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OB Badenschier gewinnt die Stichwahl – Leif-Erik Holm gibt sich trotzdem zufrieden

Der alte Amtsinhaber, Rico Badenschier, wird auch in den kommenden sieben Jahren die Stadtverwaltung in Schwerin führen. Mit vereinten Kräften konnte er sich gegen seinen AfD-Herausforderer, Leif-Erik Holm, durchgesetzt werden.

  • Veröffentlicht Juni 19, 2023

Der alte Amtsinhaber, Rico Badenschier, wird auch in den kommenden sieben Jahren die Stadtverwaltung in Schwerin führen. Mit vereinten Kräften konnte er sich gegen seinen AfD-Herausforderer, Leif-Erik Holm, durchgesetzt werden. Die AfD hat nun ein neues Ziel.

In den letzten zwei Wochen drehte sich im politischen Schwerin alles um eine Frage: Schafft es Amtsinhaber, Rico Badenschier oder zieht sein Herausforderer, Leif-Erik Holm (AfD) an ihm vorbei?

Aufrufe und Statements wurden an die Presse verschickt. Die Wahlverlierer aus dem ersten Wahlgang gaben eine Wahlempfehlung für den amtierenden Oberbürgermeister Badenschier ab. Die Einheitsfront steht, so wurde es den Schwerinerinnen und Schwerinern vermittelt. Unterschiede, die noch im Wahlkampf versucht wurden herauszustreichen, waren plötzlich wie weggefegt. Das Signal war unüberhörbar: Jetzt geht es um alles! Gemeinsam müssen wir einen AfD-Oberbürgermeister verhindern. Am Ende ging diese Rechnung auf. Mit 67,8 Prozent besiegte Rico Badenschier seinen Kontrahenten Leif-Erik Holm. Der alte Oberbürgermeister wir auch für die kommenden sieben Jahre der neue Oberbürgermeister sein.

Die Auszählung ging gestern recht schnell. | Foto: Dario Rochow

Im Interview mit dem NDR in MV  gab sich der Wahlsieger dann auch dankbar für das aus seiner Sicht gute Ergebnis. Er spüre eine gewisse Demut und Ehrfurcht vor der Aufgabe, die vor ihm liege, „weil es sind schwere Zeiten und die Probleme sind vielfältige.“ Zugleich fühle er „ein kleines bisschen Groll darüber“, dass es in den vergangenen zwei Wochen in den überregionalen Medien nur darum gegangen sei, wie das mit der AfD habe passieren können. „Dass jemand, der erkennbar gar nicht Oberbürgermeister dieser Stadt werden wollte, der nicht einmal die Gewerbesteuereinnahmen kannte, hier es geschafft hat, unsere Stadt zwei Wochen lang in ein blaues Licht zu tauchen, dass wird eine ordentliche Herausforderung, dieses blaue Licht von der Stadt wieder wegzukriegen.“

Die SPD-Anhänger waren gestern sichtlich zufrieden. | Foto: Dario Rochow

AfD konnte Stimmenanteil zulegen

Ob das „blaue Licht“ mit dem Wahlsieg von Rico Badenschier wirklich verblassen wird, bleibt abzuwarten. Der Afd-Kandidat, Leif-Erik Holm, konnte gestern Abend mit 32,2 Prozent immer noch ein beachtliches Ergebnis einfahren. Wer gehofft hatte, dass der Bundestagsabgeordnete schon vor zwei Wochen sein Stimmenpotential im ersten Wahlgang ausgeschöpft hat, wurde gestern Abend eines Besseren belehrt. Im Vergleich zum ersten Wahlgang wanderten noch einmal gute 1.600 Stimmen zur AfD.

„Wir wären froh, wenn die Kommunalwahl auch so ausgehen würde“

Holm gab sich daher mit dem Erreichten zufrieden und sprach von einem „tollen Ergebnis“. Die Themen hätten gestimmt. „Wir sind auf dem richtigen Weg“, so Leif-Erik Holm. „Nach der Wahl ist vor der Wahl“, machte der AfD-Politiker gestern deutlich. Nun gehe es darum Kurs auf die Kommunalwahl zu nehmen. „Wir wären froh, wenn die Kommunalwahl für uns auch so ausgehen würde.“

AfD-Kandidat, Leif-Erik Holm, steht Journalisten Rede und Antwort. Er ist zufrieden mit dem Ergebnis. | Foto: Dario Rochow

Stadtpolitik muss sich Gedanken machen

Die Stadtpolitik hat nun ein Jahr Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, wie sie einen drohenden Höhenflug der AfD bei der nächsten Kommunalwahl abwenden kann. Die Einheitsfront kann kein Dauerzustand sein und kann nur als Zweckbündnis gegen den AfD-Kandidaten, Leif-Erik Holm verstanden werde. Nun muss wieder jeder für sich kämpfen. Die Parteien werden den Schwerinerinnen und Schwerinern politische Angebote machen müssen, die sie unterscheidbar voneinander macht.

Der Stadt wäre es zu wünschen, dass sowohl der neue Oberbürgermeister, aber auch die Stadtfraktionen, das Signal von vor zwei Wochen verstanden haben. Politik muss Menschen wieder stärker als bisher erklärt und transparent gemacht werden. Diskurse finden heute immer seltener über klassische Medien statt, sondern werden immer mehr in sozialen Netzwerken geführt. Wer diese Diskurse mit dem Hinweis verweigert, dass Politik eben ein langwieriges Geschäft ist, schwer zu erklären sei und eigentlich auch nicht auf das Interesse der Menschen stoße, wird erleben, dass die Spaltung auch in dieser Stadt tiefer wird. Nutznießer könnte die AfD sein, die schon heute von vielen Menschen als die „Kümmererpartei“ wahrgenommen wird.

 

 

Written By
Stefan Rochow

ist Journalist, Unternehmer und Gründer von SNO | Schwerin-Lokal. Mail: redaktion@schwerin-lokal.de

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