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Am kommenden Montag Menschenkette in Schwerin

Die Initiative "Schweriner Aufruf" plant am kommenden Montag eine Menschenkette am Historischen Rathaus in Schwerin. Schals, Seile oder Wimpelbanner mit menschenrechtsorientierten Aussagen (Anhängen) sollen gerade auch in der Krise ein

  • Veröffentlicht Februar 24, 2022
Zu ein­er Men­schen­kette um das Rathaus ruft die Ini­tia­tive „Schw­er­iner Aufruf” auf. | Foto: pri­vat

Nach der Gedenkver­anstal­tung für die Toten der Coro­na-Pan­demie mit mehreren hun­dert Teil­nehmenden am 4. Feb­ru­ar plant die partei- und bünd­nisüber­greifende Ini­tia­tive „Schw­er­iner Aufruf“ für den kom­menden Mon­tag (28. Feb­ru­ar 2022) um 18:00 Uhr eine Men­schen­kette um das his­torische Rathaus der Lan­deshaupt­stadt Schw­erin. Schals, Seile oder Wim­pel­ban­ner mit men­schen­recht­sori­en­tierten Aus­sagen (Anhän­gen) sollen im Kern ver­mit­teln, dass die Men­schen ger­ade auch in der Krise füreinan­der, für wech­sel­seit­i­gen Respekt sowie für die Demokratie ein­ste­hen.

 

Initiatoren wollen sensibilisieren

Sym­bol­isch möcht­en die Unter­stützer der Ini­tia­tive mit dieser Aktion dafür sen­si­bil­isieren, dass inzwis­chen auch Recht­sex­trem­is­ten offen auf den Demon­stra­tio­nen gegen die Coro­na-Maß­nah­men auftreten. Dabei sei deren klares Ziel stets auch auf die gewalt­same Abschaf­fung demokratis­ch­er Insti­tu­tio­nen sowie deren Vertreter. „Mit Sorge haben wir die jüng­ste Teil­nahme der Neon­azi-Gruppe ‚Gegengift‘ in diesem Zusam­men­hang in Schw­erin wahrgenom­men, die unwider­sprochen bei den Schw­er­iner Coro­na-Kri­tik­ern mit­marschiert sind, und die laut­stark und extrem­istisch für die ‚Abschaf­fung von Staat und Sys­tem‘ skandiert haben“, heißt es dabei aus den Rei­hen der Ini­tia­toren. Den Organ­isatoren der Demon­stra­tio­nen nehme man „die halb­herzige Dis­tanzierung davon” nicht ab. Reichs­bürg­er wie auch andere recht­sex­treme Grup­pen, die mit „Fehlin­for­ma­tion und Ver­leum­dung” agieren wür­den, wären weit­er­hin Teil der Ver­anstal­tun­gen.

 

Besorgnis hinsichtlich der Entwicklungen wächst

Mit der geäußerten Sorge ste­hen die Organ­isatoren des „Schw­er­iner Aufrufs” damit dur­chaus in promi­nen­ter Rei­he. Schon Innen­min­is­ter Chris­t­ian Pegel (SPD) hat­te seine Sorge vor ein­er Unter­wan­derung der Proteste durch Recht­sex­trem­is­ten und ein­er erkennbar zunehmenden Gewalt­bere­itschaft bei eini­gen Teil­nehmenden einiger der Ver­anstal­tun­gen in MV geäußert. Erst kür­zlich zeigte sich auch der Haupt­geschäfts­führer des Städte- und Gemein­de­bunds, Gerd Lands­berg, besorgt über die zunehmende Gewalt gegen Kom­mu­nalpoli­tik­er und ehre­namtlich Engagierte während der Coro­n­a­pan­demie. Laut aktuellen Zahlen des Bun­deskrim­i­nalamts (BKA) seien, so die Ini­tia­toren des Aufrufs, Straftat­en gegen Amts- und Man­dat­sträger um fast 200 Prozent gestiegen. Im Jahr 2021 waren es dem­nach annäh­ernd 4.500 Straftat­en; 2017 waren es noch ca. 1500 Delik­te.

 

Soziale Medien wirken in Teilen als „Brandbeschleuniger”

Auch Dr. Daniel Treps­dorf vom Demokratiezen­trum West­meck­len­burg der RAA teilt die Besorg­nis: „Ein­schlägige Telegram-Grup­pen des radikalisierten Teils der Kri­tik­erin­nen und Kri­tik­er der Coro­na­maß­nah­men wirken zweifel­los als Brandbeschle­u­niger für Hass, Belei­di­gun­gen, Bedro­hun­gen und Aufrufe zur Gewalt gegen ehre­namtlich Engagierte und kom­mu­nal Ver­ant­wortliche. Ver­ro­hung und Enthem­mung im wech­sel­seit­i­gen Umgang haben zugenom­men.” Treps­dorf ver­weis dabei darauf, dass diese Entwick­lung sowohl im realen Leben als auch vor allem in den sozialen Net­zw­erken deut­lich zunehme. Neben dem Streuen von Ver­schwörungside­olo­gien und Has­s­botschaften reichen die Ver­fehlun­gen bis hin zu Mor­daufrufen und ähn­lich gefährlichen Hass-Posts, auch und ger­ade hier in MV.

 

Konsequentes Reagieren gefordert

„Der gravierende Anstieg solch­er Tat­en ist in erster Lin­ie ein Anze­ichen für die Ver­ro­hung sowie die Ver­ach­tung recht­sex­tremer Ver­schwörungside­olo­gen gegen den Staat als auch unsere frei­heitlich-demokratis­che Grun­dord­nung. Das besorgt mich sehr, da ich als Berater sowie als Kom­mu­nalpoli­tik­er Erfahrun­gen mit den neg­a­tiv­en Auswirkun­gen bei­der Per­spek­tiv­en mache. Zivilge­sellschaft, Admin­is­tra­tive und Strafver­fol­gung müssen hier kon­se­quent reagieren“, ergänzt Treps­dorf, der auch Vor­sitzen­der des Kul­tur­auss­chuss­es in der Lan­deshaupt­stadt ist.

Die friedliche Men­schen­kette am kom­menden Mon­tag um 18 Uhr auf dem Mark­t­platz von Schw­erin soll hier ein kon­struk­tives Zeichen set­zen.

  • Stephan Haring

    Stephan Har­ing ist freier Mitar­beit­er unser­er dig­i­tal­en Tageszeitung. Er hat ein Bach­e­lor-Studi­um der Kom­mu­nika­tion­swis­senschaften an der Uni­ver­sität Erfurt mit den Neben­fäch­ern Sozial­wis­senschaften & Poli­tik absolviert. Im Nach­hinein arbeit­ete er in lei­t­en­den Funk­tio­nen der Presse- & Öffentlichkeit­sar­beit, im Leitungs­bere­ich eines Unternehmens sowie als Rek­tor ein­er pri­vat geführten Hochschule. Zudem entwick­elte, organ­isierte und real­isierte er mit der durch ihn entwick­el­ten LOOK ein Fash­ion­event in Schw­erin. Heute arbeit­et er freiberu­flich als Tex­ter, Press­esprech­er und Tex­tko­r­rek­tor sowie als Berater in ver­schiede­nen Pro­jek­ten. In einem Schw­er­iner Orts­beirat ist er zudem ehre­namtlich als Vor­sitzen­der kom­mu­nalpoli­tisch aktiv.

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