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Die vielen Gesichter von Stern Buchholz

  (rm). Stern Buch­holz ist in den let­zten Wochen in den Fokus der Berichter­stat­tung gerückt. Seit dem bekan­nt gewor­den ist, dass hier in naher Zukun­ft eine Unterkun­ft für Flüchtlinge ein­gerichtet

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  • Veröffentlicht April 13, 2015
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Das Areal in Stern Buchholz ist in den letzten Wochen vor allem durch die Ankündigung der Einrichtung eines Flüchtlingslager bekannt geworden. Dabei hat Stern Buchholz viele Gesichter
Das Are­al in Stern Buch­holz ist in den let­zten Wochen vor allem durch die Ankündi­gung der Ein­rich­tung eines Flüchtlingslager bekan­nt gewor­den. Dabei hat Stern Buch­holz viele Gesichter

(rm). Stern Buch­holz ist in den let­zten Wochen in den Fokus der Berichter­stat­tung gerückt. Seit dem bekan­nt gewor­den ist, dass hier in naher Zukun­ft eine Unterkun­ft für Flüchtlinge ein­gerichtet wer­den soll, ste­hen die Diskus­sio­nen nicht still. Schw­erin-Lokal hat sich ein­mal mit der Geschichte des Ortes befasst und inter­es­sante Ent­deck­un­gen gemacht.

 

Heute gehört Stern Buch­holz zum Stadt­teil Göhren­er Tan­nen. Der Name ist abzuleit­en vom ehe­ma­li­gen Dorf Göhren, das Graf Hel­mold der Stadt Schw­erin gemein­sam mit den Dör­fern Zip­pen­dorf und Ostorf schenk­te. Damit ging gle­ichzeit­ig das Buch­holz in das Eigen­tum Schw­erins über. Der Name Stern Buch­holz geht auf eine stern­för­mige Kreuzung zurück. Hier kreuzten mehrere Strassen und Schneisen im damals über­wiegend forstwirtschaftlich genutzten Waldge­bi­et. Die mit­te­lal­ter­liche Dömitzer Land­strasse war über Jahrhun­derte eine der Land­strassen. Durch die lange mil­itärische Nutzung ist heute vom ehe­ma­li­gen Stern fast nichts mehr erhal­ten. In einem erhal­tenem Doku­ment von 1590 wird das bewaldete Gebi­et erwäh­nt und das hier armen Bürg­ern durch die Grafen erlaubt war ihr Brennholz für die kalten Win­ter zu sam­meln. Sie durften ihr Lese­holz auf dem Nack­en tra­gen. Im 17. Jahrhun­dert bericht­en Chro­nis­ten über eine Schäfer­ei und Meierei im Stern Buch­holz. Immer wieder wird über den über­hand nehmenden Holzdieb­stahl geklagt. Jahrhun­derte war der Wald um Stern Buch­holz ein Erfol­gver­sprechen­des Jag­drevi­er der adli­gen Jagdge­sellschaften aus Schw­erin und aus der näheren Umge­bung.

 

Von der Pferderennbahn zum Militärstützpunkt

 

Im Jahr 1822 begann die mil­itärische Nutzung. Im Buch­holz ent­stand für das Meck­len­burg­er Mil­itär ein Artilleri­eschieß­platz. Im Sep­tem­ber des gle­ichen Jahres fan­den dann erste Schießübun­gen statt.

 

1861 bis 1870 fan­den hier auf ein­er neu errichteten Rennbahn Pfer­deren­nen statt. Die ungün­stige Lage der Sportan­lage war dann aber wohl ein Grund dafür dass die Ren­nen in den Siebziger Jahren eingestellt wur­den.

 

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Noch Ende des 19. Jahrhun­derts schwärmten Reise­führer von den wun­der­schö­nen Wald- und Wan­der­we­gen im Buch­holz. Der stille Wald­frieden und der Reich­tum an Dam- und Rotwild wird in den Über­liefer­un­gen immer wieder erwäh­nt.

 

Mit dem Land­frieden sollte es 1935 vor­bei sein. Nördlich der Eisen­bahn­strecke Schw­erin- Parchim begann die Deutsche Wehrma­cht mit dem Bau von Ver­sorgungs­de­pots für ihre Armeeko­rps. Noch wenige Monate vor Beginn des Zweit­en Weltkriegs begann das Regimes mit dem Bau ein­er Heeres­mu­ni­tion­sanstalt und eines Muni­tion­slagers. Bis zum Kriegsende existierten die Heere­sein­rich­tun­gen auf dem Gebi­et. Der Trans­port der Granat­en erfol­gte mit Güterzü­gen über den neu geschaf­fe­nen eige­nen Hal­tepunkt Stern- Buch­holz.
Im Früh­jahr 1945, kurz vor Ende des Krieges kam es auf dem Hal­tepunkt zu einem Unglück. Ein Muni­tion­szug explodierte, es gab Tote und Ver­let­zte.

 

Unmenschliche Zustände im Kriegsgefangenenlager

 

In Stern-Buch­holz ent­stand im Novem­ber 1940 ein Neben­lager des auf dem Dreesch beste­hen­den Kriegs­ge­fan­genen­lagers. Die Mehrzahl der Gefan­genen in Stern- Buch­holz waren Sow­jet­sol­dat­en, sie wur­den als Arbeit­skräfte im Muni­tions­bere­ich einge­set­zt. Die unmen­schlichen Lagerbe­din­gun­gen, vor allem der sow­jetis­chen Gefan­genen führten dazu, dass hun­derte Sol­dat­en ihr Leben ver­loren. Am 2. Mai 1945 wur­den die let­zten Über­leben­den von amerikanis­chen Trup­pen befre­it.
Nach dem Abzug der alli­ierten Trup­pen sprengte die Sow­je­tarmee die tech­nis­chen Anla­gen der Muni­tion­slager. Bis 1993 nutzte die Rote Armee Stern Buch­holz.

 

Ein Teil des Gebi­etes wurde in den Grün­der­jahren der DDR für ihre im Auf­bau befind­liche Armee in Beschlag genom­men. Armee­standort blieb Stern- Buch­holz bis zum Ende der DDR. 1990 wur­den die NVA Kaser­nen von der Bun­deswehr über­nom­men. Die Kaser­nen erhiel­ten 1993 den Namen des preußis­chen Gen­er­alfeld­marschalls Ger­hard Lieberecht von Blüch­er.

 

Am 31. März 2007 erfol­gte die Auflö­sung der Bun­deswehrein­heit­en aus Stern-Buch­holz gemäß dem Bun­deswehrstruk­turkonzept. Damit endete eine jahrhun­derte mil­itärische Nutzung des Buch­holzes.

 

Einige Kaser­nenge­bäude wer­den heute von ver­schiede­nen Betrieben genutzt. In zwei der Häuser wer­den ab Juni 2015 die ersten Flüchtlinge einziehen.

 

 

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