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Schwesigs Parteiwerbung an städtischen Kitas:
Stadtfraktionen schweigen – OB Badenschier sieht Aktion unkritisch

Die Verteilung von Schokohasen mit SPD-Parteilogo an Schweriner Kitas hat kontroverse Debatten ausgelöst. Nicht das erste Mal, dass Manuela Schwesig Werbung an Kitas verteilt. Die Stadtfraktionen schweigen, was sagt Schwesig?

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  • Veröffentlicht April 9, 2024
Oster­grüße mit Parteil­o­go an städtis­chen Kitas. Foto: Pri­vat

Kurz vor Ostern hat­ten Wahlkreis­mi­tar­beit­er von Min­is­ter­präsi­dentin Manuela Schwe­sig (SPD) an neun von 24 Kindertagesstät­ten der Kita GmbH Schoko-Oster­hasen verteilen lassen. 

Die Tüte, in dem sich der Schoko­hase befand, zierte ein Kon­ter­fei der Min­is­ter­präsi­dentin und der Staatsmin­is­terin für Migra­tion, Flüchtlinge und Inte­gra­tion beim Bun­deskan­zler, Reem Ala­bali-Radovan, eben­falls von der SPD. „Her­zliche Oster­grüße” kon­nte man weit­er auf der Tüte lesen. Unter dem Logo der SPD prangte auf der Tüte der Spruch „Soziale Poli­tik für Dich”. Diese Partei­wer­bung ging nicht etwa an die Mitar­beit­er der Kitas, son­dern wurde direkt an die Kleinen verteilt. 

Lothar Gajek: Wahlwerbung an Kitas ein „No Go”

Die Aktion hat­te nach Bekan­ntwer­den für erhe­bliche Diskus­sion gesorgt. Der Schw­er­iner Stadtvertreter Lothar Gajek (Die Partei) ver­langt deshalb die Aufk­lärung von Ober­bürg­er­meis­ter Rico Baden­schi­er (SPD). Wie die „Schw­er­iner Volk­szeitung” (SVZ) schreibt, beze­ich­net Gajek Wahlwer­bung in Kitas als „No-Go”. Das gehöre sich ein­fach nicht, schon gar nicht zwei Monate vor der Kom­mu­nal­wahl. 

Von Ober­bürg­er­meis­ter Rico Baden­schi­er (SPD) will Gajek wis­sen, ob Parteien beim Verteilen von Geschenken in städtis­chen Ein­rich­tun­gen keine Neu­tral­ität­spflicht haben. 

Badenschier: Stadt wird nicht aktionistisch werden

Gegenüber dem NDR äußerte sich Baden­schi­er inzwis­chen zu diesem Vor­fall. Die Stadt werde jet­zt nicht aktion­is­tisch wer­den, sagte Baden­schi­er. „Das Neu­tral­itäts­ge­bot ist kein Absti­nen­zge­bot”, erk­lärte der OB weit­er. Er meinte damit, Parteien soll­ten in Kitas schon auf sich aufmerk­sam machen dür­fen.

Das sah die SPD in Meck­len­burg-Vor­pom­mern allerd­ings 2018 noch vol­lkom­men anders. Wie die Onlin­eaus­gabe des Mag­a­zins „Vice” damals berichtete, hat­te der dama­lige AfD-Land­tagsab­ge­ord­nete Jür­gen Strohschein in ein­er pri­vat­en Kita, wo er damals Vor­sitzen­der des Trägervere­ins war, AfD-Süßigkeit­en verteilen lassen. Diese hät­ten die Kinder unter anderem für gewonnene Wet­tbe­werbe bekom­men. Laut „Vice” nan­nte ein nicht weit­er benan­nter SPD-Lan­despoli­tik­er die Wahlwer­bung sein­erzeit als „moralisch beden­klich” und „geschmack­los”. 

Parteipolitik hat an Kitas nichts zu suchen

Beim Lan­desel­tern­rat sieht man die Aktion  kri­tis­ch­er als der Ober­bürg­er­meis­ter. Hein­er Reb­schläger, der Vor­sitzende des Kita-Lan­desel­tern­rats, find­et, die SPD habe übers Ziel hin­aus­geschossen: „Parteipoli­tik hat an Kitas nichts zu suchen”, meint er gegenüber dem NDR.  Angesichts der Vielzahl der Kri­tik­er glaubt Reb­schläger, die SPD werde das jet­zt wohl erkan­nt haben, „dass das nicht sein darf”. Man müsse sich nur mal vorstellen, wenn das jede Partei machen würde, so der Vor­sitzende der Eltern­vertre­tung der Kitas.

Osterhasen mit Konterfei Manuela Schwesig
Schon 2023 wur­den Schoko­hasen mit Wer­bung an Kitas verteilt. Foto: Pri­vat

Es ist aber nicht das erste Mal, dass Manuela Schwe­sig Oster­hasen in Kindertagesstät­ten an die Kinder verteilt. Schon im let­zten Jahr hat es so eine Aktion gegeben. Damals verzichtete die Min­is­ter­präsi­dentin allerd­ings auf das Parteil­o­go. Der Aufk­le­ber trug die Auf­schrift “Fro­he Ostern wün­scht Manuela Schwe­sig”. 

Manuela Schwesig weicht aus

In der Stadt­poli­tik schweigt man, bis auf den Stadtvertreter Lothar Gajek, zu den parteipoli­tisch “einge­färbten” Süßigkeit­en. Das ist ver­wun­der­lich, da die Rechts- und Fachauf­sicht bei Kitas, anders als bei Schulen, nicht beim Bil­dungsmin­is­teri­um son­dern beim Träger oder der Lan­deshaupt­stadt liegt. 

Gerne hätte die Redak­tion von Manuela Schwe­sig erfahren, ob es in den ver­gan­genen Jahren, über das ver­gan­gene Jahr hin­aus, schon ein­mal Verteilak­tio­nen an Kindertagesstät­ten gegeben hat. Ein­er schriftlichen Anfrage wich die Min­is­ter­präsi­dentin aus. Sie ließ lediglich mit­teilen: „Es ging um einen net­ten Oster­gruß für die Kinder. Dabei hätte auf den Aufk­le­ber verzichtet wer­den sollen. Das wer­den wir in Zukun­ft berück­sichti­gen.“

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