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Schwerin: „Man müsste mal…“ – Podcast Folge 11

„Man müsste mal…“ etwas zurückgeben, dachte sich der aktuelle Präsident des LIONS CLUB Schwerin, Thomas Krense vor vielen Jahren und begann sein ehrenamtliches Engagement. In der letzten Folge des gleichnamigen

  • Veröffentlicht November 18, 2020
Hanne Ludho im Plattenpark in Schwerin. | Foto: privat

„Man müsste mal…“ etwas zurückgeben, dachte sich der aktuelle Präsident des LIONS CLUB Schwerin, Thomas Krense vor vielen Jahren und begann sein ehrenamtliches Engagement. In der letzten Folge des gleichnamigen Podcasts aus, über und für Schwerin sprach er über diese Arbeit.  „Man müsste mal…“ etwas zurückgeben sagte sich Thomas Krense. „Man müsste mal…“ auf dem Dreesch einen interessanten Ort schaffen, an dem sich die Menschen treffen, an dem die Platte bunt ist, an dem  immer wieder Neues entsteht – auch aus Müll – dachte sich Hanne Ludho. Einfach einen Ort eben, an den die Leute gern kommen.

 

Der Dreesch – heute drei Stadtteile mit vielen Gesichtern

Das Image ist des Stadtteils Großer Dreesch ist geprägt durch alte Plattenbauten, in denen keiner mehr wohnen wollte. Zu DDR-Zeiten heiß begehrt. Danach zogen auf dem Arbeitsmarkt nicht Fuß fassende, Flüchtlinge und anderen Menschen, die in die Platte geschickt wurden, dorthin. Eben weil es dort billigen Wohnraum gab und gibt. So hat sich im Laufe der Jahre die Zusammensetzung der Bewohner verändert. Aber es gibt natürlich auch Menschen, die überzeugte Anwohner sind. Menschen, die dort bewusst und vor allem auch gern leben. Aber lassen wir die ehemalige Stadtteilmanagerin und einstige Vorsitzende des Vereins „Die Platte lebt e.V.“ selbst zu Wort kommen.

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Die Platte sollte ein besseres Image bekommen

„Die Idee, man müsste etwas finden, um das Image der Platte zu verbessern, gab es schon lange. Im Urlaub auf Rügen bin ich durch ein Mais-Labyrinth gestöbert und da hatte ich die Idee. Statt Mais ein Plattenlabyrinth. Und so die ländliche Atmosphäre in die Stadt holen.

Den Blick auf diesen Teil der Stadt zu lenken und zu zeigen, da ist es nicht nur grau, sondern bunt, es ist nah zum Wald und nah zum Wasser wie nirgendwo sonst in Schwerin, das war Thema in all den 13 Jahren, die ich dort im Stadtteilmanagement gearbeitet habe. Dort gibt es viel Positives. Viele Initiativen und Vereine, doch die gehen leicht unter. Mit dem „Plattenpark“ wollen wir erreichen, dass Menschen aus anderen Ecken Schwerins sagen, da fahre ich jetzt mal hin und schau mir das an.

 

Der Plattenpark – ein Ort für alle Schweriner

Der „Plattenpark“ ist ein schönes, großes Gelände. Gelegen im heutigen Stadtteil Mueßer Holz an der Hamburger Allee/Ecke Hegelstraße. Im Eingangsbereich steht bereits auf einer großen Platte auch „Plattenpark“. Das kann man gar nicht übersehen. Früher standen genau hier Plattenbauten. Wir hatten viele Ideen. Ein Hostel und eine Ökopyramide zum Beispiel. Aber vieles war zu kompliziert oder zu teuer, und wir mussten kleine Schritte machen. Das hat auch was für sich.

Inzwischen stehen dort 14 Platten, alle hübsch gestaltet. Aus Müll wird Kunst und eine Verbindung zur Natur. Zwei Platten sind auf der einen Seite mit einem Regenbogen und auf der anderen Seite mit einem Märchenbild bemalt. Die Blühstreifen spenden Nahrung für die Bienen. Überall stehen hübsch gestaltete Bänke zum Sitzen. Dafür hatten wir einmal einen Wettbewerb ausgerufen. Begonnen haben wir mit ein paar Gabionenbänken aus Drahtkästen – gefüllt mit Schotter aus dem Abriss der Plattenbauten. Die sind sternenförmig angeordnet. Diesen Plattenstern kann man sogar auf Google Earth sehen.

 

Der Plattenstern ist sogar auf Google Earth erkennbar

Einen Turm der Artenvielfalt, eine Balancierstrecke für die Kinder, ein Gartenhaus für die Gartengeräte. Vieles ist bemalt und bunt. Ein Stein sieht aus wie ein Frosch, einer wie ein Marienkäfer und einer wie eine Biene. Manches haben wir mit Menschen aus anderen Ländern gestaltet, mit Amis, Indern, Syrern, Afghanen und anderen. Es ändert sich laufend etwas, immer kommt etwas hinzu. In drei Hochbeeten pflanzen wir an, was auch mit wenig Wasser gut wächst. Ein Wasseranschluss fehlt bisher, leider. Auf den hoffen wir schon eine Weile.

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Schrittweise geht die Entwicklung mit Unterstützung weiter

Im Moment sind es Kleinigkeiten, die dazu kommen. Kürzlich haben wir einen Bilderrahmen installiert, in dem man sich fotografieren kann. Es gibt einen „Büchertausch-Karren“, den wir aus einem alten Verkaufsstand, der auf dem Müll sollte, bebaut haben. Imker Bolte betreut 10 Bienenstöcke und wir haben sogar „Honig aus dem Plattenpark“. Wir vom Verein „Die Platte lebt“ sagen: „Natur küsst Beton“ und „Müll ist Mangel an Phantasie“ und versuchen aus den Dingen, die zur Verfügung stehen und mit wenig Geld, etwas Schönes zu machen. Dabei freuen wir uns, wenn Leute aus dem Quartier mitmachen und sich dabei mit uns vorher absprechen.

Wir hatten im Laufe der Jahre einige Unterstützung von anderen Vereinen, von einigen Stadtvertretern, vom Ortsbeirat. Und von vielen anderen. Doch die wichtigsten Personen für uns sind die Bewohner des Stadtteils. Jetzt im Corona-Sommer waren wir wirklich viel dort. Auch zahlreiche Nachbarn sind häufiger in den „Plattenpark“ gekommen. Zum Teil haben sie sich einfach mal auf eine Bank gesetzt.

 

Ein Erlebnispark – viel mehr als nur Beton

Unser „Friedensdom“ sollte eigentlich aus Weiden gebildet werden. Wir haben dann aber 12 Robinien genommen und so im Kreis aufgestellt, dass sie nun mit ihren Baumkronen zusammenwachsen. Dort treffen wir uns einmal in der Woche mit Heiko Lietz, reden miteinander, schweigen miteinander. Das ist ein wirklich schöner Ort geworden.

Es ist nicht nur Beton. Ich kenne so einen ungewöhnlichen Erlebnispark nirgendwo anders. Das ist schon einmalig. – Wir sind Landessieger MV für den Deutschen Nachbarschaftspreis 2020. Das ist doch toll. Bei den Bundessiegern sind wir leider nicht dabei.“

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Written By
Carl Otte

Carl Otte ist freier Journalist. Mail: redaktion@sn-o.de

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