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Finanzmisere: Erzbistum setzt in Schwerin auf Dialog

In vielen Gemeinden im katholischen Erzbistum Hamburg herrscht Verunsicherung. Das Erzbistum Hamburg befindet sich mit 79 Millionen Euro Schulden in einer wirtschaftlichen Schieflage und rechnet mit einem Defizit von 350 Millionen

  • Veröffentlicht März 16, 2018
Generalvikar Ansgar Thim steht Rede und Antwort Foto: M. Heinen

In vielen Gemeinden im katholischen Erzbistum Hamburg herrscht Verunsicherung. Das Erzbistum Hamburg befindet sich mit 79 Millionen Euro Schulden in einer wirtschaftlichen Schieflage und rechnet mit einem Defizit von 350 Millionen Euro bis 2021, sofern nicht jetzt umgesteuert wird. Erzbischof Stefan Heße hatte bereits 2016 Sparmaßnahmen angekündigt und Ende 2016 einen Erneuerungsprozess initiiert. Dieser zielt darauf ab, die Seelsorge an kirchliche und gesellschaftliche Veränderungen anzupassen und inhaltlich neu zu gestalten. Bei insgesamt drei regionalen Informations- und Diskussionsveranstaltungen in Schwerin, Neumünster und Hamburg wird in diesen Tagen die Zukunft der Immobilien im Erzbistum Hamburg erörtert.

Am Mittwoch war Generalvikar Ansgar Thim in Schwerin.  „Wir haben uns vorgenommen, die Kommunikation mit ihnen zu verbessern“, sagte der Verwaltungschef des Erzbistums bei einer regionalen Informations- und Diskussionsveranstaltung, an der rund 70 Menschen teilnahmen. Immer wieder war zuvor die Kommunikationspolitik des Erzbistums auf Unverständnis und Ärger gestoßen. Gerade im Zusammenhang mit der angekündigten Schließung von fünf katholischen Schulen in Hamburg sorgte die Informationspolitik immer wieder für Verärgerung unter den Gläubigen. 

 

750 Immobilien im Moment im Fokus

 

Ein Thema des Abends war die anstehende Bestandsaufnahme aller Immobilien in den Pfarreien des Erzbistums. Er setze dabei auch auf den Sachverstand der Fachleute in den Gemeinden, so der Generalvikar. Er hatte in einem Schreiben an die Pfarreien Ende Februar angekündigt, dass die Bauabteilung gemeinsam mit den Bauausschüssen der Pfarreien und mit Unterstützung der Unternehmensberatung Ernst & Young eine Erhebung durchführt, um die Instandsetzungs- und Investitionsbedarfe zu ermitteln. Der Generalvikar betonte, dass es zunächst nur um die Erhebung der Daten gehe: „Es gibt noch keine Diskussion, ob eine Kirche geschlossen oder ein Pfarrhaus anders genutzt wird. Das ist ein Prozess, der danach beginnt – mit ihnen zusammen“, stellte er klar.

Im Fokus sind derzeit rund 750 kirchliche Immobilien zwischen Flensburg und Neubrandenburg, die durch die künftig 28 Pfarreien genutzt werden, die nach Einschätzung des Erzbistums aber künftig nicht mehr alle unterhalten werden können. Allein in den künftig acht katholischen Pfarreien Mecklenburgs soll der Instandhaltungs- und Investitionsbedarf von rund 230 Gebäuden erhoben werden. Berechnungen der Unternehmensberatung Ernst & Young zufolge ist mit einem Investitionsbedarf in Höhe von über 150 Millionen Euro bis 2021 für alle Immobilien zu rechnen. Endgültige Zahlen sollen jedoch erst im Sommer vorliegen.

 

Gutachten zeichnet die Lage im Erzbistum viel zu destruktiv

 

Der Generalvikar stellte sich gemeinsam mit Schwester Gudrun Steiß, Leiterin der Pastoralen Dienste im Erzbistum, sowie weiteren am Prozess beteiligten Experten den Fragen der pastoralen Mitarbeiter und ehrenamtliche Gremienvertreter. In einer sehr konstruktiven Gesprächsatmosphäre sparten diese nicht mit Kritik. So sei das Gutachten zur wirtschaftlichen Lage des Erzbistums viel zu destruktiv und der gesamte Erneuerungsprozess viel zu defizitorientiert, meinten Teilnehmer. „Was ist positiv angedacht, damit wir den Blick nach vorne richten? Was haben wir an Innovationen, die wir in der Pastoral anstoßen?“, fragte ein hauptamtlicher Mitarbeiter.

Erneut erläuterten die Vertreter des Erzbistums die angekündigte Schließung von mindestens fünf Schulen in Hamburg. Generalvikar Ansgar Thim verwies auf die Pensionslasten und klare Fehler, die in diesem Kontext in der Vergangenheit gemacht worden seien. „Das sind Pensionslasten, die uns schon seit vor der Gründung des Bistums begleiten“, sagte er. Schwester Gudrun Steiß erklärte, dass bei allem Bedauern über den Verlust die Jugendarbeit nicht allein von den Schulen abhänge. Ein Teilnehmer aus Bützow forderte, die Schulen müssten schwarze Zahlen schreiben, „sonst müssen wir das sein lassen.“

 

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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