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Schwerin: Jüdische Gemeinde plant für ein Festjahr der menschlichen Begegnungen

Landesrabbiner Kadnykov wünscht sich zum Jubiläum "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" einen intensiven Dialog zwischen Menschen und Kulturen in "unserer schönen Stadt"!

  • Veröffentlicht Mai 8, 2021
„1700 Jahre jüdis­ches Leben in Deutsch­land” – Lan­desrab­bin­er Kad­nykov plant für ein Fes­t­jahr mit zahlre­ichen men­schlichen Begeg­nun­gen | Foto: Schw­erin-lokal / Peter Scher­rer

 

Yuriy Kad­nykov ist seit über sechs Jahren Oberrab­bin­er in Meck­len­burg-Vor­pom­mern. Der vor 46 Jahren auf der Krim geborene Rab­bin­er ist Reisen gewohnt. Seine Sta­tio­nen waren Bam­berg, Han­nover, Magde­burg und Bad Pyr­mont. Im Flächen­land Meck­len­burg-Vor­pom­mern muss er natür­lich mobil sein. Auch wenn die Coro­na Maß­nah­men es erschw­eren, direk­ten Kon­takt zu den Mit­gliedern der jüdis­chen Gemein­schaft zu hal­ten, so ist der Rab­bin­er Kad­nykov seel­sorg­erisch tätig zu sein. Selb­stver­ständlich ist er zur Stelle, wenn es um die wichti­gen Dinge des Lebens wie Geburten, Hochzeit­en, aber auch Trauer­fälle geht. In den bei­den jüdis­chen Gemein­den Ros­tock und Schw­erin hat das direk­te Gespräch mit den Men­schen der jüdis­chen Gemein­schaft ger­ade in dieser für viele schw­eren Zeit große Bedeu­tung. 

 

Viel Hoffnung auf viel Kultur, Geschichte und menschliches Miteinander

Das Jubiläum „1700 Jahre jüdis­ches Leben in Deutsch­land“ soll auch für die jüdis­chen Gemein­den in MV ein Fes­t­jahr sein. In ganz Deutsch­land sind dazu über 1000 Ver­anstal­tun­gen geplant (siehe, dazu: https://2021jlid.de). Zahlre­iche Ver­anstal­tun­gen sind für den Herb­st dieses Jahres geplant. Im Herb­st soll in Schw­erin eine Laub­hütte gebaut wer­den, indem dann das sieben Tage dauernde Sukkot Fest gefeiert wer­den kann. Vorträge, Diskus­sionsver­anstal­tun­gen und ein „Tag der offe­nen Tür” sollen im Pro­gramm sein. Ger­ade im ver­gan­genen Monat erhiel­ten die Gemein­den einen Zuschuss der Lan­desregierung für ein Konz­ert­pro­jekt. Das Bun­des­jaz­zorch­ester wird im Innen­hof des Land­tages auf­spie­len. Eben­falls soll das „Jid­disch Swing Orches­tra“, das Ensem­ble Ginzberg Dynas­tie im Herb­st in MV gastieren.

 

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In unser­er Rei­he „Schw­er­iner Som­merge­spräch“ unter­hielt sich Peter Scher­rer mit dem Ober­haupt der jüdis­chen Gemein­den in MV. Lei­der fehlte beim Som­merge­spräch der Som­mer. Regen und frischkalter Wind ver­hin­derten das geplante Freiluft­in­ter­view. Das Gespräch fand am 4. Mai in der Schw­er­iner Syn­a­goge statt.
 
 

Gewalt und Konflikte verhindern – Vorteile abbauen – sicher leben

 
 
Ver­bale aber auch kör­per­liche Attack­en gegen Jüdin­nen und Juden gibt es immer wieder. In der Ver­gan­gen­heit gab es auch in MV Schmier­ereien auf jüdis­chen Fried­höfen und Grab­schän­dun­gen. Anti­semitismus ist auch in unser­er Region kein unbekan­ntes Phänomen. Der Geistliche bedauert die Zunahme der politisch/religiös motivierten Straftat­en. Sowohl im extrem recht­en wie linken poli­tis­chen Spek­trum. Anti­semitismus bzw. Juden­hass sei vielfältig und ihm könne wirk­sam nur durch den per­sön­lichen Kon­takt der Men­schen begeg­net wer­den. Erfreulicher­weise ist es in MV nicht zu solchen men­schen­ver­ach­t­en­den Gewalt­tat­en wie in Halle gekom­men. Aber auch in unseren jüdis­chen Gemein­den wur­den die Sicher­heits­maß­nah­men ver­stärkt. Er per­sön­lich füh­le sich sich­er, aber man muss den Feuer­lösch­er parat haben”, so der Lan­desrab­bin­er. Ger­ade junge Men­schen, Schü­lerin­nen / Schüler und Studierende, soll­ten Ein­blick in das Leben und Wirken der jüdis­chen Gemein­den bekom­men. Dazu ist der Rab­bin­er mit dem Bil­dungsmin­is­teri­um im Gespräch. „Wir wollen die Schüler­pro­gramme inten­sivieren, weil man nur durch das Ken­nen­ler­nen von Men­schen Vorurteile abge­baut wer­den kön­nen”, so Rab­bin­er Kad­nykov.
 
Natür­lich hofft auch der Lan­desrab­bin­er darauf, dass die Auswirkun­gen der Coro­na Pan­demie bald hin­ter uns liegen. „Wenn Coro­na als Spuk ver­schwindet, dann sind unsere Tore offen und sie sind immer her­zlich willkom­men“, lädt der sym­pa­this­che Vorste­her der jüdis­chen Gemein­den in MV ein. Eben­so wie die Syn­a­goge und das jüdis­che Gemein­dezen­trum mit­ten in der Stadt sind, so soll auch die jüdis­che Gemeinde mit­ten in unser­er Gesellschaft sein. 
  • Peter Scherrer

    geb. 1959, gel­ern­ter Met­all­fachar­beit­er und grad. His­torik­er, arbeit­ete für Gew­erkschaften und poli­tis­che Stiftun­gen in Europa u.a. 2015–2019 als stel­lvertre­tender Gen­er­alsekretär beim Europäis­chen Gew­erkschafts­bund (EGB), in Brüs­sel. Schw­er­punk­te: Indus­trie- und Sozialpoli­tik sowie Lokalgeschichte und Kul­turelles. Wohnt seit 2017 in Schw­erin.

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