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1000 Jahre Ersterwähnung Schwerins: Vergibt die Stadt eine Chance?

  In diesem Jahr jährt sich die Ersterwähnung Schwerins zum 1000. Mal. Der Geschichtsschreiber Thietmar von Merseburg erwähnt Schwerin in seiner großen Chronik zur Zeit der Ottonen. Laut seinen Aufzeichnungen

  • Veröffentlicht April 4, 2018
2018 jährt sich die Ersterwähnung Schwerins zum 1000. Mal

 

In diesem Jahr jährt sich die Ersterwähnung Schwerins zum 1000. Mal. Der Geschichtsschreiber Thietmar von Merseburg erwähnt Schwerin in seiner großen Chronik zur Zeit der Ottonen. Laut seinen Aufzeichnungen aus dem Jahr 1018 flüchtete sich der christliche Obotritenfürst Mistislaw vor dem Angriff eines heidnischen Slawenstammes von der Mecklenburg bei Wismar auf die Burg „Zuarin“. Sie wurde jedoch belagert und er musste sie kurze Zeit später wieder aufgeben. Die erwähnte Burg, das heutige Schloss, war der Ausgangspunkt für die Entwicklung Schwerins.

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Gedenkmünze geprägt

 

Aus diesem Anlass heraus wird es über das Jahr verteilt mehrere kostenlose historische Rundgänge geben. Damit möchte man die Besucher anregen, sich auf Spurensuche in Schwerin zu begeben. Der Rundgang beginnt beim Schloss, führt unter anderem über den Marktplatz, durch die Schelfstadt, zurück zu den Regierungsgebäuden am Alten Garten und bis zu Schwimmenden Wiese. 

Auch das Stadtarchiv der Landeshauptstadt richtet aus diesem Anlass gemeinsam mit dem Verein für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde e.V. am 13. April 2018 eine Tagung im Demmlersaal des Altstädtischen Rathauses aus. Im Mittelpunkt der Tagung steht die frühe Stadtgeschichte.

„Auch wenn Schwerin  seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts die Stadtgründung durch Herzog Heinrich den Löwen im Jahr 1160 und nicht die Ersterwähnung der Burg im Jahr 1018 gefeiert hat, wollen wir das 1000-jährige Jubiläum nutzen, um interessierten Schwerinerinnen und Schwerinern die durch Ausgrabungen und historische Forschungen gewonnenen neuesten Erkenntnisse zu den Anfängen der Stadt und der Burg Schwerin zu vermitteln“, so der Schirmherr der Tagung Oberbürgermeister Rico Badenschier.

Außerdem hat die Stadt beim Münzkontor Mecklenburg eine Gedenkmünze zur 1000-jährigen Ersterwähnung prägen lassen. Die Auflage der versilberten Münze liegt bei nur 100 Exemplaren. Sie zeigt auf der Vorderseite das Schweriner Schloss und auf der Rückseite den Schriftzug: „Ersterwähnung Schwerins – Auf dem Weg zum Weltkulturerbe der UNESCO“.

Die wissenschaftliche Tagung unter dem Titel „Burg und Stadt – Die ersten 300 Jahre Schwerin“ beginnt am Freitag, den 13. April 2018, um 13.00 Uhr im Demmlersaal. Auf dem Programm stehen fünf wissenschaftliche Vorträge. Dr. Fred Ruchhöft aus Greifswald  spricht über die „Slawische Burg und frühe Stadt“, Prof. Dr. Wolfang Huschner aus Leipzig über „Früheste Schriftzüge: Ibrahim ibn Jukub und Thietmar von Merseburg“ und Dr. Albrecht Cordes aus Frankfurt/Main über „Das Schweriner Stadtrecht in Bezug auf das Lübische Recht“. Dr. Tobias Pietsch aus Berlin behandelt die „Vasallen am Hof der Schweriner Grafen“ und Schwerins Stadtarchivar Dr. Bernd Kasten beleuchtet zum Abschluss der Tagung mit seinem Vortrag „Obotritenkult und Germanisierungswahn“ die Slawen im mecklenburgischen Geschichtsbild des 19. und 20. Jahrhunderts. Das Ende der Veranstaltung ist für 18.00 Uhr geplant. Der Eintritt zu den Vorträgen ist frei.

 

Chance darf nicht vertan werden

 

CDU-Stadtvertreterin Silvia Rabethge

Für die CDU-Fraktion ist das aber alles etwas wenig. „Was andernorts nach jahrelanger Vorbereitung als großes Event unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger, von Vereinen und Verbänden, Kirchen und Unternehmen stattfindet, hat in der Landeshauptstadt bisher nur wenig Beachtung gefunden“, so Stadtvertreterin Silvia Rabethge. Vor allem kann sie nicht verstehen, dass Schwerins Oberbürgermeister Rico Badenschier (SPD), der bis vor Kurzem auch in Personalunion Kulturdezernent der Landeshauptstadt gewesen ist,  bisher so wenig in diese Richtung unternommen haben. 

„Vor drei Jahren hat die SPD in einer Pressemitteilung enthusiastisch ihre Ideen für ein Jubiläumsjahr 2018 dargelegt. Da waren gute Vorschläge dabei – bis hin zu einem besonderen Theaterstück zu den Schlossfestspielen oder gemeinsamen Aktionen mit dem Landtag. Seit dem Amtsantritt von Oberbürgermeister Dr. Badenschier ist in der Frage leider nichts passiert.“, kritisiert die CDU-Stadtvertreterin. Der Ball liegt nun nach ihrer Ansicht bei dem neuen Kulturdezernenten Andreas Ruhl (SPD). Dieser sei nun gefordert, für die noch verbleibenden Monate des Jubiläumsjahres Vorschläge zu unterbreiten, wie das Jubiläum einigermaßen würdig begangen werden könne.

„Ich gehe davon aus, dass es uns gemeinsam – unter Beteiligung der gesamten Stadtgesellschaft – noch gelingen kann, hier etwas auf die Beine zu stellen. Denkbar wäre auch eine Festveranstaltung, zu der beispielsweise die Partnerstädte Schwerins eingeladen werden könnten. Oder: Feiern wir doch unser Altstadtfest, das ja ohnehin in diesem Jahr neu gedacht werden muss, unter dem Motto 1000 Jahre Ersterwähnung“, so Silvia Rabethge. Die Chance, die sich der Stadt Schwerin mit diesem Jubiläum biete, dürfe nicht vertan werden.


 

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Written By
Stefan Rochow

ist Journalist, Unternehmer und Gründer von SNO | Schwerin-Lokal. Mail: redaktion@schwerin-lokal.de

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