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Schwerin: Inzidenz schießt binnen eines Tages um 192,4 Punkte nach oben

Die Zeichen scheinen sich zu einem Bild zusammenzusetzen. Die Omikron-Wand scheint das Land erreicht zu haben. Nachdem das Landesamt für Gesundheit und Soziales MV (LAGuS) schon am Dienstag mit 2.775

  • Veröffentlicht Januar 20, 2022
Weiterhin gilt im Kampf gegen die Corona-Pandemie: Impfen, impfen, impfen. | Foto: Wilfried Pohnke

Die Zeichen scheinen sich zu einem Bild zusammenzusetzen. Die Omikron-Wand scheint das Land erreicht zu haben. Nachdem das Landesamt für Gesundheit und Soziales MV (LAGuS) schon am Dienstag mit 2.775 Neuinfektionen binnen eines Tages einen für das Land absoluten Spitzenwert meldete, folgte gestern gleich der nächste. 2.505 Neuinfektionen bedeuten für einen Mittwoch erneut den höchsten Wert. Die Inzidenz im Land steigt auf nun 608,4.

Damit folgt Mecklenburg-Vorpommern

dieses Mal mit nur geringer zeitlicher Verzögerung dem Bundestrend. Denn auch dieser sorgt in den vergangenen Tagen nur noch für negative Spitzenwerte. Am gestrigen Mittwochfrüh war die Zahl der Neuinfektionen mit über 112.000 erstmals sechsstellig. Und bislang gibt es keine Anzeichen auf ein Ende des Anstiegs. Im Gegenteil. Blickt man in andere europäische Länder dürften wir uns möglicherweise noch am Fuß der Welle befinden. Maximal im ersten Teil des Anstiegs. So kamen aus Frankreich durchaus erschreckende Zahlen. Gut 465.000 Neuinfektionen binnen eines Tages. Bei einer Bevölkerung von etwa 60 Millionen lässt sich fix hochrechnen, dass Deutschland im Falle ähnlicher Entwicklungen durchaus in kürzlich noch belächelte Prognoseregionen um die 600.000 Neuinfektionen am Tag kommen kann. Noch aber sind wir davon ein gutes Stück entfernt. Und die Hoffnung auf einen geringeren Anstieg bleibt. Wenn sie auch nicht unbedingt wächst.

 

Hospitalisierungsrate derzeit noch vertretbar

Durchaus positiv zeigt sich im Land weiterhin die Hospitalisierungsrate. Nur eine Region – Vorpommern-Rügen – liegt hier über dem Grenzwert von 9 für die Ampelstufe „Rot“. Ansonsten dominieren erdige Töne, die eine Hospitalisierungsrate zwischen 6 und 9 bedeuten. Auch diesbezüglich sind aus den Reihen der Impfgegner bereits Stimmen zu hören, die meinen, dies belege, dass trotz hoher Infektionszahlen die Klinikeinweisungen im vertretbaren Bereich bleiben. Dabei dürfte nach den vorangegangenen Wellen wohl jedem klar sein, dass die Hospitalisierungszahlen stets erst einige Tage nach den Infektionszahlen ansteigen. Eben da der schwerere Verlauf, der einen Klinikaufenthalt verlangt, in der Regel auf bereits mehrere Infektionstage folgt. Hinzu kommen diverse Meldeverzögerungen der Kliniken. Diese Kombination hatte schon wiederholt Kritik an dieser Zahl als Kernfaktor der bundesweiten Entscheidungen laut werden lassen. Denn, so eine Kritik, wenn sich die Krankenhäuser beginnen zu füllen, ist es in der Regel schon zu spät, nachhaltig diesen Prozess zu stoppen.

 

Zahlen im Land steigen weiter deutlich an

So mancher hat in den vergangenen Tagen und Wochen durchaus verwundert auf die hohen Infektionszahlen auch in Gebieten mit hoher Impfquote geschaut. Nun scheint, wie FOCUS online gestern berichtete, eine wenn auch nur eingeschränkt aussagefähige Studie aus Südafrika eine schon wiederholt geäußerte Vermutung zu bestätigen: Selbst die Booster-Impfung dürfte kaum bis gar nicht vor einer Infektion mit der Omikron-Variante schützen. Um aber gleich den stetigen Impfgegnern den Wind aus den Segeln zu nehmen, noch ehe sie „Seht Ihr“ rufen können: Die Studie belegt auch, dass die Impfung definitiv sehr gut vor schweren Verläufen schützt. Damit bestätigt sich, was ebenfalls schon länger zu erkennen war: Ungeimpfte sind auch bei der Omikron-Variante in Bezug auch schwere Verläufe deutlich gefährdeter. Wer also die Möglichkeit sieht, sich noch boostern zu lassen, sollte dies umgehend tun. Selbst frische Erst- und Zweitimpfungen können zumindest wirksamere Mauern gegen das Virus aufbauen als gar kein Schutz.

Gestrige Zahlen für Schwerin durch Nachmeldungen stark beeinflusst

Waren die Zahlen für ganz MV schon durchaus erneut bemerkenswert, so toppte die Landeshauptstadt Schwerin gestern wohl alles dort bislang Dagewesene. 246 Neuinfektionen meldete das LAGuS für den Zeitraum von 24 Stunden. Mit Abstand ein absoluter Spitzenwert für die Stadt mit ihren etwa 96.000 Einwohnern. Vor allem auch vor dem Hintergrund, dass Schwerin zwischenzeitlich durchaus durch im Vergleich eher geringe Infektionswerte glänzte. Omikron könnte diese Situation nun etwas verändern. Zumindest katapultierte die hohe Neuinfektionszahl auch die 7-Tage-Inzidenz deutlich nach oben. Sie stieg um 192,4 Punkte auf nun 672,5 Fälle binnen 7 Tagen je 100.000 Einwohnern und überflügelte damit den aktuellen Landeswert.

Allerdings dürften hier in nicht unerheblicher Zahl auch Nachmeldungen vom Dienstag eine Rolle gespielt haben. Da nämlich meldete die Landeshauptstadt „nur“ 114 neue Fälle, was die Inzidenz – gegen den Landestrend – um knapp 30 Punkte sinken ließ. Auf der Website der Stadt war dazu zu lesen: „Dem Schweriner Gesundheitsamt wurden am Dienstag  114 Neuinfektionen gemeldet, weitere 158 Labormeldungen des heutigen Tages konnten wegen der hohen Fallzahlen vom Gesundheitsamt nicht mehr tagaktuell verarbeitet werden. Diese Fälle werden erst am Mittwoch in die Fallübermittlung an das Landesgesundheitsamt eingehen.“

Das Gesundheitsamt der Landeshauptstadt war also mehr als deutlich an der Kapazitätsgrenze des am Dienstag Möglichen angekommen. Das würde im Umkehrschluss bedeuten, dass es gestern gelungen ist, diese 158 Meldungen des Vortages sowie weitere 88 neue Fälle zu verarbeiten. Nachdem Dienstag die Grenze des Machbaren bei 114 lag, gelang es gestern also 246 Fälle zu verarbeiten. Welche Hintergründe der niedrige Dienstagswert auch immer hatte, das Gesundheitsamt scheint die Möglichkeiten einer Verarbeitung von für die Stadt bislang vergleichsweise hohen Tageswerten zu haben. Ein doch beruhigender Umstand.

 

Written By
Stephan Haring

Stephan Haring ist freier Mitarbeiter unserer digitalen Tageszeitung. Er hat ein Bachelor-Studium der Kommunikationswissenschaften an der Universität Erfurt mit den Nebenfächern Sozialwissenschaften & Politik absolviert. Im Nachhinein arbeitete er in leitenden Funktionen der Presse- & Öffentlichkeitsarbeit, im Leitungsbereich eines Unternehmens sowie als Rektor einer privat geführten Hochschule. Zudem entwickelte, organisierte und realisierte er mit der durch ihn entwickelten LOOK ein Fashionevent in Schwerin. Heute arbeitet er freiberuflich als Texter, Pressesprecher und Textkorrektor sowie als Berater in verschiedenen Projekten. In einem Schweriner Ortsbeirat ist er zudem ehrenamtlich als Vorsitzender kommunalpolitisch aktiv.

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