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Aktuell ist die Lage im Handwerk noch positiv, aber…

Kein Lockdown und geringere Coronamaßnahmen zeigen im Handwerk durchaus Wirkung. Denn die Untersuchung zur Frühjahrskonjunktur im Kammerbezirk Schwerin ist, bezogen auf die momentane Lage, positiv. Allerdings ziehen durchaus Wolken auf,

  • Veröffentlicht April 16, 2022
Im Handwerk bieten sich auch in Schwerin für Azubis interessante Perspektiven. | Foto: privat

Die Handwerkskammer Schwerin hat in den vergangenen Wochen Daten zur aktuellen Situation der Unternehmen im Kammerbereich erhoben. Zahlen, die sowohl von zwei Jahren Pandemie als auch dem inzwischen seit Wochen dauernden Ukraine-Krieg nicht unbeeindruckt bleiben können. Noch, das zeigte sich, ist die Lage in den befragten Betrieben weitgehend stabil. Aber es ziehen dunklere Wolken auf.

Mit 114,1 Punkten war der Geschäftsklimaindex im Handwerk des Kammerbezirks Schwerin gegenüber 2021 nun nur geringfügig gesunken. Berücksichtigen muss man dabei allerdings, dass er damit im Vergleich zu den Frühjahrsumfragen vergangener Jahre auf den tiefsten Punkt seit 10 Jahren fiel. Dennoch bewertete der große Teil der Betriebe die aktuelle Lage noch als nach wie vor gut (50 Prozent) oder zumindest zufriedenstellend (36 Prozent). Der Anteil derer, die eine schlechte Geschäftslage angaben, verringerte sich sogar recht deutlich von 22 auf nun 14 Prozent. Ein wesentlicher Hintergrund dabei dürfte der Umstand gewesen sein, dass nicht ein Teil der Betriebe wie 2021 in einem Teil-Lockdown war. Auch waren bereits verringerte Corona-Beschränkungen spürbar. Auch Auftragslage und Beschäftigungsbestand befinden sich weiter im positiven Bereich. Letzterer stieg sogar nochmals etwas an.

 

Der Blick nach vorn verdunkelt sich etwas

Das „Aber“ ist allerdings trotz dieser positiven Botschaften bereits erkennbar. Denn Mehr als 91 Prozent der Unternehmen sprechen erneut von erhöhten Einkaufspreisen. Damit setzte sich der Anstiegt fort. Einen besonderen Einfluss hatten dabei explodierende Preise sowohl für Rohstoffe als auch Materialien und Energie. Allerdings erhöhten mit 64 Prozent bei weitem nicht alle auch ihre Verkaufspreise. Beim Endkunden sind die Entwicklungen also bislang nur zum Teil angekommen. Nicht zuletzt auch mit Blick auf eben diese Entwicklungen sieht der unternehmerische Blick nach vorn im Kammerbereich doch deutlich skeptischer aus. Lediglich 17 Prozent erwarten eine weiterhin gute Geschäftslage, 62 Prozent eine befriedigende Entwicklung. Hier sind es vor allem Bau- und Ausbau-Handwerksbetriebe die eher etwas skeptischer sind. Rund 21 Prozent der Befragten sehen eine Verschlechterung ihrer Lage voraus.

 

Wirksamere Entlastungen gefordert

„Unsere aktuelle Konjunkturanalyse ist eine Momentaufnahme, die uns zeigt, dass die Welt des Handwerks derzeit noch weitgehend in Ordnung ist. Die gravierenden Materialengpässe und Preissteigerungen machen den Betrieben schwer zu schaffen, wirken sich aber noch nicht in Größenordnungen existenzgefährdend aus“, erläutert Gunnar Pohl, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Schwerin. „Viele Betriebe leiden vor allem an den hohen Dieselpreisen. In einem Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern ist Mobilität die Grundlage vieler Betriebe. Hier müssen Land und Bund wirksamere Mittel finden als im Entlastungspaket für Juni angekündigt. Steuerliche Korrekturen im Energiesektor sind zumindest zeitlich befristet unverzichtbar“, so Pohl.

 

Dr. Gunnar Pohl, Hauptgeschäftsführer Handwerkskammer Schwerin

Blick auf die Branchen

Überdurchschnittlich positiv bewerten nach wie vor die Baubetriebe ihre Geschäftslage: Rund 93 Prozent bezeichnen die aktuelle Situation als gut oder befriedigend. Noch besser geht es den Ausbauhandwerken, also z.B. den Elektro- oder Sanitär- und Heizungsbetrieben. Hier bezeichnen sogar über 70 Prozent ihre Geschäftslage als gut. Der Auftragsbestand liegt im Schnitt zwischen 16 und 17 Wochen.

Etwas verhaltener, aber ebenfalls positiv bewerten die gewerblichen Zulieferbetriebe und Dienstleister ihre Situation: Rund 83 Prozent melden eine gute oder befriedigende Situation, rund 17 Prozent bezeichnen ihre Geschäftslage als schlecht. Der Auftragsbestand ist hier auf 20 Wochen gestiegen. Über dem Durchschnitt konnte Personal hinzugewonnen werden. Bei den Zukunftsaussichten ist diese Branche aber besonders pessimistisch.

Mit rund 61 Prozent zeigt sich der Großteil der Kfz-Betriebe lediglich zufrieden. Eine gute Geschäftslage nimmt noch nicht einmal ein Viertel der Betriebe für sich in Anspruch. Erkennbar gesunken ist die Betriebsauslastung, was auf die gestörten Lieferketten zurückzuführen ist. Preissteigerungen schlagen hier in erheblichem Umfang zu Buche. Die weiteren Aussichten werden überdurchschnittlich negativ eingeschätzt.

Im Nahrungsmittelhandwerk geht es rund 46 Prozent der Betriebe aktuell gut, als zufriedenstellend bezeichnen weitere 39 Prozent ihre Lage. Der Personalbestand hat etwas zugenommen. Überproportional sind in diesem Gewerk Preissteigerungen im Einkauf zu verzeichnen.

In den Gesundheitshandwerken zeigt sich ein gemischtes Bild. Mehr Betriebe als im Vorjahr melden eine schlechte Geschäftslage. Der Anteil der Betriebe mit guter Geschäftslage steigt aber von 12 auf 31 Prozent.

Die sichtbarste Erholung zeigt sich bei den persönlichen Dienstleistern, zu denen vor allem die Friseure und Kosmetiker zählen. Hatten hier im Vorjahr noch rund 43 Prozent eine schlechte Geschäftslage beklagt, sind es jetzt noch 19 Prozent. Der Anteil der Betriebe mit guter Geschäftslage beträgt aktuell rund 48 Prozent.

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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