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Piano-Haus Kunze lässt Musikträume wahr werden

Seit Mitte der 1980er Jahre ist der Name Kunze bei Freunden von Pianos und Flügeln in und um Schwerin eine feste Adresse. Aus einem anfänglichen Service, der auf Teile aus

  • Veröffentlicht Februar 21, 2022
Lädt direkt zum Spie­len ein: Ein Flügel im Piano-Haus Kun­ze. | Foto: schw­erin-lokal

„Mit Recht erscheint uns das Klavier, wenn’s schön poliert, als Zim­merzi­er. Ob’s außer­dem Genuss ver­schafft, bleibt hin und wieder zweifel­haft.“ Wer ein Klavier ler­nen­des Kind zu Hause oder auch in Nach­bars Woh­nung hat weiß, was schon Wil­helm Busch bewegte. Es ist ein gutes Stück Weg, bis man aus diesem wun­der­vollen Instru­ment mit seinen in der Regel 88 Tas­ten die Musik zaubert, die den Zuhör­ern Freude bere­it­et.

 

Ein Instrument mit Wirkung

Wer in großen Konz­erthallen das Spiel ein­er der beg­nade­ten Pianistin­nen und Pianis­ten erlebt hat weiß, wie unglaublich dieses Instru­ment selb­st in einem so großen Raum wirken kann. Optisch aber vor allem akustisch. Natür­lich hat­te Wil­helm Busch recht. So ein Klavier, oder bess­er noch ein Flügel, macht zweifels­frei etwas her – so im Zim­mer ste­hend, eventuell noch ein passendes Bücher­re­gal im Hin­ter­grund. Es ist ein Schmuck­stück, gar keine Frage. In schwarz und Hochglanz allerd­ings auch ein Objekt, das beina­he minütlich­es Putzen erfordert.

 

Im Zentrum Schwerins zu finden

Wer ger­ade keines dieser Instru­mente in der Woh­nung ste­hen hat, kann sich im „Piano-Haus Kun­ze“ davon überzeu­gen. Wie ein Klavier oder gar ein Flügel optisch wirkt, wie reini­gungsin­ten­siv so ein Instru­ment sein kann. Aber natür­lich auch, wie toll sie klin­gen kön­nen. Denn während Schw­erin sicher­lich so manch­es nicht hat, was sich einige wün­schen wür­den – einen Ort, an dem die Fre­unde des Pianos voll auf ihre Kosten kom­men, an dem die indi­vidu­elle Beratung noch im Mit­telpunkt ste­ht, und an dem auch jede Mitar­bei­t­erin und jed­er Mitar­beit­er speziell für das Klavier aber auch an sich für Instru­mente lebt, den gibt es. Bish­er im ehe­ma­li­gen Musikhaus Althen & Claussen in der Puschkin­straße. In Kürze dann etwa 200 Meter nördlich, wo die Friedrich­straße auf die Puschkin­straße trifft.

 

Pianospiel geht auch ganz still – mit Kopfhör­ern. | Foto: schw­erin-lokal

Ein Unternehmen mit Geschichte

Das „Piano-Haus Kun­ze“ kann dabei dur­chaus als ein tra­di­tionelles Unternehmen der Region beze­ich­net wer­den. Denn schon zu DDR-Zeit­en – ein­er Zeit, die die jün­gere Gen­er­a­tion schon nur noch aus den Geschichts­büch­ern ken­nt – war Matthias Kun­ze, der Senior, als selb­st­ständi­ger Klavier­stim­mer von Alt Meteln aus aktiv. „Mehr war damals für den ‚Pianoser­vice Kun­ze‘ nicht möglich“, weiß sein Sohn, der eben­falls Matthias heißt. Er erin­nert sich, dass sein Vater damals alles Mach­bare tat, um Klavieren und Flügeln den Klang zu erhal­ten oder wiederzugeben. „Oft waren Repara­turen allerd­ings nur möglich, wenn die Kun­den das Mate­r­i­al aus dem West­en mit­ge­bracht haben.“

 

Erstes Ladengeschäft in Alt Meteln

Eine Sit­u­a­tion, die sich mit der Wende natür­lich wan­delte. Der Senior nutzte die sich nun bietenden Möglichkeit­en und machte aus dem „Pianoser­vice“ das „Piano-Haus“. Denn von nun an kon­nte man bei ihm die Instru­mente auch kaufen. Bere­its 1992 eröffnete das erste Ladengeschäft des Piano-Haus­es Kun­ze. Etwa 100 Quadrat­meter standen damals in Alt Meteln zur Ver­fü­gung. Ein dur­chaus mutiger Schritt – aber Matthias Kun­ze sr. wusste, dass Ver­stärkung kom­men würde.

Denn sein Sohn war zu diesem Zeit­punkt bere­its dabei, in die Fußstapfen des Vaters zu treten. Er hat­te näm­lich 1991 in Ham­burg eine Lehre zum Klavier­bauer begonnen. Und dies gle­ich bei einem der bis heute weltweit namhaftesten Unternehmen der Branche: Bei „Stein­way & Sons“. Eine Entschei­dung, die seinen Vater damals zweifel­los sehr freute. Denn wer eigene Kinder hat weiß, dass es alles andere als selb­stver­ständlich ist, dass sie einen ähn­lichen oder gar gle­ichen Weg ein­schla­gen.

 

Sohn tritt in Fußstapfen des Vaters

Nach dem erfol­gre­ichen Abschluss sein­er Aus­bil­dung zog es Matthias jr. tat­säch­lich aus der Metro­pole Ham­burg zurück nach Alt Meteln. Er stieg in das Unternehmen seines Vaters ein. Schon zwei Jahre später ver­dop­pel­ten die bei­den Kun­zes die vorhan­dene Fläche. Eine aus­re­ichend große Werk­statt kam hinzu. Darüber hin­aus began­nen sie, vor Ort auszu­bilden – das Unternehmen „Piano-Haus Kun­ze“ wuchs.

 

Eine große Vielfalt an For­men, Far­ben und auch Preisklassen. | Foto: schw­erin-lokal

Ein Unternehmen mit Bezug zu Kundschaft und Region

Zurück­zuführen war und ist dieses Wach­s­tum let­ztlich natür­lich ein­er­seits auf eine enorme Fachken­nt­nis und ein bemerkenswertes handw­erk­lich­es Geschick von Senior und Junior wie auch ihrem Team. Aber es war auch von Beginn an die bis heute enge Verbindung der bei­den zur Region. Denn mit dem „Piano-Haus Kun­ze“ ent­stand kein abge­hobenes Unternehmen, das auf hoch­preisi­gen Instru­menten­luxus für Besser­be­tuchte set­zte. Vielmehr blieb das famil­iäre, das per­sön­liche, das Gefühl für die Men­schen erhal­ten, das Vater Kun­ze aus sein­er Beruf­szeit schon in DDR-Zeit­en mit­brachte.

Es blieb eben­so der Werk­stattser­vice, wie auch der Verkauf von Instru­menten jed­er möglichen Preisklasse. „Wir woll­ten von Beginn an wirk­lich für alle Kun­den da sein. Nicht nur für einige wenige“, erin­nert sich Matthias Kun­ze jr.  So ent­stand, zweifels­frei auch auf­grund dieses so verbindlichen und indi­vidu­ell abges­timmten Arbeit­ens, ein Net­zw­erk an pri­vat­en Kun­den, die dem Unternehmen bis heute die Treue hal­ten – und die „ihr“ „Piano-Haus Kun­ze“ jed­erzeit auch weit­erempfehlen wür­den.

 

Matthias Kun­ze jr. | Foto: Ecki Raff

Instrumentenverkauf zieht nach Schwerin – Werkstatt wächst

2015 kam es zum Wech­sel des Staffel­stabs. Der Junior über­nahm das Unternehmen. Nun lag das Schick­sal in seinen Hän­den. „Aber ich wusste, dass ich jed­erzeit auf die Unter­stützung und Erfahrung meines Vaters zählen kon­nte. Und das ist bis heute so“. Der Junior erkan­nte die Zeichen der Zeit und entsch­ied, den Verkauf von Alt Meteln nach Schw­erin zu ver­lagern. Mit der Verkaufs­fläche des ein­sti­gen Musikhaus­es „Althen & Clausen“ stand zu diesem Zeit­punkt eine Fläche zur Ver­fü­gung, die wohl die meis­ten Schw­er­iner­in­nen und Schw­er­iner noch mit Musik ver­ban­den. „Das war opti­mal. Die Fläche passte zu dieser Zeit, das Geschäft und die Musik waren bere­its eine Ein­heit für die meis­ten.“

Die Fläche in Alt Meteln wurde nun kom­plett zu ein­er Werk­statt mit ein­er Größe, „um die uns so mach Kol­lege benei­den dürfte“. Hier fan­den nun vor allem große „Sanierun­gen“ statt. Fak­tisch das „Wieder­beleben“ alter Klaviere und Flügel. Und die Werk­statt sollte, ganz unge­plant, schon einige Jahre später noch eine wichtige Rolle spie­len.

 

Matthias Kunze jr. stets mit Blick nach vorn

Wer den „neuen“ Unternehmer nun erlebte, kon­nte ahnen, dass dies nicht der let­zten Entwick­lungss­chritt sein würde. „Ich hat­te nach einiger Zeit den Traum vom Perz­i­na-Saal als Stan­dort für unser Piano-Haus. Dort hätte man toll die Präsen­ta­tion der Instru­mente mit Events verbinden kön­nen.“ Und auch die Geschichte hätte sich irgend­wie geschlossen. Denn dort wur­den bis 1929 tat­säch­lich Perz­i­na-Klaviere hergestellt. „Lei­der war ich etwas zu spät. Die Stadt hat­te schon feste andere Pläne“.

 

Piano-Haus Kun­ze ist MV-Part­ner von Stein­way & Sons. | Foto: schw­erin-lokal

Corona ging auch am Piano-Haus nicht vorbei

Dann kam Coro­na – eine Sit­u­a­tion, die auch das „Piano-Haus Kun­ze“ traf. Und nun kam, wie schon angedeutet, der großen Werk­statt eine beson­dere Rolle zu. Denn das Ladengeschäft war geschlossen – für ganze sechs Monate. „Ent­lassen aber woll­ten wir unser tolles Team keines­falls. Zum Glück ist Krisen­zeit immer auch Reparaturzeit. Unsere Werk­statt hat­te extrem viele Aufträge, so dass sie let­ztlich das Unternehmen durch die schwere Zeit ‚trug‘“. Säule 1 des Unternehmens war also geschlossen. Säule 2, die Werk­statt, lief. Die dritte Säule, der Ser­vice, war beein­trächtigt.

 

Kulturpartner auch in schwierigen Zeiten

Die gewach­se­nen Verbindun­gen zur Kun­st- und Kul­turszene in Nord­deutsch­land hat­ten zudem eine vierte Säule über die Jahre und Jahrzehnte entste­hen lassen. In immer mehr Konz­erthäusern und auf immer mehr Ver­anstal­tun­gen ste­hen Klaviere oder Flügel, an denen man den schwarzen Schriftzug „Piano-Haus Kun­ze“ auf gold­en­em Unter­grund find­et. „So waren wir von Beginn an Part­ner der Fest­spiele MV. Damals, beim allerersten Konz­ert mit Jus­tus Frantz, hat mein Vater den Flügel noch ges­timmt“, erin­nert sich Matthias Kun­ze. „Heute ste­hen dort häu­fig unsere Instru­mente. Eben­so wie auf zahlre­ichen anderen tollen Events.“ Mit Coro­na aber brach auch diese Säule weg. „2020 blieben von ursprünglich geplanten 165 Ver­mi­etun­gen nur 18 übrig.“

 

Am 28. Feb­ru­ar eröffnet das Piano-Haus Kun­ze seinen neuen Stan­dort in Schw­erin. | Foto: schw­erin-lokal

2022 unter Überschrift „Optimismus”

So schwierig das Jahr 2020 auch war, es ging vor­bei. Und im Fol­ge­jahr ging es für das „Piano-Haus Kun­ze“ wieder aufwärts. Und so soll es auch weit­erge­hen. „2022 habe ich klar unter die Über­schrift ‚Opti­mis­mus‘ gestellt. Wenn ich noch etwas verän­dern und weit­er entwick­eln möchte, dann jet­zt“. Bei einem Spazier­gang durch die Puschkin­straße sah Matthias Kun­ze, dass Bir­git Dürr nach vie­len Jahren ihr Geschäft für stil- und anspruchsvolle Des­ig­nar­tikel auf­gab. „Eine große Schaufen­ster­front, die viel Licht in eine große, schöne Fläche lässt. Das gefiel mir sofort. Und auch der Umstand, dass jed­er, der durch die Friedrich­straße kommt, frontal das Geschäft sieht.“ Schnell waren sich Matthias Kun­ze und Bir­gitt Dürr einig. „Und nun eröff­nen wir am kom­menden Mon­tag hier unser neues Geschäft“, sagt Matthias und strahlt förm­lich. Für den Umzug bleibt der bish­erige Stan­dort schon ab dieser Woche geschlossen.

 

Neues Geschäft bietet mehr Raum auch für neue Ideen

Ein Blick hinein lässt auch schnell erah­nen, weshalb. Es geht wirk­lich noch ein­mal nach vorn. Für die Präsen­ta­tion der Instru­mente ste­ht nun deut­lich mehr Raum zur Ver­fü­gung. „Als Stein­way-Händler für Meck­len­burg-Vor­pom­mern kön­nen wir diese Instru­mente hier ganz anders zur Gel­tung brin­gen.“ In einem „Stein­way & Sons“-Lounge-Bereich beispiel­sweise wird ein Spirio-Flügel des hochk­las­si­gen Marken­her­stellers ste­hen. Ein selb­st­spie­len­des Instru­ment. Während sich dessen Tas­ten zu einem aus­gewählten Stück wie von Geis­ter­hand bewe­gen und das Instru­ment zum Klin­gen brin­gen, kann man auf einem Bild­schirm zuschauen, wie beispiel­sweise Starpi­anist Lang Lang eben dieses Stück spielt.

 

Auch Gitar­ren-Fre­unde sind im Piano-Haus Kun­ze richtig. | Foto: schw­erin-lokal

Für alle da: Neben Piano und Flügel auch Gitarre und mehr

„Aber natür­lich bleiben wir darüber hin­aus unser­er Lin­ie treu, wirk­lich für alle Kun­den da zu sein. Daher bieten wir auch weit­er­hin Instru­mente in ver­schiede­nen Preisklassen an“. Da die langjährige Erfahrung gezeigt hat, dass oft der Wun­sch nach einem Klavier beste­ht, aber dur­chaus auch Zweifel hin­sichtlich der anhal­tenden Nach­haltigkeit des Wun­sches vorhan­den sind, kann man die Instru­mente direkt kaufen, man kann sie mieten oder auch finanzieren. Und es gibt im „Piano-Haus Kun­ze“ das Ange­bot ein­er Rück­kau­fop­tion. In diesem Fall erwirbt man das Klavier zu einem zudem sehr guten Preis, kann es aber nach 12 Monat­en in den Rück­kauf geben.

Und selb­stver­ständlich wird es auch zukün­ftig eine Auswahl an Gitar­ren und weit­eren Instru­menten im „Piano-Haus Kun­ze“ geben. Neu hinge­gen sind kleine Events, die Matthias Kun­ze und sein Frau im Gewöl­bekeller des neuen Stan­dorts pla­nen. „Die Beto­nung liegt hier­bei aber wirk­lich auf klein“, sagt Matthias Kun­ze.

 

Den Blick nach vorn: Azubi für September gesucht

Ein neues Ladengeschäft also, eine große Werk­statt, fünf feste Angestellte, zwei Auszu­bildende und weit­er­hin viele Ideen – das „Piano-Haus Kun­ze“ ist zweifels­frei weit­er in gutem Fahrwass­er. Der Moment um Auszu­ruhen ist also ganz sich­er noch nicht gekom­men. Der Blick geht daher schon jet­zt, da die Neu-Eröff­nung kurz bevor ste­ht, weit­er nach vorn. „Im kom­menden Sep­tem­ber wollen wir wieder eine Auszu­bildende oder einen Auszu­bilden­den ein­stellen. Ab sofort freuen wir uns auf die Bewer­bun­gen. Und natür­lich gibt es auch weit­er­hin die Möglichkeit, ein Schüler­prak­tikum in unser­er Werk­statt zu absolvieren“.

Apro­pos Nach­wuchs: Um die langfristige Zukun­ft des Unternehmens braucht sich Matthias Kun­ze offen­bar auch keine Sor­gen zu machen. Die dritte Gen­er­a­tion ist bere­its in der Aus­bil­dung. „Ich bin unglaublich stolz, dass mein Sohn auch unseren tollen Beruf erlernt.“ Ganz der Vater – bei Stein­way & Sons in Ham­burg.


EINBLICKE


Schw­erin, 21. Feb­ru­ar 2022

 

  • Stephan Haring

    Stephan Har­ing ist freier Mitar­beit­er unser­er dig­i­tal­en Tageszeitung. Er hat ein Bach­e­lor-Studi­um der Kom­mu­nika­tion­swis­senschaften an der Uni­ver­sität Erfurt mit den Neben­fäch­ern Sozial­wis­senschaften & Poli­tik absolviert. Im Nach­hinein arbeit­ete er in lei­t­en­den Funk­tio­nen der Presse- & Öffentlichkeit­sar­beit, im Leitungs­bere­ich eines Unternehmens sowie als Rek­tor ein­er pri­vat geführten Hochschule. Zudem entwick­elte, organ­isierte und real­isierte er mit der durch ihn entwick­el­ten LOOK ein Fash­ion­event in Schw­erin. Heute arbeit­et er freiberu­flich als Tex­ter, Press­esprech­er und Tex­tko­r­rek­tor sowie als Berater in ver­schiede­nen Pro­jek­ten. In einem Schw­er­iner Orts­beirat ist er zudem ehre­namtlich als Vor­sitzen­der kom­mu­nalpoli­tisch aktiv.

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