Mo, 29. April 2024
Close

Schwerin: Materialnot wie unvorhersehbares Naturereignis

Wer in den vergangenen Wochen, teilweise sogar Monaten, im Baumarkt eventuell versucht hat, bestimmte Baumaterialien zu kaufen, dürfte sich eventuell an frühere DDR-Zeiten erinnert haben. Denn so manches Material war

  • Veröffentlicht Mai 28, 2021
Wo einst Baumaterial lagerte, nun nur leere Regale. | Foto: Alexander Beji

Wer in den vergangenen Wochen, teilweise sogar Monaten, im Baumarkt eventuell versucht hat, bestimmte Baumaterialien zu kaufen, dürfte sich eventuell an frühere DDR-Zeiten erinnert haben. Denn so manches Material war und ist nicht zu bekommen. Andere liegen zwar in den Regalen, aber man kann sich nicht wirklich auf die Preise verlassen. Diese ändern sich teilweise täglich. Im Brancheneinkauf bei Großhändlern sogar stündlich. Ob Holz, Dämmmaterial oder auch Gipskarton – die Knappheit ist in den verschiedensten Bereichen zu spüren. Was dem heimischen Handwerker Sorgenfalten ins Gesicht treibt, stellt die Baubranche inklusiver der meisten mit ihr verbundenen Handwerksbetriebe inzwischen vor enorme Probleme. Nicht nur, dass das Material auf Baustellen fehlt, und Zeitpläne nicht einzuhalten sind. Auch ist die vorausschauende Kalkulation in angeboten kaum noch möglich.

 

Materialknappheit sorgt für massive Probleme

„Die Entwicklung stellt viele Bau- und Ausbau-Gewerke vor enorme Probleme“, so Uwe Lange. Er ist Präsident der Handwerkskammer Schwerin und warnt angesichts des teils drastischen Preisanstiegs und der Materialknappheit bei Baumaterial vor weitreichenden Folgen für die Mitgliedsbetriebe. Bislang hätten gerade auch diese Betriebe die Corona-Monate vergleichsweise gut überstanden. Vor allem auch, da für Handwerk und Bau zu keinem Zeitpunkt ein Lockdown galt. Ein Umstand, der manch Branchenvertreter in Kammern und Unternehmen erfreute, viele Angestellte aber täglich mit Sorgen auf die Baustellen führt. Denn so wirklich zu verstehen war und ist nicht, weshalb trotz Pandemie-Lage auf Großbaustellen wie auch in engen Räumen die Arbeit weiterging. Der Gesundheitsschutz der vielen Beschäftigten also nicht im Vordergrund stand.

 

Pandemie und Aufschwung in China wie den USA treiben Preise in die Höhe

Nun aber holt die Pandemie das Bauhandwerk offenbar doch auf einem eher unerwarteten „Ende“ ein. Denn Materialengpass und massiver Preisanstieg sind nicht zuletzt Auswirkungen der weltweiten Corona-Situation. Hinzu kommt allerdings ein deutlicher Aufschwung vor allem in China und den USA, von wo aus alles aufgekauft wird, was man bekommen kann. Die Betriebe müssten, so Uwe Lange, daher die Möglichkeit bekommen, Preise und Termine angesichts der aktuellen Lage nachzuverhandeln. „Diese extreme Materialnot ist wie ein unvorhersehbares Naturereignis. Vor allem von den öffentlichen Auftraggebern erwarten wir unbedingt Entgegenkommen. Keinesfalls dürfen Handwerksbetriebe, die durch die aktuelle Materialnot in Leistungsverzug geraten, zusätzlich mit Vertragssanktionen belegt werden.“

 

Handwerkskammer wirbt um Verständnis und Unterstützung

Aber Lange wirbt nicht nur bei Kommunen, Bund und Ländern um Verständnis. Er richtet seinen Blick auch auf die privaten Auftraggeber, wenn wegen der unverschuldeten Kostensteigerungen Preisanpassungen nötig seien. Auftraggeber hätten nichts gewonnen, wenn der Handwerksbetrieb an seine wirtschaftlichen Grenzen stößt und damit plötzlich das ganze Bauvorhaben gefährdet sei. Politisch, so Lange, müssten man in dieser Krise alle Möglichkeiten prüfen. Sollten vorübergehende Exportbeschränkungen nicht möglich sein, müssten zumindest die Holzeinschlagsbegrenzungen aufgehoben werden. Gleichzeitig müsse man den den Blick auf die Weltmärkte für mögliche Importe richten.

Written By
Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

Kommentiere den Beitrag

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert