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Fast ausgestorbene Fledermaus am Lankower See entdeckt

(stm). Im Rahmen eines Bauverfahrens kommt eine Gutachten zu einem erstaunlichen Ergebnis: Insgesamt zehn Fledermausarten kommen rund um den Lankower See vor. Darunter eine Art, die als fast ausgestorben gilt.

  • Veröffentlicht März 6, 2015
(c) Adolf Riess/pixelio.de
(c) Adolf Riess/pixelio.de

(stm). Im Rahmen eines Bauverfahrens kommt eine Gutachten zu einem erstaunlichen Ergebnis: Insgesamt zehn Fledermausarten kommen rund um den Lankower See vor. Darunter eine Art, die als fast ausgestorben gilt.

 

Das alte Verwaltungsgebäude in der Weststadt, in dem sich bis vor wenigen Jahren die WGS um ihre Mieter kümmerte, steht leer. Mehrere Garagen und kleine Bauten sollen in den nächsten Jahren einem Bauprojekt weichen.

 

Die Lage ist naturnahe, liegen die Grundstücke doch nahe des Lankower See, mit Blick über die Kleingartenanlage. „Wohnen am Wasser“, das altbewährte Zauberwort, liegt einem auf der Zunge.

 

Im Rahmen der Standortentwicklung sollen dort drei Wohngebäude mit max. fünf Geschossen und ein Wohngebäude mit max. drei Geschossen errichtet werden. Die Gebäude sollen mit Tiefgaragen ausgestattet werden. Für die Erreichbarkeit soll eine von der Leonhard-Frank-Straße aus neu zu bauende Zufahrtsstraße sorgen.

 

Zehn Arten der Fledermaus am Lankower See

 

Doch bevor Baugelände öffentlich ausgeschrieben werden dürfen, müssen wichtige Natur- und Umweltbelange geprüft werden. In einem von Planung & Ökologie GbR angeforderten Fachgutachten wurde nun durch Dipl.-Ing. Udo Binner das Plangebiet auf möglichen Fledermausbestand geprüft.

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Nun ist der Bericht da und in ihm heißt es unter anderem: „Im Raum des Planungsgebietes Weststadt/Leonhard-Frank-Straße fanden von Mai bis Oktober 2013 Untersuchungen zu Vorkommen, zur Raumnutzung und zu potenziellen Quartieren von Fledermäusen nahe dem Lankower See statt.“

 

Die Nähe zum Lankower See begünstige eine Artenvielfalt unter den „Jägern der Nacht“; im Ergebnis seien zehn Fledermausarten mit unterschiedlichen Nachweiszahlen erfasst worden.

 

Die Fledermäuse nützten den Untersuchungsraum als Jagdhabitat sowie als Wanderkorridor von Nord nach Süd und umgekehrt. Zum Nachweis der zehn Fledermausarten, von denen die Rede war, wurden insgesamt 324 Nachweise mittels Spezialsoftware ausgewertet.

 

Mückenfledermaus ist nach Mecklenburg zurückgekehrt
Auch eine spezielle Fledermausart, die im Schweriner Raum so gut wie nie zu finden ist und deutschlandweit als stark gefährdet gilt, hat es sich in dem Areal rund um die Leonard-Frank-Straße gemütlich gemacht: die Mückenfledermaus.

 

 

Diese Art wird unter Naturschützern als besonders selten angesehen, anscheinend sogar so selten, dass es noch gar keine zuverlässige Datenerhebung zum Bestand dieser erst vor wenigen Jahren entdeckten Art gibt. In Mecklenburg gilt sie sozusagen als ausgestorben. Sie steht unter Naturschutz und ist auf der „Roten Liste“ der Bundesrepublik als „D – defizitäre Datenlage“ geführt – das bedeutet, dass der Status aufgrund fehlender Daten bisher nicht klassifiziert ist. Auf der „Roten Liste“ von Mecklenburg-Vorpommern ist sie dagegen mit einer Null“ gekennzeichnet, was ausgestorben/verschollen bedeutet.

 

Nur geringer negativer Einfluss durch Baumaßnahmen
Der Bericht zählt auf, welche Gefahren für den Artenbestand von Fledermäusen bestehen. Dazu zählen die Zerstörung naturnaher Landschaftsstrukturen und Lebensräume; die Vernichtung der Nahrungsgrundlage für Fledermäuse durch vergiftete Nahrung und so genannte Schutzmittel in der Bauindustrie; die Zerstörung von Quartieren durch Abriss bzw. Modernisierung von Gebäuden; Unfalltod durch Fahrzeugverkehr und technische Gebilde wie rohrähnliche Gefäße, die als Quartiere angenommen werden und vieles mehr.

 

 

Ein Ende des Bauvorhabens ist laut Bericht aber nicht zu erwarten. Dort steht zwar, dass „gegenwärtige potenzielle Quartierformen in jedem Fall vernichtet“ werden würden, aber im Ergebnis „wird eingeschätzt, dass die geplante Baumaßnahme nur einen geringen negativen Einfluss“ auf die Tiere haben wird.

 

 

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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