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Höchster Anstieg der Eigenanteile in Pflegeheimen in M-V

Schon in der Vergangenheit stiegen die durch die Pflegeheimbewohnerinnen und –bewohner in Mecklenburg-Vorpommern zu tragenden Eigenanteile kontinuierlich an. Diese Tendenz setzte sich 2022 spürbar fort. Stiegen die Beträge im Bundesdurchschnitt

  • Veröffentlicht Januar 19, 2023

Schon in der Vergangenheit stiegen die durch die Pflegeheimbewohnerinnen und –bewohner in Mecklenburg-Vorpommern zu tragenden Eigenanteile kontinuierlich an. Diese Tendenz setzte sich 2022 spürbar fort. Stiegen die Beträge im Bundesdurchschnitt um gut 13 Prozent waren es im Nordosten sogar 27 Prozent, wie aktuelle Zahlen des Verbands der Ersatzkassen (vdek) in Mecklenburg-Vorpommern zeigen.

 

Der Pflegebedarf in Schwerin wird in den nächsten Jahren größer.

Betroffen sind von diesem Anstieg diejenigen, die weniger als zwölf Monate im Pflegeheim leben. Sie müssen in M-V nun monatlich durchschnittlich 2.106 Euro aus eigener Tasche zahlen. Ein Plus von 446 Euro. Mit zunehmender Aufenthaltsdauer sinken sowohl die Zahllast als auch der Anstieg spürbar. Hintergrund dafür sind die gestaffelten, durch die Pflegeversicherung finanzierten Leistungszuschläge. So zahlt, wer in M-V mehr als drei Jahre im Pflegeheim lebt, monatlich durchschnittlich

1.375 Euro (1.1.22: 1.186 Euro).

Ein genauerer Blick auf die Zahlen des Ersatzkassenverbandes macht deutlich, dass der überdurchschnittliche Anstieg vor allem auf den sogenannten Einrichtungseinheitlichen Eigenanteil (EEE) zurückzuführen ist, in dem wiederum die Löhne und Gehälter der Pflegekräfte den größten Anteil ausmachen.

Bessere Bezahlung der Pflegekräfte wesentlicher Faktor der Kostensteigerungen

„Hauptgrund der zweifellos extremen Entwicklung war die Steigerung im Bereich der Bezahlung der Pflegekräfte“, so vdek-Landeschefin Kirsten Jüttner. Neben bundesweit vergleichsweise hohen Tarifabschlüssen sei es vor allem das seit September 2022 geltende sogenannte Tariftreuegesetz, das sich dabei kostensteigernd auswirke. „Seitdem müssen alle Pflegeeinrichtungen im Land entsprechend eines Tarifvertrags oder zumindest tarifvergleichbar zahlen. Dass der Anstieg in Mecklenburg-

Vorpommern nun im Bundesvergleich am höchsten ausfällt zeigt, dass hier ganz offenbar für einen nicht unerheblichen Teil der Einrichtungen bei der Zahlung von Löhnen und Gehältern nach Tarif ein erheblicher Nachholbedarf bestand.“ In diesen Einrichtungen sei der Anstieg der Eigenanteile seit dem 1.1.2022 nun auch überdurchschnittlich, während Einrichtungen mit schon längerer Tarifbindung jetzt geringere Anstiege verzeichneten.

Zu lange viel zu oft zu geringe Gehälter konkret auch in M-V

Eine bessere Entlohnung sei, so Jüttner, eine in den vergangenen Jahren wiederholt zu Recht erhobene gesamtgesellschaftliche Forderung gewesen. Nicht zuletzt war es auch die oft viel zu schlechte Bezahlung, die Arbeitskräfte aus Mecklenburg-Vorpommern in andere Bundesländer, ins Ausland oder gänzlich aus der Branche trieb. „Nur, wenn wir die Attraktivität des Pflegeberufs auch auf der Einkommensseite nachhaltig verbessern, kann es uns gelingen, Pflegepersonal im Land zu halten und auch neues zu gewinnen. Dies kommt dann auch den Pflegebedürftigen in Form einer Sicherung der Pflegequalität zugute.“

Bund und Land sind jetzt in der Pflicht

Diese positive Entwicklung darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die stetigen Kostensteigerungen für die konkret Betroffenen eine in großen Teilen kaum zu schulternde Belastung bedeuten und einen Pflegeheimplatz zunehmend zu einem Luxusgut machen. „Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen und einer parallel chronisch unterfinanzierten Pflegeversicherung ist die Politik gefordert. Pflege muss für die Menschen in der erforderlichen Qualität bezahlbar sein“, so Kirsten

Jüttner. Der Bund sei daher gefordert, umgehend eine echte Pflegereform anzustoßen, die die Betroffenen entlaste und die Pflegeversicherung nachhaltig strukturell wie finanziell auf stabile Beine stelle. „Aber auch das Land ist in der Pflicht, für eine spürbare Entlastung der Betroffenen zu sorgen“, so Jüttner. „Mit der Übernahme der Investitionskosten wäre praktisch sofort eine Entlastung von durchschnittlich knapp 350 Euro monatlich möglich.“

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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