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Man müsste mal...:
Schlaganfall – und dann?

Auf den ersten Blick sieht man es ihm nicht an. Auf den zweiten Blick schon. Sein rechter Arm hängt herab und er zieht beim Gehen ein Bein nach.

  • Veröffentlicht Mai 13, 2024

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„Anne hat mich wachgeküsst“, lacht Marcus Brott (36), als sich der Dozent für Pflegefachberufe an die Zeit in der Helios-Klinik in Leezen erinnert. Anne war seine Physiotherapeutin. 10 Jahre ist das nun schon her.

Im Februar 2013 ändert sich das Leben des jungen Altenpflegers schlagartig. Er hatte damals seine Lehre schon ein paar Jahre hinter sich. „Im Alter von 14 Jahren habe ich ein Praktikum in einem Pflegeheim gemacht. Damals haben sie zu mir gesagt: Wir wissen nicht was, aber irgendwas strahlst du aus, dass der Demenzkranke bei dir ruhiger war“, sagt er.

Zur Ausbildung geht Brott mit 16 von Bad Kleinen nach Lübeck. „Kurz nach dem Beginn der Lehre wollte ich aufgeben. Es war der Tag, an dem ich zum ersten Mal einen Verstorbenen berührt habe. Da war ich wirklich durch den Wind.“ In seiner Berufsschule nimmt man diese Dinge ernst. „Wir haben eine ganze Woche intensiv zum Thema Sterben und Tod gearbeitet. Das war wirklich hilfreich und ich bin dabeigeblieben.“

Marcus Brott sammelt nach der Lehre erste berufliche Erfahrungen in einer Pflegeeinrichtung in Wismar. Er ist gerade mal 20 Jahre alt, als er die Gelegenheit bekommt, ein Team in der Einrichtung zu leiten.

Sein Arbeitgeber hatte das Potential von Marcus Brott längst erkannt. Er schickt ihn zur berufsbegleitenden Fortbildung nach Schwerin. Dort besteht er mit Mitte 20 die Prüfung zum Pflegedienstleiter. Nebenbei gibt er praktischen Unterricht in der Ausbildung von Betreuungs- und Pflegehilfskräften. Er ist engagiert und geht in seinem Beruf auf. Für ihn und viele seiner Kolleginnen und Kollegen heißt das: Überstunden, Schichtdienst, oft unregelmäßige Mahlzeiten. „Das ging nicht selten an die Belastungsgrenze“, so Brott. Er war Raucher, trank viel Kaffee und ging nach Feierabend auch mal mit Freunden feiern.

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Im Sommer 2012 tritt er eine neue Stelle als Wohnbereichsleiter in Schwerin an. „Ich sah dort eine Chance beruflich weiterzukommen. Ich wollte etwas dazulernen und habe mich ordentlich reingehängt. Das hat mir nichts ausgemacht. Ich war jung und wollte es auch nicht anders. Gas geben war angesagt!“, lacht er. Am 21. Februar 2013 dann die Vollbremsung.

Brott ist 26 und erleidet einen Schlaganfall. „Der Fachbegriff lautet „Ponsinfarkt“, eine Blutung im Hirnstamm“, so Brott. „Ich hatte an dem Tag wieder massive Kopfschmerzen. Die hatte ich schon ein paar Wochen. Ich dachte, das sei so: neue Arbeit, lange Tage, viel Stress. An dem Tag bin ich früher nach Hause. Ich hatte das Gefühl, mein Kopf platzt und abends gab es auf einmal dieses Knacken und meine rechte Seite wurde kalt. Ich bin ja vom Fach und dachte: Scheiße Marcus, du hast einen Schlaganfall.“

Brott bleibt bei Bewusstsein und ruft den Rettungsdienst. „Ich habe schon gelallt. Gott sei Dank haben die mich verstanden, sind gekommen, haben die Tür aufgebrochen und mich mit dem Leiterwagen durchs Fenster abtransportiert. Das Treppenhaus bei mir im Altbau war für die Trage einfach zu eng. Im Rettungswagen bin ich dann ohnmächtig geworden.“

Er landet auf der Überwachungsstation im Krankenhaus. „Am nächsten Morgen wusste auf der Arbeit oder in meiner Familie natürlich niemand, was los war. Der Zufall wollte, dass ich mit der Tochter der Stationsschwester einst in Bad Kleinen zur Schule gegangen bin. Sie hat mich erkannt und meine Mutter informiert“, erinnert er sich. „Ein paar Tage wurde ich über eine Nasensonde ernährt und das Gute war, man hat sofort mit meiner Mobilisierung begonnen. Das war total richtig.“

Wie es für ihn im Leben weiterging, wo er heute – 10 Jahre später – steht, darüber sprechen wir mit Marcus Brott in unserem Podcast „Man müsste mal …“ mit Andreas Lußky und Claus Oellerking.

Written By
Carl Otte

Carl Otte ist freier Journalist. Mail: redaktion@sn-o.de

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