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Plattsnacker werden im Stadtarchiv fündig

(am). Wer im Stadtarchiv Schwerin arbeitet, darf sich wohl so ein bisschen wie Ali Baba fühlen. Hinter den Pforten in der Johann-Schelling-Straße 2 lagern nämlich wahre Schätze. Der Unterschied zu

  • Veröffentlicht September 25, 2013
Feierliche Übergabe des Borchert-Werks. Bild: Jens-Uwe Rost.
Feierliche Übergabe des Borchert-Werks. Bild: Jens-Uwe Rost.

(am). Wer im Stadtarchiv Schwerin arbeitet, darf sich wohl so ein bisschen wie Ali Baba fühlen. Hinter den Pforten in der Johann-Schelling-Straße 2 lagern nämlich wahre Schätze. Der Unterschied zu dem aus Tausend-und-einer-Nacht: Es bedarf keines mirakulösen Zauberwortes. Entdeckernaturen können das Archiv einfach so nutzen. Und da die Verantwortlichen mit der Zeit gehen, können alle Neuigkeiten via Smartphone, Tablett oder Computer auch regelmäßig über Facebook registriert werden. Zum Beispiel, dass nun vier Gedichtbände des Schweriner Landesbeamten Friedrich Borchert die Bestände zieren.

Mancher mag sich in seinem Vorurteil über Beamte und ihr Verhältnis zur Arbeit bestätigt fühlen. Aber so lange solch nette mundartliche Gedichte und Anekdoten dabei rauskommen, sollte doch Milde in der Bewertung überwiegen. Übergeben wurden die Gedichtbände des 1961 gestorbenen Borchert von Dr. Behrend Böckmann. Das Werk des dichtenden Beamte zeigt, was Mundartdichtung so reizvoll macht: Sie beschreibt die kleinen Dinge des Lebens und schaut dem „Volk aufs Maul“, wie Martin Luther das so schön formulierte.

Ob unsere folgende Kostprobe in den Bänden enthalten ist, wissen nicht. Hübsch ist die kleine Charakterstudie zum Thema Alkoholgenuss auf jeden Fall:

Dee Süper

Een Süper iss krank un liggt tau Bett.
Sin Fru halt den‘n ollen swerhürigen Dokter, dee süss wier klauk und nett.
Dee Fru der‘r ehren Mann bi den‘n Dokter sihr hart anklagen,
wiel see sick müsst mit ehren Süper so sihr plagen.
Dee Doktor emm denn ook irnstlich frögt,
wie grot denn däglich is sin Dööst.
Luud seggt dee Süper,
Herr Dr. datt morgens drink ick eenen,
lies sed‘t hee hintau, unn all dee annern,
datt Moddachs drink ick wedder einen,
Herr Doktor, unn all dee annern.
Und Herr Doktor, dat äwer kort vör‘t Slapengahn
drink ick wedder eenen unn all dee annern,
Na, säd lächelnd der swerhörig Dokter, liebe Fru:
So mach ich es ganz genau.
Wann Maß man hält in des Alkohols Gaben,
denn tut er wirklich nicht schaden.
Weil stets in Alkohol ich maß gehalten,
zähle ich schon jahrelang zu den Alten.

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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