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Kult-Getränk aus Wittenburg:
Gin-Hersteller wenige Monate nach Eröffnung insolvent

Erst im Herbst eröffnete die bekannte Gin-Marke eine Destillerie in Wittenburg. Nun musste das Unternehmen Insolvenz anmelden.

  • Veröffentlicht März 23, 2024
Gin aus der Hand eines Barkeepers
Gin war viele Jahre ein beliebtes Getränk. Der Hype ist nun abgeflacht

 

Nach drei  Jahren Bauzeit eröffneten Ende September letzten Jahres die Gründer Tessa und Robin Gerlach die Elephant Gin Destillerie in Wittenburg. Zu den Gästen der Eröffnung zählten damals Landwirtschaftsminister Till Backhaus, Innenminister Christian Pegel, Landrat Stefan Sternberg und Wittenburgs Bürgermeister Christian Greger. 

Fünf Millionen Investionshilfen und Kreditbürgschaften

Insgesamt neun Millionen Euro sollen damals in die Destillerie investiert worden sein. Fünf Millionen davon kamen in Form von Investitionshilfen und Kreditbürgschaften vom Land. „Unser Bundesland ist im Bereich der Lebensmittel- und Getränkeindustrie seit Jahren ein sehr attraktiver Standort, viele Arbeitsplätze sind entstanden und nun kommt ein weiteres junges Unternehmen dazu, das den Spirit eines Start-ups verbreitet und hoffentlich weitere Gründer motivieren wird, nach MV zu kommen“, sagt Landwirtschaftsminister Till Backhaus zur Eröffnung. Er lobte „dass mit Elephant Gin ein hochwertiges und preisgekröntes Produkt im Land produziert wird, das in mehr als 30 Länder exportiert wird“.

Eine besondere Story die zog

Die Getränkehersteller werben mit einer ganz besonderen Story: Auf einer Kenia-Reise kam ihnen schon vor Jahren die Idee, einen Wacholderschnaps mit afrikanischer Note zu kreieren – und damit gleichzeitig den Schutz von Elefanten zu fördern. Ein Teil der Einnahmen sollte fortan an zwei afrikanische Stiftungen fließen, die sich für das Überleben der stark gefährdeten Tiere. Insgesamt eine Millionen Euro sollen auf diesem Weg, laut Firmenangaben, in die Rettung der Elefanten geflossen sein. 

Die Story kam gut an und viele Medien berichten in den letzten Jahren über das Produkt. Trotz eines stolzen Preises zwischen 30 und 40 Euro pro Flasche stieg der Absatz. Zuletzt erzielte das Unternehmen einen Umsatz in siebenstelliger Höhe. Nun hat Elephant Gin, nach Informationen der „Wirtschaftswoche“, beim Amtsgericht in Berlin Charlottenburg Insolvenz angemeldet. 

Das Unternehmen dürfte die Folgen der Inflation und der schlechten Konjunktur im Land  massiv zu spüren bekommen haben. Gerade für kleine, höherpreisig orientierte Unternehmen wird es zunehmend schwer auf dem Markt. Angesichts der steigenden Lebenshaltungskosten haben viele Haushalte ihre Budgets angepasst und greifen nun teils zu günstigeren Marken. Zudem dürften die Investitionen in den Produktionsstandort und die damit verbundenen Kredite das Unternehmen belastet haben.

Auf der Suche nach einem Investor

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Berliner Rechtsanwalt Dr. Gordon Geiser bestellt. Betroffen sind 22 Mitarbeiter des StartUps. Der Insovenzverwalter möchte nun erst einmal nach einem neuen Investoren suchen, damit das Unternehmen weitergeführt werden kann. 

Allerdings war der lange Zeit anhaltende Gin-Hype schon bei Eröffnung der Destillerie im vergangenen Herbst vorbei. „Die Spirituose hat ihren Höhepunkt erreicht und ist je nach Marke zum Teil sogar leicht rückläufig“, sagte Benjamin Franke, Marketingdirektor Westeuropa beim Spirituosenriesen Pernod Ricard, im vergangenen Jahr der „Lebensmittelzeitung“ Es bleibt abzuwarten, ob es dem Insolvenzverwalter gelingen wird, das Geschäft nachhaltig zu stabilisieren.

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Stefan Rochow

ist Journalist, Unternehmer und Gründer von SNO | Schwerin-Lokal. Mail: redaktion@schwerin-lokal.de

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