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Schwerin Besserer Zugang für Lehrer aus dem Ausland gefordert

Es ist kein Geheimnis, dass in Mecklenburg-Vorpommern und auch in Schwerin seit längerem Lehrer in verschiedenen Fächern gesucht werden. Ein Blick auf das „Karriereportal für den Schuldienst in MV“ weist

  • Veröffentlicht Dezember 23, 2020
Auch in Schwerin fehlen Lehrkräfte. Ein Forderungskatalog will die Situation auch durch die Gewinnung ausländischer Fachkräfte lösen. | Foto: Symbolbild

Es ist kein Geheimnis, dass in Mecklenburg-Vorpommern und auch in Schwerin seit längerem Lehrer in verschiedenen Fächern gesucht werden. Ein Blick auf das „Karriereportal für den Schuldienst in MV“ weist gleich auf der Startseite 95 offene Stellen aus. 91 davon unbefristet. Für Schwerin sind dabei sieben Stellenangebote vermerkt. Ob und in welchem Umfang auch darüber hinaus Bedarfe bestehen, sei dahingestellt. Aber allein knapp 100 offene Stellen mitten im Schuljahr sprechen für sich. Daher geht der Blick auch in diesem Jobbereich – ähnlich wie in der Pflege – in Richtung Ausland. Allerdings ist das Ganze nicht so einfach.

Fachforum befasst sich mit Thematik ausländischer Lehrkräfte in MV

Auf einem entsprechenden Fachforum „Lehrerinnen und Lehrer aus dem Ausland an Schulen in MV“ kamen daher konkret auch zu dieser Thematik vor einer Woche zahlreiche Experten, Entscheidungsträger und Lehrkräfte zusammen. Sie setzten sich dabei mit eben der Frage auseinander, ob und wie ausländische Lehrkräfte den aktuellen Lehrermangel im Land lösen könnten. Bildungsministerin Bettina Martin unterstrich dabei dabei, dass Lehrkräfte aus dem Ausland „- bei geeigneter Qualifikation – willkommene Fachkräfte“ seien. Man könne dabei auch die besonderen Potenziale der Personen nutzen und eine interkulturelle Bereicherung der Gesellschaft über den Ort der Schule erreichen, so die Ministerin.

 

Bedarf steigt – 75% der aktuellen Lehrkräfte verlassen Schuldienst in nächsten zehn Jahren

Ein sicherlich nicht unwichtiger Ansatz, blickt man vor allem auf die „nackten Zahlen“. So besuchen etwa 8.000 Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund die Schulen im Land. Auf Lehrerseits sind es bislang allerdings nur 114 ausländische Lehrkräfte (Stand: 2018/19). Die Vielfalt auf Seiten der Kinder und Jugendlichen findet somit auf Lehrkräfteseite keine wirkliche Widerspiegelung. Zudem geht der Blick natürlich ganz konkret auch auf den Altersdurchschnitt der aktuellen Lehrerinnen und Lehrer im Land. In den kommenden zehn Jahren nämlich werden 75 Prozent der Lehrkräfte den Schuldienst verlassen. Eine dramatische Zahl angesichts der im Vergleich zum Bedarf weiter zu geringen Studienabschlüsse im Lehrerbereich deutschlandweit. Hier sind zweifelsfrei große Potenziale und vor allem Bedarfe auch in Bezug auf ausländisches Personal vorhanden.

 

Fachforum formuliert umfangreichen Forderungskatalog

Daher formulierte das von der Friedrich-Ebert-Stiftung und dem IQ Netzwerk MV in Kooperation mit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft MV (GEW) organisierte und durchgeführte Fachforum recht deutliche Forderungen hinsichtlich des zukünftigen Einsatzes ausländischer Lehrkräfte in Mecklenburg-Vorpommern. Um die Breite dieser Forderungen und deren klar formulierte Inhalte zu unterstreichen, sollen die neun Punkte nachfolgend weitestgehend im Wortlaut wiedergegeben werden.

  1. Das politische Bekenntnis der Landesregierung MV, die Potenziale zugewanderter Lehrkräfte anzuerkennen und deren berufliche Integration in den Schuldienst in MV aktiv zu fördern.
  2. Die Umsetzung der Möglichkeit, als Ein-Fach-Lehrkräfte oder Seiteneinsteiger auch bei Nichtanerkennung der Lehramtsqualifikation in den Schuldienst einzusteigen und einen aktiven Hinweis darauf in den Ablehnungsbescheiden.
  3. Die Anerkennung mitgebrachter Kompetenzen, auch wenn formale Voraussetzungen nicht hinreichend erfüllt/nachgewiesen werden.
  4. Eine Ermöglichung der Qualifizierung, zum Beispiel durch:
  • die Zulassung zur Teilnahme an der „Grundlegenden Pädagogischen Qualifizierung (GPQ) für Seiteneinsteiger“ auch für Lehrkräfte, die sich auf eine befristete Stelle beworben haben;
  • die Umsetzung einer Anpassungsqualifizierung seitens des Bildungsministeriums MV in Kombination mit pädagogischer Erprobung und begleitender Fachsprachqualifizierung z. B. durch das IQ Netzwerk MV;
  • das Vorhalten adäquater berufsbegleitender Qualifizierungsangebote für zugewanderte Lehrer*innen an geeigneten Bildungseinrichtungen des Landes.
  1. Den Zugang zum Schuldienst auch bei Nachweis von Deutschkenntnissen auf C1-Niveau (schulform- und fachabhängig).
  2. Eine bessere Verständlichkeit der Anerkennungsbescheide und das Aufzeigen von Zukunftsperspektiven im Bescheid.
  3. Eine Unterstützung beim Einstieg in den Schuldienst (z. B. Co-Lehrer, Team-Teaching, Mentoring).
  4. Den Aufbau einer landesweiten „AG zu Fragen der beruflichen Integration zugewanderter pädagogischer Fachkräfte in MV“ mit allen relevanten Akteuren und dem Ziel der Entwicklung eines ganzheitlichen Programms.
  5. Die Etablierung eines schulischen Angebotes von Herkunftssprachunterricht.

Zudem soll, über diesen klaren Forderungskatalog in Richtung Bildungsministerium hinaus, die Integration von internationalen Fachkräften in den Schuldienst vorangetrieben werden. Eigens dafür entsteht ein Gremium mit Akteuren der Integrationsarbeit sowie Vertretern der Landesregierung.

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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