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Schwerin: Modernes Bistro „Baker’s Kitchen“ öffnete in der Schloßstraße

Gleich zweimal innerhalb von einem Jahr wurde die Gastronomie auch in Schwerin in einen monatelangen Lockdown geschickt. Zuerst war es im Frühjahr 2020 ein halbes Jahr. Schon das hatte sich

  • Veröffentlicht August 3, 2021
Lisa und Anne Zander betreiben seit Kurzem in der Schloßstraße in Schwerin das moderne Bistro „Baker’s Kitchen“ | Foto: schwerin-lokal

Gleich zweimal innerhalb von einem Jahr wurde die Gastronomie auch in Schwerin in einen monatelangen Lockdown geschickt. Zuerst war es im Frühjahr 2020 ein halbes Jahr. Schon das hatte sich wohl kaum ein Gastronom zuvor träumen lassen. Dann aber folgte ab November 2020 der wirkliche „Knall“. Sieben Monate blieben die Türen geschlossen. Nicht wenige vermuteten, dass die Gastrolandschaft in der Landeshauptstadt nach der Wiedereröffnung im Juni dieses Jahres nicht mehr die gleiche sein würde. Offenbar aber griffen die Unterstützungen des Bundes und des Landes. Zumindest öffneten sich praktisch alle Türen wieder. Es kamen sogar zusätzliche hinzu.

 

„Baker’s Kitchen“ seit Kurzem in der Schloßstraße

Das moderne Bistro befindet sich im zweitältesten Gebäude von Schwerin – eine tolle Verbindung von Historie und Moderne. | Foto: schwerin-lokal

So gibt es seit einigen Wochen ein neues Bistro in Schwerins zweitältestem Gebäude (Baujahr 1650). In der Schloßstraße, Ecke Buschstraße befindet sich seither der zweite Standort von „Baker’s Kitchen“. Wer aber glaubt, in einem historischen Gebäude auch auf klassisch antiquierte, angestaubte Möbel und ein entsprechendes Angebot zu stoßen, der sieht sich absolut getäuscht. Das Gegenteil ist der Fall: Frisch und absolut modern kommt beides daher. Eine gewagte, aber in der Konsequenz gelungene Verbindung von alt und neu – von historisch-traditionell, aktuell und zukunftsweisend.

Betrieben wird das moderne Bistro von Anne und Lisa Zander. „Zander“, wird jetzt mancher sagen, „den Namen kenne ich doch. Aber eigentlich als Bäckerei“. Richtig. Seit 2000 ist die Bäckerei Zander eine Institution in Schwerin. Damals startete Anne Zander mit der Übernahme der traditionellen Backstube Howe in der Goethestraße in das Bäckereigewerbe. Schnell wuchs das Unternehmen auf mehrere Filialen an. „Um rentabel arbeiten zu können, war diese Expansion einfach erforderlich“. Wer sich noch an die damaligen Läden zurück erinnert weiß garantiert noch, dass damals – für eine Bäckerei typisch – Brot, Brötchen und Kuchen das Hauptangebot des Unternehmens ausmachten.

 

Schon 2001 ging Anne Zander mit der Zeit

Aber schon damals spürte Anne Zander den Drive der Veränderung in der Lebensweise der Menschen. So beließ sie es nicht bei bloßen Bäckerei-Tresen, sondern integrierte in die Filialen auch Sitzgelegenheiten, so dass die Kunden auch das eine oder andere Stück Kuchen oder auch einen Pott Kaffee genießen konnten. Ein Angebot, das viele gern annahmen. Zur veränderten Lebensweise gehörte damals aber auch schon, dass auch in Schwerin der Wunsch gerade bei Heißgetränken über den bis dahin üblichen Kaffee oder den Nachwende-Cappuccino – mit Sahne und eben nicht mit aufgeschäumter Milch – hinausging. Anne Zander handelte, und schaffte als eine der ersten in Schwerin Kaffee-Vollautomaten an. Von nun an waren auch der echte Cappuccino, Latte Macchiato, Milchkaffee und manch anderes „Trendgetränk“ möglich. „Zu Beginn verlangten viele trotzdem noch den altbekannten Pott Kaffee“, erinnert sich Anne Zander, und lächelt. „Aber nach und nach änderte sich das. Wir hatten da genau das richtige Gefühl.“

 

Ein echter Umbruch folgte einige Jahre später

Moderne, gemütliche Möbel und eine große Collage prägen das Bild von „Baker’s Kitchen“ in der Schloßstraße. | Foto: schwerin-lokal

Das, was damals mit dem Kaffeevollautomaten wie eine kleine Revolution wirkte, sollte aber nichts im Vergleich zu den Veränderungen sein, denen sich die beliebte Bäckereikette Zander einige Jahre später sollte stellen müssen. Denn die Veränderung der Lebensweisen blieb nicht bei neuen Trinkgewohnheiten stehen. Im Gegenteil, genau genommen änderte sich nach einigen erfolgreichen, „konstanten“ Jahren so einiges. Und damit verbunden war und ist das Aussterben der traditionellen Bäckereien.

 „Die Gründe dafür sind vielfältig“, weiß Anne Zander. „Es ist auf der einen Seite das massive Anwachsen von industriellen Backwaren, die heute das Angebot von Supermärkten und Discountern ausmachen.“ Sie spielt dabei speziell auch auf die großen „Frischbackbereiche“ von Aldi, Lidl, Rewe & Co an. „Dort wird den Kunden das Gefühl der echten Backware verkauft. In Wirklichkeit aber ist es klassische Industrieware. Wir müssen aber eingestehen, dass es funktioniert. Das hat viele Bäckereien in große Probleme gebracht. Die Nische für unsere Produkte ist dadurch enorm klein geworden. Gerade auch, weil wirklich ehrliche, frische Backwaren einfach auch mit höheren Produktionskosten und damit höheren Verkaufspreisen verbunden sind.“

 

Industriewaren und neue Lebensweisen erforderten neue Wege

Das aber ist nur eine Seite der Medaille. Parallel hat sich auch die gesamte Lebensweise der Menschen nebst ihrer Essgewohnheiten verändert. „Es gibt einerseits nicht mehr diese typischen Essenszeiten, und auch das, was man isst, verändert sich“. Auf all dies musste und wollte Anne Zander, die inzwischen tatkräftige Unterstützung von ihrer Tochter Lisa bekommen hatte, reagieren. Lisa hatte, dies sei herausgehoben erwähnt, direkt nach ihrem Abitur klar die Entscheidung getroffen, in die Fußstapfen ihrer Mutter zu treten. Innerhalb von fünf Jahren absolvierte sie die erforderlichen Ausbildungen zur Bäckereifachverkäuferin, zur Bäckerin und zur Bäckermeisterin. „Jedes Bäckereiunternehmen braucht eine eigene Meisterin oder einen Meister. Ich hab mich riesig gefreut, als Lisa entschied, diesen Weg zu gehen. So ist sie heute bei uns die Meisterin“, so Anne Zander.

 

Im gläsernen Tresenbereich darf natürlich auch der leckere Kuchen nicht fehlen. | Foto: schwerin-lokal

Die vielen konsequenten Veränderungen gingen natürlich auch an Anne und Lisa und den Zander-Backfilialen nicht vorbei. Den beiden engagierten Frauen war klar, dass dies auch für ihr Unternehmen einen großen Umbruch bedeuten würde. Verbunden mit zusätzlichen Schwierigkeiten, das erforderliche Personal zu finden – hier kämpften Anne und Lisa etwa ab 2014 an der selben Front wie zahlreiche Unternehmen – reduzierten sie die Filialen. „Wir haben schrittweise dort geschlossen, wo die bestehenden Mietverträge ausliefen. Der Grund war oftmals zweiseitig“, erinnert sich Anne Zander. „Einmal war es die Personalsituation, andererseits aber eine Kostenfrage“. Wer jetzt an die Mieten denkt, sieht sich aber getäuscht. „Wir hatten nur total tolle Vermieter. Da hat keiner, weil er die zahlreichen Filialen gesehen hat, zusätzlich an der Mietschraube gedreht. Das Problem waren und sind vielmehr die überdurchschnittlich steigenden Energie- und auch Einkaufspreise. Die haben das Geschäft letztlich immer unrentabler gemacht“.

 

Bistro-Idee „Baker’s Kitchen“ entstand

An Aufgeben aber dachten Anne und Lisa zu keinem Zeitpunkt. Vielmehr stand ein neuer Wandel ins Haus. Und der erfolgte konsequent – womit wir auch wieder in der Schloßstraße zurück sind. Denn Die beiden Unternehmerinnen gründeten gemeinsam „Baker’s Kitchen“. Dahinter verbirgt sich ein zeitgemäßes Bestriokonzept, das sich an den sich ändernden Lebens- und Essgewohnheiten der Menschen auch in Schwerin orientiert. Dass alles konsequent neu wird, ohne Bekanntes aufzugeben, zeigt sich dabei schon in der Aufmachung der beiden Filialen – am Schelfmarkt und eben im historischen Gebäude in der Schloßstraße. Beide verfügen weiterhin über Tresenbereiche, an denen man Brot und Brötchen sowie einige Kuchensorten kaufen kann. „Anders aber ist, dass diese Produkte früher in der ersten Reihe standen. Heute sind sie in die zweite gerückt“, so Anne. Denn neben dem Mitnahmegeschäft steht vor allem der angenehme, zeitgemäße und zukunftsgewandte Aufenthalt im Blickpunkt.

 

Bistro in Schloßstraße vereint Tradition und Moderne

Der gläserne Tresenbereich im „Baker’s Kitchen“ in Schwerin | Foto: schwerin-lokal

Besonders deutlich wird dies in der Schloßstraße. Denn hier dominieren im klaren Kontrast zum historischen Gebäude stehende Tische und Stühle den Raum. Es ist beinahe wie ein Zeitsprung, den man macht, wenn man durch die – mit Ausnahme der Sonntage und Montage – täglich geöffnete Tür in den Innenraum schaut. Manch einem mag dieser große Sprung beinahe noch zu groß und kaum vereinbar vorkommen. So ist es letztlich aber gar nicht. Denn sobald man „Baker’s Kitchen“ in der Schloßstraße betreten hat, kommt man in der Moderne – in der aktuellen Zeit und vielleicht auch schon ein wenig in der Zukunft – an, ohne die Historie zu leugnen. Denn neben sichtbaren modernen Möbeln, einer riesengroßen Collage einer regionalen Künstlerin, die Tag und Nacht – durch Schwarzlicht beleuchtet – anders wirkt, einem wundervollen glasdominierten Tresen, Stahlträgern, Stahlbetonwänden und neuen Holzbalken sind auch die jahrhundertealten historischen Balken geblieben.

Klar, es dominieren das Jetzt und die Zukunft. Aber man steht auch irgendwie mitten im Leben von Anne und Lisa. Denn jede Farbe, jedes Gestaltungselement – von den Möbeln, über das Bild bis zur absolut ungewöhnlichen WC-Gestaltung, an der Tattoo-Profis mitwirkten – haben Anne und Lisa ausgesucht. „Wir wollen mehr als etwas zu Essen vertreiben“, so Anne Zander. Durch die gelungene und vor allem konsequente Kombination aus Einrichtung, Musik und Gesamtflair gelingt dies auch. „Das sind einfach wir. Weil wir beide Mädchen sind, ist alles durchaus modern, hipp und chic“. Und eben weil beide dies als den durchaus schon aktuellen wie auch kommenden Trend ausgemacht haben.

 

Auch Angebot in „Baker’s Kitchen“ modern und zeitgemäß

Lisa Zander bringt die frischen Produkte häufig auch persönlich zu ihren Gästen. | Foto: schwerin-lookal

Konsequent modern ist daher speziell in der Schloßstraße auch das Bistroangebot. Denn es dominieren nur in der eigens neu eigebauten Küche selbst frisch zubereitete Bistrogerichte mit kleinen leichten Speisen – überwiegend vegetarisch und auch vegan. Und überall dort, wo es möglich ist, sieht man die Handschrift der Bäckerei Zander, die in der Weststadt noch ihre letzte traditionelle Filiale betreibt und auch weiter in gewohnter Form weiter betreiben wird. Denn alle Brot- und Kuchenanteile stammen aus der hauseigenen Backstube – eben aus der Küche der Bäckerin, aus „Baker’s Kitchen“.

Anne und Lisa Zander haben zweifelsfrei etwas gewagt. Aber erfolgreich. Denn es ist ihnen gelungen ein Stück weit aktuellen Mainstream, ein Stück Zukunft, etwas Historie und einen Großteil Indvidualität auf tolle Art und Weise miteinander zu verbinden. Eben echt, modern und ehrlich. Wer also bislang noch nicht über die Schwelle von „Baker’s Kitchen“ in der Schloßstraße gegangen ist, sollte dies durchaus demnächst einmal tun. Um sich selbst auf diese kleine Zeitreise zu begeben und bei einem Kaffee mit Kuchen oder aber eben einem kleinen warmen Bistrogericht ein wenig die Seele baumeln zu lassen. Denn das kann man bei Anne und Lisa in „Bakers Kitchen“ ganz hervorragend.

Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag | 09.00 bis 17.00 Uhr

Written By
Stephan Haring

Stephan Haring ist freier Mitarbeiter unserer digitalen Tageszeitung. Er hat ein Bachelor-Studium der Kommunikationswissenschaften an der Universität Erfurt mit den Nebenfächern Sozialwissenschaften & Politik absolviert. Im Nachhinein arbeitete er in leitenden Funktionen der Presse- & Öffentlichkeitsarbeit, im Leitungsbereich eines Unternehmens sowie als Rektor einer privat geführten Hochschule. Zudem entwickelte, organisierte und realisierte er mit der durch ihn entwickelten LOOK ein Fashionevent in Schwerin. Heute arbeitet er freiberuflich als Texter, Pressesprecher und Textkorrektor sowie als Berater in verschiedenen Projekten. In einem Schweriner Ortsbeirat ist er zudem ehrenamtlich als Vorsitzender kommunalpolitisch aktiv.

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