Das ist eine Steigerung um mehr als 100 Prozent zum gleichen Vorjahreszeitraum“, berichtet Bettina Weinreich. „Wir haben in den vergangenen zwei Monaten große Anstrengungen unternommen, in den Schwerpunktgebieten die Schwarzwildpopulation zu reduzieren. Auch im Hinblick auf die Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest.“

 

Auch Jungtiere nicht anfassen

Die Population von Wildschweinen, Füchsen und Waschbären ist in Schwerin in den vergangenen Jahren gestiegen. Allerdings gibt es nur wenige Bereiche, wo die Tiere besonders häufig vorkommen, so beispielsweise am Schleifmühlenweg und im Schlossgarten.
Grundsätzlich gilt für alle Wildtiere: Nicht anfassen! Das betrifft gleichermaßen erwachsene wie auch junge Wildtiere. Jungtiere benötigen zumeist keine menschliche Hilfe – auch wenn es auf den ersten Blick danach aussieht. Sie werden von ihren Eltern auch mal einige Stunden allein gelassen. Hingegen werden viele Jungtiere verstoßen oder sogar getötet, wenn sie den menschlichen Geruch an sich tragen. Insbesondere dann, wenn sie in bester Absicht angefasst oder gestreichelt wurden. Auch freilaufende Hunde können die Tiere erheblich stören. Denn um ihre Jungtiere auszutragen oder auszubrüten, brauchen Rehe, Feldhasen, Vögel und Co. vor allem viel Ruhe.

Werfen Sie Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Brot und Obst nicht auf den Kompost und stellen Sie für Haustiere kein Futter über Nacht im Garten oder auf der Terrasse bereit. Entsorgen Sie keine Gartenabfälle illegal in Wald und Flur.

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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