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Konflikte schlichten und Versöhnen

Wer erinnert sich an den Country-Song „Maschen-Draht-Zaun“? Welch böse Verspottung!

  • Veröffentlicht Juli 12, 2023

Wer erinnert sich an den Country-Song „Maschen-Draht-Zaun“? Welch böse Verspottung! Hintergrund für das Lied war ein Nachbarschaftsstreit in der sächsischen Stadt Auerbach im Vogtlandkreis. Regina Zindler verlangte von Gerd Trommer, einen auf seinem Grundstück wuchernden Knallerbsenstrauch zu entfernen, der ihren Maschendrahtzaun beschädige. Der Streit schafft es in die Medien. Der Spot-Song stieg Ende November 1999 auf Platz eins in die deutschen Charts und konnte die Spitzenposition sechs Wochen in Folge behaupten.

 

Ines Kannenberg und Johann Nagel
Ines Kannenberg und Johann Nagel sind als Schlichter aktiv. | Foto: Claus Oellerking

 

Hätte sich Regina Zindler damals an einen der Schiedsmänner oder eine der Schiedsfrauen in ihrem Ort gewandt, wäre der Auseinandersetzung zwischen den Nachbarn vielleicht die große Aufmerksamkeit und der mit ihr verbundene Spott erspart geblieben. Vielleicht hätten die Schidesleute mit den streitenden Parteien sogar eine einvernehmliche Lösung gefunden.

„Dafür stehen die Chancen in den 120 Schiedsstellen in Mecklenburg-Vorpommern recht gut.“, meint Johann Nagel. Er ist Schiedsmann im Amt Crivitz. Seit 2020 ist er in diesem Ehrenamt aktiv und hat schon so manchen Streit schlichten können. – Und das, noch bevor die Auseinandersetzung vor Gericht landet.

Hand reichen statt vor Gericht gehen: Erfolge und Bedeutung der Schiedsstellen

„Wichtig ist die Bereitschaft der Parteien, eine Lösung zu finden. Und die Menschen müssen natürlich auch zu uns kommen.“, meint Ines Kannenberg. Sie ist seit 2021 Schiedsfrau in Schwerin.

Schiedspersonen arbeiten ehrenamtlich. Sie sind keine Juristen. Sie arbeiten unparteiisch. Sie sind Fachleute im Zuhören, im Nachfragen und darin eine Lösung zu finden, mit der streitende Parteien gut leben können. – „Unser größter Erfolg ist, wenn Streitparteien sich wieder respektvoll und ausgesöhnt die Hand reichen können.“, so Ines Kannenberg.

Und Streit und Ärger gibt es immer wieder mal. Eine Reparaturrechnung scheint zu hoch zu sein, der Nachbar verletzt das Briefgeheimnis, eine Beleidigung geht unter die Gürtellinie. „Gute Gründe für eine vorgerichtliche Streitschlichtung gibt es viele. Man muss sie allerdings auch nutzen.“, meint Johann Nagel. Er ist von dem Nutzen der Arbeit der Schiedsstellen im Land überzeugt.

„Wir sorgen mit unserer Tätigkeit auch dafür, dass manche Auseinandersetzung gar nicht erst bei Gericht landet. Das ist eine tolle Aufgabe.“, sagt Ines Kannenberg.

Beide, Kanneberg und Nagel, würden sich über Menschen freuen, die sich für eine Tätigkeit als Schiedsperson interessieren und Mitstreiter beim Reden, Schlichten und Versöhnen werden möchten..

Wie man sich engagieren kann, wie eine Schlichtung ablaufen kann, was das Ganze kostet und was geschieht, wenn sich eine der Parteien nicht an die getroffene Abmachung hält, darüber reden Ines Kannenberg und Johann Nagel im Podcast „Man müsste mal …“ mit Andreas Lußky und Claus Oellerking.

Written By
Carl Otte

Carl Otte ist freier Journalist. Mail: redaktion@sn-o.de

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