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Stehen Spielhallen nach Gesetzesänderung vor dem Aus?

  Schwerin, 30.03. 2017 (anz).  Bei Glücksspiel denken viele Menschen sofort an Spielautomaten. Der „Einarmige Bandit“ ist immer noch die Vorstellung der meisten Menschen, wenn es um Spielen geht. Und

  • Veröffentlicht März 30, 2017

 

Schwerin, 30.03. 2017 (anz).  Bei Glücksspiel denken viele Menschen sofort an Spielautomaten. Der „Einarmige Bandit“ ist immer noch die Vorstellung der meisten Menschen, wenn es um Spielen geht. Und eine weitere Vorstellung hält sich hartnäckig: Riesige Spielhallen in Las Vegas, in denen Spielautomaten mit Geld gefüttert werden. Slots – wie die Automaten auch genannt werden, sind seit je her – neben Kartenspielen wie Blackjack oder Poker (in seinen verschiedenen Varianten wie Hold´em oder Omaha) – der Inbegriff für Glücksspiel.

 

Trotzdem hat die Branche im Moment zu kämpfen. In Schwerin hat vor gut drei Jahren die einzige Spielbank zugemacht, was allerdings kein alleiniges Problem der Mecklenburger ist. Zu beobachten sind die Schließungen einst erfolgreicher Glücksspielhäuser in vielen deutschen Orten und Städten. Die Spielbank Schwerin ist ein weiteres Beispiel und zeigt eine generelle Entwicklung.

 

Einfacher Einstieg

 

Verglichen mit anderen lokalen Themen, etwa dem Parkplatzneubau der Helios Kliniken, vollzieht sich der Wandel der Glücksspiel-Landschaft eher im Hintergrund. Dennoch findet er statt, und zwar mit großen Schritten. Dass dies kein regional begrenztes Phänomen ist, dürfte klar sein, schließlich macht das Internet den Standort immer unwichtiger. Und davon profitieren Glücksspieler: Der Aufmarsch der Online-Casinos ist so stark, dass ein harter Wettbewerb entstanden ist. Nicht nur, dass Roulette, Poker, Black Jack und Co. inzwischen ganz bequem von zu Hause aus spielbar sind, locken die Anbieter immer häufiger mit Willkommensboni. Spieler haben es somit leichter denn je, günstig einzusteigen und online ihr Glück zu versuchen. Und Tipps vom Risikoleiter, gibt es –  zumindest für Merkur-Casino-Spiele – gleich mitgeliefert. Doch nicht nur die Online-Konditionen machen den klassischen Spielbanken zu schaffen; vielmehr ist es das Gesamtpaket, an dem auf lange Sicht wohl kein Weg vorbeiführt.

 

Denn auch einen Dresscode sucht man online vergebens. Genau wie die Öffnungszeiten: Online-Casinos haben 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr geöffnet, die Anfahrtswege entfallen, anstelle dessen profitieren Zocker von der vollen Anonymität. Auch das Rauchverbot, gesundheitlich absolut vertretbar und wünschenswert, ist für Casinos ein großes Problem, da der Besuch durch die Einschränkung aus Sicht vieler Spieler unattraktiver wird. Mit demselben Thema hatten (und haben) bereits Gastronomen, allen voran die Eckkneipen, zu kämpfen – mit nach wie vor ungewissem Ausgang.

 

Aussterben der Spielbanken umumkehrbar

 

In den Spielbanken der Nation ist dagegen kaum noch von Ungewissheit die Rede. Gegen die Vorteile von Online-Casinos scheint kein Kraut gewachsen zu sein; dass die Geselligkeit dafür eher eine untergeordnete Rolle spielt, wird von den meisten Menschen in Kauf genommen. Und Zahlen bestätigen das: Bereits seit Jahren klagen die realen Casinos über weniger Besucher und schrumpfende Umsätze, in der Folge gehören die mecklenburgischen Casinos der Vergangenheit an.

 

Und auch in anderen Regionen Deutschlands rechnen Experten mit weiteren Schließungen. Viele Konzessionen, zum Beispiel die des Casinos in Baden-Baden, sind zeitlich befristet und es steht in den Sternen, ob der Antrag auf Verlängerung überhaupt eingereicht wird. Wie in jedem Unternehmen, ist Rentabilität schließlich gerade bei Spielbanken das entscheidende Kriterium – und in diesem Punkt trumpfen die Online-Casinos ganz groß auf.

 

Am 1. Juli 2017 treten Änderungen am Glücksspielstaatsvertrag in Kraft. Die Deutsche Automatenwirtschaft (DAW) warnt dabei schon heute vor dem Verlust zahlreicher Arbeitsplätze und fehlenden Steuereinnahmen in Millionenhöhe. In manchen Städten sind mehr als die Hälfte der Standorte betroffen, die steuerlichen Folgen allerdings noch nicht abzusehen.

Ein Ziel des Glücksspielstaatsvertrages ist der Spielerschutz. Ob dieses Anliegen tatsächlich unterstützt wird, ist umstritten. Der DAW kritisiert, dass die Regelung nicht zur Suchtbekämpfung beitrage, sondern ein Abdriften der Spieler in teilweise illegale Online-Angebote fördere. Experten in der suchprävention begrüßen hingegen die Gesetzänderung.  Das Angebot zu reduzieren, sei im Sinne des Spielerschutzes. Die Annahme, Spieler könnten zu Online-Angeboten wechseln, halten sie für reine Spekulation. Es sei die Atmosphäre, die das Spielen an den Automaten attraktiv macht. Diese Lücke könne das Internet nicht schließen.

 

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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