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Geldrückenducker „Loco“ erwachte nicht mehr aus Narkose

Der Gelbrückenducker ist eine äußerst seltene Antilopenart. Um so bemerkenswerter, dass eines der weltweit seltenen Tiere im Schweriner Zoo lebte. Eine Untersuchung bei dem Tier machte vergangenen Woche eine Narkose

  • Veröffentlicht Mai 17, 2022
Von Raul654 – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=529755

Einen schmerzhaften Verlust hatte der Schweriner Zoo in der vergangenen Woche zu verkraften. Der männliche Gelbrückenducker „Loco“ verstarb im Rahmen einer Narkose. Gelbrückenducker sind die größten Vertreter dieser afrikanischen Antilopen und sind auf der Roten Liste der IUCN als potenziell gefährdet eingestuft.

 

Beule am Unterkiefer des Tieres machte Untersuchung erforderlich

Das bislang einzige Tier seiner Art im Schweriner Zoo stammte ursprünglich aus dem texanischen Glady Porter Zoo nahe der mexikanischen Grenze. Im vergangenen Jahr reiste er über Frankfurt in die Landeshauptstadt und bezog eine Anlage im neu eröffneten Rote Liste Zentrum des Zoos. Bereits bei seiner Ankunft war eine Problematik am rechten Unterkiefer erkennbar. Zunächst allerdings bereitete dieses dem Tier offenbar keine größeren Probleme. Vor einigen Wochen begann der Umfang der Beule jedoch zuzunehmen. Die zuständige Tierpflegerin stellte nun fest, dass das betroffene Hautareal zunehmend erwärmt und offenbar entzündet war. Eine fundierte Diagnose allerdings war ohne Narkose nicht möglich. Aufgrund der geringen Anzahl an Haltungen von Gelbrückenduckern gibt es bisher nur wenige Erfahrungswerte wie diese Tierart auf Narkosen reagiert. Im Interesse des Tierwohls und damit im Hinblick auf die richtige Behandlung, entschied man sich im Zoo Schwerin, „Loco“ zu narkotisieren.

 

Einleitung der Narkose und Untersuchung verliefen noch problemlos

Die Vorbereitungen dafür starteten bereits am Vortag der Untersuchungen. So wurde der von Natur aus schreckhaften Antilope die Möglichkeit gegeben sich an die vorgenommenen Veränderungen in seiner Anlage zu gewöhnen. Am Tag der Narkose erfolgte dann eine Sperrung des Rote Liste Zentrums für den Besucherverkehr. Die erforderliche Ruhe für Tier und Team hatte oberste Priorität. Dabei zog der Zoo einen zusätzlichen Experten für Zootiere zur Unterstützung der eigenen Tierärztin hinzu. Die Einleitung der Narkose verlief zunächst problemlos, so dass die geplante Diagnostik – Untersuchung, Röntgen und Probenahme – möglich war.

 

„Loco“ überlebte Aufwachphase nicht

Damit war das Ziel der Aktion erreicht, und das Team wollte „Loco“ wieder wecken. Dafür erfolgte die Gabe eines Gegenmittels. Die nun folgende Aufwachphase überstand das Tier allerdings leider nicht und verstarb. Die Diagnostik ergab, dass offenbar eine entzündete Fistel im Unterkieferknochen die Probleme des Tiers verursacht hatte. Genauere Ergebnisse soll nun die folgende Pathologie bringen, die zur Klärung der Todesursache eingeleitet wurde. Zu diesem Zweck übergab der Zoo Schwerin das Tier an das Leibniz Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin.

 

Daten sollen in Haltungsrichtlinien einfließen

Gelbrückenducker werden in Europa nun lediglich in drei deutschen Zoos gehalten. Der Schweriner Antilopenbulle war ein wichtiges Tier für das sich gerade im Aufbau befindliche Erhaltungszuchtprogramm. Umso wichtiger sind eingehende wissenschaftliche Untersuchungen auch noch nach dem Tod des Tieres. Die Experten wollen so weitere Erfahrungswerte für medizinische Behandlungen und im Umgang mit diesen sensiblen und seltenen Tieren sammeln. Die entsprechend gewonnen Daten werden innerhalb der internationalen Zoogemeinschaft geteilt und fließen in die Haltungsrichtlinien des Europäischen Zooverbandes mit ein. Im Anschluss an die Untersuchungen wird der Körper des Tieres dem Berliner Naturkundemuseum zur Verfügung gestellt.

 

Langfristig hofft Schweriner Zoo auf neuen Gelbrückenducker

In das nun leere Gehege des Gelbrückenduckers soll nun vorübergehend eine andere Tierart einziehen. Das Zield es Schweriner Zoos aber ist, in Zukunft wieder einen Gelbrückenducker im Rote Liste Zentrum zu beheimaten. Die europäische Population besteht nunmehr aus lediglich sechs Tieren. Weitere Transfers aus den USA in europäische Zoos sind allerdings bereits geplant. Mit etwa 50 Tieren ist die dortige Zoopopulation zwar deutlich größer, jedoch noch immer sehr anfällig. Daher wollen die Experten auch in Europa eine Erhaltungszucht etablieren. Im natürlichen Verbreitungsgebiet im Westen Afrikas gerät die bei uns wenig bekannte Art zunehmend unter Druck. Ursächlich sind hierfür die wirtschaftliche Nutzung der Primärwälder und Wilderei.

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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