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Aktionswoche für Kinder aus suchtbelasteten Familien

Etwa drei Millionen Kinder leben derzeit mit mindestens einem Elternteil zusammen, das ein Suchtproblem hat. Für die Aufwachsenden bedeutet diese Situation in nahezu allen Fällen eine enorme Belastung. Nicht wenige

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  • Veröffentlicht Februar 10, 2022
Zahlre­iche Kinder wach­sen mit Sucht­prob­le­men der Eltern im All­t­ag auf. | Foto: Lau­ra M.

In Meck­len­burg-Vor­pom­mern wach­sen nach aktueller Sta­tis­tik min­destens 3674 Kinder und Jugendliche mit min­destens einem suchtkranken Eltern­teil auf. 43 Schwan­gere sucht­en zudem 2020 Hil­fe bei ein­er Sucht­ber­atung. Haupt­säch­lich gin­gen sie wegen ein­er Alko­hol- oder Cannabis­prob­lematik diesen Weg. Dies geht aus der Lan­desauswer­tung der EBIS-Dat­en 2020 der Sucht- und Dro­gen­ber­atungsstellen Meck­len­burg-Vor­pom­mern her­vor.

Etwa drei Millionen Kinder in Deutschland betroffen

Bun­desweit sind aktuell rund drei Mil­lio­nen Kinder und Jugendliche von der Suchtkrankheit ihrer Eltern betrof­fen. Eine unglaublich hohe Zahl. Und die Dunkelz­if­fer liegt nach gesicherten Erken­nt­nis­sen noch deut­lich darüber. Denn, in die Sta­tis­tik fließen nur diejeni­gen ein, die die Kraft und den Weg find­en, Hil­fe zu suchen. Bis zu diesem Zeit­punkt dauert es in vie­len Fällen aber sehr lange. Nicht sel­ten viele Jahre. Denn das Abstre­it­en der Sucht und die Ansicht, jed­erzeit mit den Dro­gen abschließen zu kön­nen, ist ein Teil des Krankheits­bildes. Die Auswirkun­gen für die betrof­fe­nen Kinder und Jugendlichen sind vielfältig und nicht sel­ten lan­gan­hal­tend.

Häu­fig sind es kör­per­liche Fol­gen, die durch den Dro­genkon­sum der Mut­ter während der Schwanger­schaft entste­hen kön­nen. Schädi­gun­gen durch den über­mäßi­gen Kon­sum von Alko­hol und die Entwick­lung ein­er Fetal­en Alko­hol­spek­trumsstörung (FASD) beispiel­sweise. Aber in vie­len Fällen sind es auch psy­chis­che Fol­gen, mit denen die Kinder zu kämpfen haben. Sie mussten – oft­mals über einen lan­gen Zeitraum – als Teil ihres All­t­ags erleben, wie das abhängige Eltern­teil nur damit beschäftigt ist, Sucht­mit­tel zu beschaf­fen und zu kon­sum­ieren. Die betrof­fe­nen Kind kön­nen sich in solchen Sit­u­a­tio­nen nie sich­er sein, wie das Eltern­teil in welch­er Sit­u­a­tion reagiert. So entste­hen Unsicher­heit­en und Äng­ste, die sich man­i­festieren und feste Begleit­er des Kinder-All­t­ags wer­den.

 

Erleben führt nicht selten in eigene Sucht

Nicht sel­ten entwick­eln Kinder, die in ihrer Entwick­lung mit Sucht der Eltern kon­fron­tiert sind, auch ein eigenes Suchtver­hal­ten. Dies ist keine zwangsweise Folge, aber lei­der kommt es viel zu häu­fig vor. Denn ihr Risiko ist 6‑fach höher­er, eine Abhängigkeit oder eine andere psy­chis­che Störung zu entwick­eln. Etwa ein Drit­tel dieser Kinder wird im Erwach­se­nenal­ter alkohol‑, dro­gen- oder medika­menten­ab­hängig. Ein Drit­tel entwick­elt psy­chis­che oder soziale Störun­gen (teil­weise über­lap­pend mit dem ersten Drit­tel). Nur ein Drit­tel kommt mehr oder weniger unbeschadet davon. Obwohl „unbeschadet” eher nicht der tre­f­fende Begriff ist.

 

Aktionswoche rückt Problemsituation in den Blickpunkt

Für die päd­a­gogis­che Arbeit mit Kindern ist es daher wichtig, ver­steck­te Hin­weise, die auf eine famil­iäre Sucht­be­las­tung hin­deuten kön­nen, zu erken­nen. Erzieherin­nen, Lehrerkräfte, Schul­sozialar­beit­er und andere Mul­ti­p­lika­toren müssen entsprechend sen­si­bil­isiert sein. Zudem bedarf es weit­er­er Hil­feange­bote. So ver­anstal­tet beispiel­sweise die Lan­desko­or­dinierungsstelle für Sucht­the­men (LAKOST) MV im Rah­men ein­er am kom­menden Mon­tag begin­nen­den Aktionswoche (13. bis 19. Feb­ru­ar 2022) ein Web­sem­i­nar zum The­ma: „Dro­gengeschädigte Kinder – was tun?“ Ein Puz­zlestück oder auch ein Baustein auf dem Weg zu mehr Acht­samkeit und Hil­f­sange­boten. Auf welch „frucht­baren” Boden dieses Ange­bot stieß zeigt der Umstand, dass das Sem­i­nar bin­nen kurz­er Zeit kom­plett aus­ge­bucht war. Das bre­ite Spek­trum der Teil­nehmenden reicht dabei von Fam­i­lien­hebam­men über Schwanger­schafts­ber­atungsstellen und Sucht­ber­atungsstellen bis hin zu Schul­sozialar­beit­ern. Der Fort­bil­dungs­be­darf ist in den ver­schieden­sten Bere­ichen erkennbar groß. Daher plant LAKOST MV, das  Sem­i­nar zu einem späteren Zeit­punkt erneut anzu­bi­eten.

Weit­ere Infor­ma­tio­nen: https://www.lakost-mv.de/kinder-aus-suchtbelasteten-familien | https://coa-aktionswoche.de/

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