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Schuldnerberatung in Schwerin wird geschlossen

Zum Jahresende 2014 wird die Schuldnerberatungsstelle Lichtblick geschlossen. Das Aus kommt nicht überraschend. Die Mitarbeiter Lichtblicks standen bereits in den Jahren 2006 und 2012 schon kurz vor ihrer Kündigung oder

  • Veröffentlicht Juni 13, 2014
Bald wird diese Tür zur Schuldnerberatung geschlossen sein.
Bald wird diese Tür zur Schuldnerberatung geschlossen sein.

Zum Jahresende 2014 wird die Schuldnerberatungsstelle Lichtblick geschlossen. Das Aus kommt nicht überraschend. Die Mitarbeiter Lichtblicks standen bereits in den Jahren 2006 und 2012 schon kurz vor ihrer Kündigung oder hielten sie bereits in Händen, weil die Fördermittel, die das Land M-V und die Stadt Schwerin ausschütten, für die Finanzierung der Schuldnerberatung nicht reichten. Seit Jahren wird von Seiten der Träger der Schuldnerberatungsstellen und der Landesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung in M-V auf die massive Unterfinanzierung hingewiesen, bislang vergeblich.

 

Das Fass zum Überlaufen gebracht hat eine nochmalige massive Kürzung der Fördermittel für das Jahr 2014. Grund hierfür ist die Deckelung der Landesmittel für Schuldnerberatungsstellen im Doppelhaushalt 2014/2015 auf 1,8 Millionen EURO für das gesamte Bundesland. Auch die Landeshauptstadt konnte sich nicht in ausreichender Form an der Finanzierung beteiligen.

 

„Wir haben uns mit viel Herzblut, einer professionellen Beratung und mit einem Eigenanteil von 360.000 € seit 2000 engagiert. Wir haben dies aus tiefster Überzeugung getan, weil wir als diakonische Einrichtung auch für Menschen da sein wollen, die sich in existentieller Not befinden und auf eine kostenlose und nachhaltige Beratung angewiesen sind“ so der Geschäftsführer des Neuen Ufers Thomas Tweer. Die nun notwendig gewordene Schließung kommt für die Klienten einer Katastrophe gleich.

 

Bei einer Weiterführung der Schuldnerberatungsstelle mit den laut Richtlinie geförderten 3,651 Stellen läge der Eigenanteil des Diakoniewerkes bei 55.000 Euro mit steigender Tendenz. Dabei werden die Mitarbeiter in der Größenordnung, wie sie in der Richtlinie vorgesehen ist, vergütet. Lediglich der Leiter der Schuldnerberatungsstelle liegt leicht über diesem Niveau. Wir bewegen uns somit im Rahmen der Richtlinie.

 

Dabei spart die Schuldnerberatung der öffentlichen Hand mehr ein, als sie in sie investieren muss. Allein durch ihre Beratungstätigkeit im Sinne der Insolvenzordnung wurden dem Land Ausgaben erspart, die mehr als doppelt so hoch lagen, wie die gewährten Fördermittel. Jeder investierte Euro kam demnach doppelt zurück.

 

Über 500 Einzelpersonen und Haushalte werden aktuell vom Team Lichtblick beraten und begleitet, viele von ihnen werden bei der Umsetzung der ausgehandelten Regulierungspläne unterstützt. Lediglich zwei Personen finden sich in der aktuellen Klientendatei, die schon in der Vergangenheit durch die Schuldnerberatungsstelle begleitet wurde. „Dass nur zwei Klienten, die durch uns bereits begleitet wurden, in diesem Jahr nochmals Unterstützung brauchen, zeigt die hohe Beratungskompetenz der Kollegen vor Ort und ist das Kriterium für die Qualität unserer Arbeit.

 

Jährlich werden hunderte Bankkunden über das Pfändungsschutzkonto beraten und für sie die erforderlichen Bescheinigungen für einen erhöhten Pfändungsfreibetrag ausgestellt.

 

Eine Schließung der Beratungsstelle würde eine über viele Jahre gewachsene Arbeit und Erfahrung in der sozialen Schuldner- und Insolvenzberatung über Nacht verloren gehen lassen. Es würde viele Jahre benötigen, um diesen Standard und diese Effektivität in der Arbeit für die Landeshauptstadt wiederzuerlangen. Zwischenzeitlich blieben die Hilfebedürftigen auf der Strecke. Sie würden sich entweder wieder in ihrer Überschuldungssituation einrichten und resignieren oder sich notgedrungen auf unseriöse Angebote kommerzieller Regulierer einlassen müssen.

 

Im vergangenen Jahr beging Lichtblick sein zwanzigjähriges Wirken in Schwerin und Vertreter von Stadt und Land wiesen auf die Unverzichtbarkeit der Arbeit der Schuldnerberatung hin. Jetzt kann die Politik zeigen, wie ernst sie es damit gemeint hat. „Sollte es eine nachhaltige Änderung der Finanzierungsgrundlage geben, würde das Diakoniewerk seine Arbeit in diesem wichtigen Feld fortsetzen. Wir sind auch bereit, einen für uns machbaren Eigenanteil dafür aufzubringen“ so Thomas Tweer.

 

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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