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#EndEndoSilence – Eine Petition soll dem Schweigen um eine schmerzhafte Krankheit ein Ende setzen!

So einige in Schwerin und Umgebung, längst aber auch viele über die Grenzen der Region hinweg kennen sie: Theresia Crone. Die 19-jährige Schwerinerin studiert derzeit in Köln und hat durch

  • Veröffentlicht Januar 29, 2022
Mit einer Petition soll die Situation der an Endometriose Erkrankten in Deutschland nachhaltig verbessert werden. | Petitionstitel

So einige in Schwerin und Umgebung, längst aber auch viele über die Grenzen der Region hinweg kennen sie: Theresia Crone. Die 19-jährige Schwerinerin studiert derzeit in Köln und hat durch ihr Engagement in der Bewegung „Fridays for Future“ sowie im Kampf für einen echten Klimawandel schon wiederholt von sich Reden gemacht. Nun meldet sich die engagierte Klimaschützerin in einer ganz anderen Angelegenheit erneut zu Wort. Einer sehr persönliche, ja privaten, und doch klare an die Öffentlichkeit adressierten Angelegenheit.

Denn Theresia Crone hat am gestrigen Freitag eine digitale Petition gestartet, um eine „Nationale Strategie Endometriose“ zu erkämpfen. Eine Strategie zur Verbesserung der Lage aller, die von dieser, vielen vermutlich komplett unbekannten, Erkrankung betroffen sind. Diese Strategie, so die Forderung, soll dabei mit einer bundesweiten Aufklärungskampagne, einer bundesweiten, finanziellen Forschungsförderung sowie einem „nationalen Aktionsplan ‚geschlechtergerechte Medizin'“ verbunden sein. Als Vorlage einer solchen Strategie soll dabei der Forderungskatalog der Endometriose-Vereinigung Deutschland e.V. dienen. Die Entwicklung dieser nachhaltig wirksamen Strategie soll zudem unter Einbeziehung des Betroffenenverbandes, der Endometriose-Vereinigung Deutschland, der Wissenschaft und des medizinischen Fachpersonals entstehen. In Australien existiere eine solche Strategie bereits, Frankreich habe sie angekündigt. Wie wichtig das Thema ist, zeigt die Resonanz auf die Petition. Binnen kürzester Zeit war das erste Ziel von 5.000 Unterzeichnern schon deutlich überschritten. Schon nach wenigen Stunden zeigte der Zähler sogar deutlich über 15.000 an.

Betroffene zu Endometriose und den Forderungen (Instagram-Video)

 

Theresia Crone ist seit langem für den Klimaschutz im Einsatz. | Foto: schwerin-lokal

Weshalb, so fragen sich vielleicht einige, setzt sich die 19-jährige Klimaaktivistin nun zusätzlich so deutlich für eine erkennbare und nachhaltige Verbesserung der Lebensumstände von Endometriose-Betroffenen ein? Die Antwort erklärt auch gleich, weshalb es sich eben um eine öffentliche aber auch sehr private Angelegenheit für Theresia Crone handelt. Denn sie weiß sehr genau, wovon sie spricht. Sie kennt die Situation der Betroffenen. Denn sie ist, wie sie bereits vor geraumer Zeit unter anderem über ihren Instagram-Kanal und nun auch im Text zur Petition erklärte, selbst Betroffene.

„Wegen extremer Schmerzen musste ich mit 14 Jahren erstmals ins Krankenhaus. Die nächsten Jahre wurden meine Beschwerden immer schlimmer, jedoch bekam ich von medizinischem Personal immer wieder zu hören, dass solche Schmerzen ’normal‘ für Frauen seien. Mein Abitur konnte ich schließlich nur noch mit stärksten Schmerzmitteln schreiben. Ohne Opiate konnte ich weder schlafen noch essen. Das war für mich der Moment, wo ich mir selbst gesagt habe: Das ist nicht mehr normal. Du bildest dir das nicht ein. Erst Monate später bekam ich die Diagnose: Endometriose“, so Theresia Crone.

 

#EndEndoSilence: Klare Forderung an den Bundesgesundheitsminister

Im Petitionstext erklärt sie dann auch, dass allein in Deutschland etwa zwei Millionen Menschen von Endometriose betroffen seien. Dabei handele es sich um eine sehr schmerzhafte Erkrankung, durch die außerhalb der Gebärmutter ein der Gebärmutterschleimhaut ähnelndes Gewebe wächst. Über Jahrzehnte hinweg sei so die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig eingeschränkt. Hinzu komme eine in Deutschland meist quälend lange Zeit von im Durchschnitt zehn Jahren, bis die Diagnose steht und eine Behandlung beginnt. Hintergrund hierfür seien vor allem auch mangelhafte Aufklärung und fehlende Forschung. Aber auch ein noch immer unzureichendes Wissen auf Seiten der Medizinerinnen und Mediziner. Der durchaus großen Anzahl an Betroffenen stehe eine vollkommen unterfinanzierte Forschung gegenüber. Theresia Crone spricht in ihrer Petition von zuletzt lediglich 20.300 Euro pro Jahr. Daher sind bislang weder Daten zur Ursache wie auch nur äußerst begrenzte Behandlungsmöglichkeiten vorhanden. Mögliche Operationen wie auch hormonelle Therapien seien dabei häufig mit starken Nebenwirkungen verbunden.

 

Jetzt die Petition unterzeichnen!

 

Obwohl inzwischen bekannt ist, dass Endometriose einen chronischen Verlauf hat, ist sie bislang als chronische Erkrankung nicht anerkannt. Nicht zuletzt auch deshalb ist es extrem schwierig, die Erkrankung als Behinderung anerkennen zu lassen oder gar Leistungen wie eine Reha finanziert zu bekommen. Zudem, so Theresia Crone, würden Betroffene aufgrund krankheitsbedingter Fehltage häufig bei Beförderungen übergangen oder gar entlassen. In der deutschen Politik allerdings, von der sich die Betroffenen komplett im Regen stehen gelassen fühlen, herrsche großes Schweigen. Dies wollen Theresia Crone und ihre Unterstützerinnen und Unterstützer nun ändern. „Die Bundesregierung und das Gesundheitsministerium müssen sich endlich strategisch und aktiv mit weiblicher Gesundheit auseinandersetzen und den Forderungen der Endometriose-Betroffenen nachkommen“, so die 19-jährige kämpferisch. An die Adresse von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) gerichtet fordert sie: „Herr Gesundheitsminister, beenden Sie das Schweigen der Politik. Sorgen Sie für Gleichberechtigung in unserem Gesundheitssystem! Setzen Sie – mit uns – die Forderungen von #EndEndoSilence um – noch heute.“

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Stephan Haring

Stephan Haring ist freier Mitarbeiter unserer digitalen Tageszeitung. Er hat ein Bachelor-Studium der Kommunikationswissenschaften an der Universität Erfurt mit den Nebenfächern Sozialwissenschaften & Politik absolviert. Im Nachhinein arbeitete er in leitenden Funktionen der Presse- & Öffentlichkeitsarbeit, im Leitungsbereich eines Unternehmens sowie als Rektor einer privat geführten Hochschule. Zudem entwickelte, organisierte und realisierte er mit der durch ihn entwickelten LOOK ein Fashionevent in Schwerin. Heute arbeitet er freiberuflich als Texter, Pressesprecher und Textkorrektor sowie als Berater in verschiedenen Projekten. In einem Schweriner Ortsbeirat ist er zudem ehrenamtlich als Vorsitzender kommunalpolitisch aktiv.

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