Sa, 24. Mai 2025
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Kommunalwahlen in Schwerin:
Wie Schwerin sich nach dem Wahlergebnis verändert

Schwerin hat gewählt: AfD wird nach den Wahlen in Schwerin mit 26 Prozent stärkste Kraft; andere Parteien müssen neue Mehrheiten suchen.

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  • Veröffentlicht Juni 10, 2024

Der gestrige Wahlabend sorgte bei vie­len Parteien und Wäh­lervere­ini­gun­gen für lange Gesichter. Schon kurz nach­dem die Europawahl aus­gezählt war, deutete sich an, dass sich in der Stadtvertre­tung in den kom­menden fünf Jahren deut­lich etwas verän­dern wird. Gefreut dürfte sich in diesem Moment nur die AfD haben: In Schw­erin wurde die AfD mit 22,1 Prozent stärk­ste Kraft. 

Blau dominiert die Stadt

Zur Kom­mu­nal­wahl legte die Partei dann noch ein­mal eine Schippe drauf: Als am Mon­tag­mor­gen das vor­läu­fige Endergeb­nis fest­gestellt wurde, bekam die AfD 26 Prozent der Stim­men in der Stadt und ist somit die stärk­ste Partei in der Stadt. 12 Stadtvertreter wer­den zukün­ftig für die Partei in der Schw­er­iner Stadtvertre­tung Platz nehmen. Die zweit­stärk­ste Kraft in der Stadt ist die CDU gewor­den. 19,7 Prozent der Wäh­lerin­nen und Wäh­ler gaben den Christ­demokrat­en ihre Stimme. Zukün­ftig wer­den sie mit neun Sitzen in der Stadtvertre­tung vertreten sein, ein Sitz mehr als bish­er. 

CDU auf der Suche nach neuen Bündnispartnern

Richtig Freude über die Verbesserung des Wahlergeb­niss­es 2019 wollte allerd­ings nicht bei der CDU aufkom­men. Sehr schnell wurde deut­lich, dass die Partei sich zukün­ftig neue Mehrheit­en suchen muss, wenn es um die Durch­set­zung von Beschlüssen geht. Bish­er hat­te man in den Unab­hängi­gen Bürg­ern (UB) und den Linken immer Part­ner, mit denen man viele Sachen gemein­sam in der Stadtvertre­tung durchge­bracht hat. Immer wieder machte das Wort “inof­fizielle Koali­tion” die Runde. Damit ist nun aber aller Voraus­sicht nach Schluss. Die Linke kam auf 10,2 Prozent der Stim­men und stellt in der neuen Stadtvertre­tung nur noch fünf Stadtvertreter. Die UB kom­men auf 7,2 Prozent der Stim­men und sind nur noch mit drei Stadtvertretern vertreten. Das reicht noch nicht ein­mal für einen Frak­tion­ssta­tus, da es dafür min­destens vier Stadtvertreter benöti­gen würde. 

Die SPD erre­ichte 16,8 Prozent der Stim­men und wird in der neuen Stadtvertre­tung mit acht Stadtvertretern vertreten sein. Bish­er hat­te die Partei von Ober­bürg­er­meis­ter Rico Baden­schi­er neun Sitze in der Stadtvertre­tung. 

FDP fühlt sich in ihrem Kurs bestätigt

Die Grü­nen mit 6,8 Prozent der Stim­men und drei Stadtvertretern wer­den aus eigen­er Kraft keine Stadt­frak­tion grün­den kön­nen. Die FDP erre­ichte 3,7 Prozent der Stim­men und wird in der neuen Stadtvertre­tung weit­er­hin mit zwei Stadtvertretern Platz nehmen. Paul Bres­sel, der nun erst­ma­lig für seine Partei in die Stadtvertre­tung einziehen wird, hat­te in let­zter Zeit immer wieder für Kri­tik, auch aus den eige­nen Rei­hen, gesorgt. Nach dem Ergeb­nis fühlt er sich in seinem Kurs bestätigt. „Ich freue mich über die Wahl und bedanke mich her­zlich bei allen Unter­stützern und Wäh­lern”, sagt er auf Anfrage unser­er Redak­tion. “Obwohl wir unser Ziel ein­er eige­nen Frak­tion nicht erre­ichen kon­nten, haben wir in Meck­len­burg-Vor­pom­mern ein über­durch­schnit­tlich­es Ergeb­nis erzielt. Das zeigt, dass unser bürg­er­lich-mitte-rechts Kurs in Schw­erin aufge­ht”, so Bres­sel. 

Heiko Steinmüller überrascht als Einzelbewerber

Für eine Über­raschung sorgte der Einzel­be­wer­ber Heiko Stein­müller, der vor fünf Jahren für die SPD in die Stadtvertre­tung, wenig später aus der SPD-Frak­tion aus­trat und bish­er frak­tion­s­los in der Stadtvertre­tung saß. Nun erhielt er 2,4 Prozent der Stim­men und zieht so für die kom­menden Jahre wieder in die Stadtvertre­tung ein. 

Mit jew­eils einem Sitz wer­den auch wieder die Aktion Stadt- und Kul­turschutz (ASK) und “Die Partei” vertreten sein. Für die ASK schaffte es Anni­ta Gröger in das Stadt­par­la­ment. 

Mar­tin Molter, der für “Die Partei” 2019 in die Stadtvertre­tung ein­zog,  wird nun seinen Platz für Lothar Gajek räu­men müssen, der bish­er auch schon in der Stadtvertre­tung saß. Gajek zog damals für die Grü­nen ein, trat aber im Laufe der Wahlpe­ri­ode bei den Grü­nen aus und dies­mal für “Die Partei” an. 

Neue Kräfteverhältnisse machen Arbeit nicht leichter

Die kom­menden Tage wer­den nun von den Parteien und Wäh­lerge­mein­schaften genutzt wer­den, mögliche Schnittmen­gen zu find­en und sich auf Zusam­me­nar­beit­en in der kün­fti­gen Stadtvertre­tung zu ver­ständi­gen. Haup­tau­gen­merk dürfte hier­bei die Wahl des Stadt­präsi­den­ten und sein­er zwei Stel­lvertreter sein. Der Stadt­präsi­dent ist Vor­sitzen­der der Stadtvertre­tung und repräsen­tiert diese gle­ichzeit­ig. Bish­er übte dieses Amt Sebas­t­ian Ehlers von der CDU aus. Nun, wo die AfD die stärk­ste Kraft in der Stadtvertre­tung ist, dürfte auch sie Ambi­tio­nen auf das Amt haben. Das wiederum wer­den ver­mut­lich ver­suchen, die anderen Parteien zu ver­hin­dern. 

Sebas­t­ian Ehlers schaute schon gestern Abend mit etwas flauem Gefühl auf die zukün­ftige Sitzverteilung in der Stadtvertre­tung. Angesichts der Kräftev­er­hält­nisse wird die “Arbeit in der Stadtvertre­tung sicher­lich nicht leichter”, so seine Ein­schätzung. 

Leif-Erik Holm, Spitzenkan­di­dat der AfD, gab sich gestern Abend gegenüber der SVZ sehr selb­st­be­wusst. „Die Wäh­ler haben ein klares Votum abgegeben: Sie wollen keine sinnlosen Brand­mauern mehr, son­dern bürg­er­lich-kon­ser­v­a­tive Poli­tik für ihre Stadt. Ich hoffe, die anderen gewählten Vertreter haben das auch erkan­nt. Wir jeden­falls wer­den genau diesem Auf­trag nachkom­men.“

Das sind Schwerins neue Stadtvertreter


CDU

Corinth, Heike

Ehlers, Sebas­t­ian

Klein, Ralf

Kle­in­feld, Georg

Nimke, Ste­fan

Rabethge, Sil­via

Reißig, Jan

Riedel, Georg-Chris­t­ian

Rudolf, Gert


Die Linke

Böttger, Gerd

Foer­ster, Hen­ning

Manow, Cor­du­la

Schwicht­en­berg, Anja

Treps­dorf, Dr. Daniel


Unabhängige Bürger

Bank, Dr. Sabine

Stein­müller, Rolf

Strauß, Man­fred

SPD

Alff, Daniel

Alsay­jare, Asem

Fis­ch­er, Frank

Klemkow, Gret-Doris

Mes­lien, Daniel

Mios­ga, Susanne

Pfeifer, Mandy

Rieth­müller, Mari­ka


AfD

Beck­mann, Stef­fen

Bolte, Julian

Bossow, Dr. Peter

Burgdorf, Jus­tus

de Jesus Fer­nan­des, Thomas

Fed­er­au, Petra

Flem­ming, Maik

Ger­wens, Stephanie-Maria

Holm, Leif-Erik

Käh­ler, Volk­er

Lerche, Dirk

Thier­feld, Hannes


Grüne

Dorf­mann, Regi­na

Müller, Arndt

Neuhaus, Mar­tin


FDP

Bres­sel, Paul

Tack­mann, Diet­mar


Die Partei

Gajek, Lothar


ASK

Gröger, Ani­ta


Einzelbewerber

Heiko Stein­müller