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Schwerin: IG Bau warnt vor Rückschritt bei Gleichberechtigung

Frauen kümmern sich noch immer stärker als Männer um Haushalt und Kinder. Sie haben zudem weiterhin oftmals niedrigere Einkommen und müssen häufiger um ihren Job fürchten. Anlässlich des heutigen Weltfrauentags hat die

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  • Veröffentlicht März 8, 2021
In der Gebäudereinigung arbeiten auch in Schwerin viele Frauen mit 450-Euro-Verträgen. In der Krise sind sie kaum geschützt, kritisiert die IG BAU.

Frauen kümmern sich noch immer stärker als Männer um Haushalt und Kinder. Sie haben zudem weiterhin oftmals niedrigere Einkommen und müssen häufiger um ihren Job fürchten. Anlässlich des heutigen Weltfrauentags hat die Gewerkschaft IG BAU vor einem Rückschritt bei der Gleichberechtigung in Folge der Corona-Pandemie auch in Schwerin gewarnt.

 

Auch Politik muss handeln

„Insbesondere Minijobs werden in der Krise zunehmend zur Karrierefalle“, kritisiert Bezirksvorsitzender Jörg Reppin. In der Gebäudereinigung seien solche Arbeitsverhältnisse besonders verbreitet. In Schwerin sind laut Arbeitsagentur 69 Prozent aller rund 330 Minijobs in der Branche in Frauenhand. „Geringfügig Beschäftigte gehen nicht nur beim Kurzarbeitergeld leer aus. Sie sind auch häufiger von Entlassungen betroffen“, so Reppin. Die IG BAU plädiert daher dafür, die Minijobs in der jetzigen Form abzuschaffen und sozialversicherungspflichtig zu machen. Eine Anhebung der Verdienstgrenze auf 600 Euro, wie sie einige Arbeitgeberverbände fordern, liefe dabei hingegen auf einen Ausbau prekärer Arbeitsverhältnisse hinaus. Zudem stehe das Ehegatten-Splitting einer echten Gleichberechtigung am Arbeitsmarkt im Weg. „Durch hohe Abzüge in der Steuerklasse 5 bleibt vielen Frauen nur wenig vom Bruttoverdienst. Das führt auch zu geringen Arbeitslosenansprüchen und Einbußen beim Elterngeld“, kritisiert Reppin. Die Politik müsse daher das Thema in diesem Wahljahr anpacken und eine Reform der Einkommenssteuer voranbringen.

 

Belastung für Frauen in der Pandemie stärker gestiegen

Die IG BAU Mecklenburg verweist zudem auf die gestiegene Belastung von Frauen in der Pandemie. „In Zeiten geschlossener Kitas und Schulen bleibt die Kinderbetreuung nach wie vor meist an den Frauen hängen. Hinzu kommen die Arbeit im Haushalt und die Pflege von Angehörigen“, unterstreicht Reppin. Neben besseren politischen Rahmenbedingungen sei daher auch ein gesellschaftliches Umdenken nötig. „Männer, die beruflich etwas zurücktreten, können der Partnerin helfen, den nächsten Karriereschritt zu gehen und Lasten in der Familie fairer zu verteilen.“

 

Frauen übernehmen häufiger Kinderbetreuung

Nach einer repräsentativen Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung ist die durchschnittliche Erwerbsarbeitszeit von Frauen im Zuge der Corona-Krise stärker gesunken als die von Männern. Vor Ausbruch der Pandemie arbeiteten Frauen demnach im Durchschnitt fünf Stunden pro Woche weniger als Männer in einem bezahlten Job. Im Herbst 2020 betrug die Differenz bei Erwerbstätigen mit betreuungsbedürftigen Kindern elf Stunden pro Woche. Zwei Drittel der befragten berufstätigen Frauen mit Kindern gab dabei an, in der Partnerschaft den größeren Teil der Kinderbetreuung zu übernehmen. Sieben Prozent sahen dabei die Hauptverantwortung bei ihrem Partner, 27 Prozent sprachen von einer Gleichverteilung der Sorgearbeit.

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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