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Schwerin: Was ist nun mit dem Postgebäude?

Stadtführerinnen und Stadtführer können sicherlich ein Lied davon singen. Wenn Touristen in der Mecklenburgstraße das alte Postgebäude und dessen verschlossene Türen und Fenster sehen, stellen sie schnell die Frage, was

  • Veröffentlicht November 10, 2020
In Zukunft wird wieder Leben einziehen in das Historische Postgebäude in Schwerin | Foto: schwerin-lokal

Stadtführerinnen und Stadtführer können sicherlich ein Lied davon singen. Wenn Touristen in der Mecklenburgstraße das alte Postgebäude und dessen verschlossene Türen und Fenster sehen, stellen sie schnell die Frage, was denn mit dem wunderschönen Gebäude ist. Seit September 2019 ist klar: Das Land wird es wiederbeleben. Ende November letzten Jahres präzisierten sich dann auch die Pläne. Das Objekt soll helfen, den Flächenbedarf verschiedener Landeseinrichtungen in Schwerin zu decken. Damals hielt sich noch das Gerücht, dass nach Sanierung und Umbau erst einmal die Staatskanzlei einziehen könnte, um dann das Gebäude in der Schlossstraße wieder in Schuss zu bringen. Von 4,5 Millionen Euro Kaufpreis und rund 33 Millionen für die Sanierung war die Rede.

 

Es ist nur die Ruhe der Bestandsaufnahme und Planungszeit

Danach aber wurde es still um das den nördlichen Teil der Haupteinkaufsstraße von Schwerin prägende Objekt. Und zunehmend fragten sich auch die Schwerinerinnen und Schweriner wieder, ob hier tatsächlich bald etwas passiert. Eine Frage, die unsere Redaktion nun aufgriff, und dem zuständigen Finanzministerium des Landes stellte. Dessen Sprecher Stefan Bruhn sorgte für eine schnelle Klärung unserer doch recht umfangreichen Fragen. Das wichtigste Ergebnis vorweg: Ja, das Land, das das Gebäude zum Februar 2020 endgültig rechtskräftig übernommen hat, bleibt dabei, das historische Gebäude aus dem Dornröschenschlaf zu wecken.

 

Erste wichtige Schritte eingeleitet – noch aber ist man ganz am Anfang

Seit der Übernahme erfolgt die Betreuung des großen Objektes durch das Staatliche Bau- und Liegenschaftsamt in Schwerin. Seither standen bereits zahlreiche Objektbegehungen auf dem Plan, um erst einmal eine Grundlagenermittlung für die im nächsten Schritt erfolgende Planung der eigentlichen Sanierung zu ermöglichen. Von der Sichtung übernommener Bestandsunterlagen und Unterlagen der Voreigentümer sowie vorhandener Gutachten bis hin zu Abstimmungen mit den beteiligten Behörden, wie zum Beispiel mit dem Landesamt für Kultur und Denkmalpflege und der Unteren Naturschutzbehörde, reicht dabei die Palette. Darüber hinaus erfolgte auch die Beauftragung notwendiger Gutachten, um die Bausubstanz beurteilen zu können. Dabei liegt dem Land inzwischen ein Baugrund- und Beweissicherungsgutachten vor. Um einmal einen Eindruck davon zu gewinnen, wie vielfältig allein dieser Schritt ist, sind hier die wesentlichen Gutachten, die in diesem Schritt noch ausstehen zusammengefasst:

  • Erstellung der Denkmalpflegerische Zielstellung;
  • Bestandsstatik;
  • Holzschutzgutachten;
  • Material-/ Mauerwerksgutachten;
  • Schadstoffgutachten;
  • Bestandsvermessung und Fassadenaufmaß;
  • Artenschutzrechtliches Gutachten.

Parallel zu diesem Schritt erfolgte zudem bereits die Vorbereitung eines europaweiten Vergabeverfahrens, mit dem ein Generalplaner für das Gesamtprojekt gefunden werden soll. Die entsprechende Bekanntmachung erfolgte im September 2020.

 

Bislang keine „bösen Überraschungen“

Für das Land eine sicherlich gute Nachricht: Bislang gab es im Rahmen der stattgefundenen Bestandsuntersuchungen noch keine „bösen Überraschungen“. Für ein Gebäude dieser Größe und den langen Leerstand ist das eher eine Seltenheit. Aber noch laufen die Prozesse ja, so dass Gewissheit erst in einiger Zeit besteht. Daher möchte und kann sich das Finanzministerium aktuell auch noch nicht abschließend auf eine Summe festlegen, die letztlich in die Realisierung des Gesamtvorhabens fließen muss. Dies kann und möchte man erst seriös tun, wenn eine Entwurfsplanung auf dem Tisch liegt.

 

Zeitliche Abläufe und Investitionsvolumen noch offen

Ähnlich sieht es daher auch mit ungefähren oder gar verbindlichen Aussagen zum zeitlichen Ablauf oder gar einem Abschluss des Projektes aus. „Die Planung der eigentlichen Sanierung beginnt im Anschluss des Vergabeverfahrens zur Gewinnung eines Generalplaners – die Entwurfsunterlage wird nach Konkretisierung der Nutzerbedarfe und einer Vorentwurfsplanung voraussichtlich im Laufe des kommenden Jahres erarbeitet“, heißt es aus dem Finanzministerium in Schwerin. Erst dann können Bauabschnitte eingeteilt und Bauabläufe nebst zeitlicher Planungen erstellt werden. Aus der Aussage des Ministeriums lässt sich auch bereits ableiten, dass die letztendliche Detailnutzung noch offen ist. „Grundsätzlich ist die Unterbringung oberster Landesbehörden vorgesehen, auch zeitweise als Interimsunterbringung bei anstehenden Sanierungsmaßnahmen in Landesbehörden“. Von Staatskanzlei oder anderen konkreten Verwaltungseinheiten spricht derzeit noch niemand – oder niemand mehr.

 

Auch zukünftig Weihnachtsmarkt auf dem Posthof denkbar

Auch in diesem Jahr ist der Posthof wieder Teil vom Schweriner Weihnachtsmarkt. | Foto: privat

Etwas konkreter wird man hinsichtlich des aktuellen Parkplatzes hinter dem Gebäude. Auch hier geisterten bislang verschiedene Gerüchte, die teilweise von einer kompletten Entsiegelung zugunsten einer kompletten Grünfläche sprachen. Ganz so wird es allerdings nicht. Vielmehr bleibt es voraussichtlich bei eine Mischnutzung aus Grünflächen und Stellplätzen. Denn, keine Frage, ein so großes Verwaltungsobjekt benötigt auch Stellflächen.

 

2020 ist Posthof wohl wieder als Teil des Weihnachtsmarktes geplant

Damit rückt natürlich auch eine gerade in diesen Wochen spannende Frage in den Raum. Nachdem die Gäste des Schweriner Weihnachtsmarktes in den vergangenen beiden Jahren den Posthof als Teil des vorweihnachtlichen Treibens fest in ihr Herz geschlossen haben, fürchteten viele, dass dies mit dem Eigentümerwechsel nun vorbei sei. Für dieses Jahr, so hört man, ist die Einbeziehung der Fläche wieder vorgesehen. Da Arno Teegen und Matthias Wölk als Betreiber des „Sterns im Norden“ gemeinsam mit der Stadt derzeit weiter an einer verantwortungsvollen, situationsoptimierten Lösung arbeiten, scheinen die Freunde der vorweihnachtlichen Posthofidylle 2020 wohl wieder auf ihre Kosten zu kommen.

 

Land auch zukünftig offen für Weihnachtsmarkt-Nutzung

Was aber wird zukünftig? Das, so kann man der Antwort des Landes entnehmen, „wäre mit mehreren Instanzen und Beteiligten zu klären“. Grundsätzlich aber scheint das Land einer auch zukünftigen Einbeziehung des Posthofes in den Schweriner Weihnachtsmarkt offen gegenüber zu stehen. Natürlich vorausgesetzt die dann geplanten Baumaßnahmen lassen dies zu.

Written By
Stephan Haring

Stephan Haring ist freier Mitarbeiter unserer digitalen Tageszeitung. Er hat ein Bachelor-Studium der Kommunikationswissenschaften an der Universität Erfurt mit den Nebenfächern Sozialwissenschaften & Politik absolviert. Im Nachhinein arbeitete er in leitenden Funktionen der Presse- & Öffentlichkeitsarbeit, im Leitungsbereich eines Unternehmens sowie als Rektor einer privat geführten Hochschule. Zudem entwickelte, organisierte und realisierte er mit der durch ihn entwickelten LOOK ein Fashionevent in Schwerin. Heute arbeitet er freiberuflich als Texter, Pressesprecher und Textkorrektor sowie als Berater in verschiedenen Projekten. In einem Schweriner Ortsbeirat ist er zudem ehrenamtlich als Vorsitzender kommunalpolitisch aktiv.

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