Mi, 1. Mai 2024
Close

Ein Linoldruck mit Geschichte

Aus Anlass des Besuchs des Oberbürgermeisters von Estland in Schwerin im Jahr 1978 erstellte die Künstlerin Elfriede Kostkar in mühsamer Handarbeit vier Exemplare eines übergroßem Linoldrucks mit Motiven der heutigen

  • Veröffentlicht April 26, 2022
Elfriede Kostka übergab ihr viertes, das letzte, Exemplar des Linoldrucks an den Leiter des Kulturbüros Dirk Kretzschmar | Foto: LHS / Jakob Schwichtenberg

1978 besuchte der Oberbürgermeister Tallins, der heutigen Hauptstadt der baltischen Republik Estland, die damalige Bezirkshauptstadt der DDR Schwerin. Wie es üblich war, sollte er von seinen Gastgebern ein mit der Stadt verbundenes Präsent erhalten.

Dieses sollte dabei auch eine Art Zeugnis des volkskünstlerischen Schaffens in der Stadt zur damaligen Zeit ablegen. Elfriede Kostka, die damals in der Abteilung Örtliche Versorgung im Rat der Stadt Schwerin arbeitete, wurde angesprochen und um Hilfe gebeten. Bereits mit 14 Jahren, im Jahr 1948, hatte sie ihren ersten Malkurs in der Schweriner Volkshochschule absolviert. Seither hatte sie sich stetig im Verfeinern und erlernen neuer künstlerischer Techniken erprobt. Und auch heute noch ist Elfriede Kostka aktiv dabei. Nun besucht sie regelmäßig den Malkurs der Seniorenakademie.

 

Künstlerin lehnte Aquarell ab und bot Linoldruck an

Aber zurück ins Jahr 1978. Damals nämlich trat man mit dem Wunsch nach einem großformatigen Aquarell an sie heran. Dies aber lehnte die Laienkünstlerin ab. Sie schlug im Gegenzug einen Linoldruck vor. Auf diesem sollten sich markante Gebäude der alten und neuen Schweriner Wohnquartiere wiederfinden. Da die Tallinner Amtskollegen während ihres Besuches in Schwerin offenbar das Weinhaus Wöhler in guter Erinnerung behalten hatten, wünschten die Auftraggeber, dass das traditionsreiche Weinhaus ebenfalls Teil des Drucks sein sollte.

Ihren Namen durfte Elfriede Kostka allerdings nicht auf der von ihr geschaffenen Arbeit verewigen. „Das ging mir als Schaffende an meine Ehre. Anstelle dessen wurde ein Signum akzeptiert“, erinnert sich die Künstlerin. Ein kleines abstraktes Zeichen ihrer Initialen fügte sie schließlich doch ein, denn das Werk sollte nicht ohne Autor sein.

 

Größe des Linoldrucks stellte Elfriede Kostka vor Herausforderungen

Die vereinbarte Größe des Linoldruckes überstieg alle bisherigen Arbeiten Kostkas und verlangte nicht nur Ideenreichtum für die Gestaltung, sondern auch Improvisations- und Organisationstalent. Papier organisierte Elfriede Kostka von der Druckerei der Schweriner Volkszeitung. Dem damaligen „Organ der Bezirksleitung Schwerin der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands“. Da ihr keine entsprechend große Druckpresse zur Verfügung stand, entstand der die Arbeit als als Handdruck. „Dafür wurde nach Präpieren der Druckplatte das Papier darauf Stück für Stück mit gleichmäßigem Aufdrücken eines Silberlöffels abgerieben,“ erinnert sich Elfriede Kostka heute. Vier Drucke entstanden auf diese Weise. Einer wurde nach Tallin verschenkt, zwei Exemplare verblieben beim Rat der Stadt und schmückten zeitweise auch die Wände im Bereich des Oberbürgermeisters. Sie sind heute nicht mehr erhalten. Ein viertes Exemplar bewahrte die Künstlerin als Erinnerung auf.

 

Letztes Exemplar nun im Besitz der Stadt

Und eben dieses vierte Exemplar übergab Elfriede Kostka vor geraumer Zeit an Dirk Kretzschmar, Leiter des Kulturbüros der Landeshauptstadt. Der Druck ist als Bereicherung für die stadtgeschichtliche Sammlung bestimmt und vielleicht auch „ein schönes Ausstellungsstück für das hoffentlich bald wieder entstehende Stadtgeschichtsmuseum“, wie Elfriede Kostka bei der Übergabe sagte. Dirk Kretzschmar betonte, „diese schöne Ansicht von Schwerin stellt nicht nur eine gelungene zeitgenössische Selbstsicht der Stadt dar, sondern ist zugleich ein interessantes kulturgeschichtliches Zeugnis der Stadtgeschichte“.

Written By
Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

Kommentiere den Beitrag

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert