Schwerin: Pegels Feierlaune verstimmte IHK-Präsidenten
„Mecklenburg-Vorpommern bei Glasfaserausbau bundesweit Spitze“ so die Überschrift einer Pressemitteilung von Christian Pegel, Minister für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung vor knapp zwei Wochen. Das klingt großartig – das klingt nach
„Mecklenburg-Vorpommern bei Glasfaserausbau bundesweit Spitze“ so die Überschrift einer Pressemitteilung von Christian Pegel, Minister für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung vor knapp zwei Wochen. Das klingt großartig – das klingt nach einem echten Spitzenplatz. Aber wie so oft liegt der Teufel im Detail.
IHK zu Schwerin: Pegels Worte klingen wie blanker Hohn für viele Gewerbetreibende
Und genau an diesem Detail, nämlich dem, was diese Überschrift annehmen lässt, nahm die Industrie- und Handelskammer zu Schwerin unmittelbar und deutlich Anstoß. „Die Überschrift der Pressemitteilung von Digitalisierungsminister Christian Pegel klingt für viele Gewerbetreibende in unserem Land wie blanker Hohn. Aktuell von Mecklenburg-Vorpommern als Vorreiter im Glasfaserausbau zu sprechen auf Grund einer Kenngröße, wird der Gesamtlage nicht gerecht.“ Konkret zielt Belke hierbei darauf, dass Minister Pegel sich allein auf den Ausbauzustand hinsichtlich gigabitfähiger Glasfaserkabel fokussiere. Hier verzeichne das Land Mecklenburg-Vorpommern mit 8,3 Prozentpunkten den größten Zuwachs binnen zwei Jahren bundesweit.
Pegel stolz auf Ausbaugeschwindigkeit – IHK drückt Daumen fest in die Wunde
So bestätigt eine Studie, dass ein zukunftsfähiger Gigabit-Anschluss, also 1.000 MBit/s und darüber, einzig über Glasfaserkabel und entsprechend ausgebaute Kabelnetze möglich sei. „Legt man dieses Ziel zugrunde, ist Mecklenburg-Vorpommern vorn. Noch nicht beim Stand der Versorgung – […] aber wir legen am schnellsten zu“, so Pegel in der Pressemitteilung seines Ministeriums. Und eben bei der Frage der Versorgung setzt die Kammer direkt an. „Auch die IHK zu Schwerin setzt sich für einen flächendeckenden Glasfaserausbau im Land ein. Fakt ist aber leider, dass im Jahr 2021 immer noch 20 Prozent der Haushalte in MV mit weniger als 50 Mbit/s versorgt werden. In dieser Statistik sind wir im Ländervergleich übrigens mit Abstand auf dem letzten Platz. Vor einigen Jahren wurde von der Bundesregierung das Jahr 2018 für die Vollversorgung in dieser Kategorie benannt“, so Matthias Belke in Schwerin.
Belke zeigt mehrere hinterste Plätze für MV bei selber Thematik auf
„Am deutlichsten sichtbar sei, so Belke, „die Diskrepanz zwischen Aussage und Wirklichkeit jedoch beim Betrachten unserer Industrie- und Gewerbegebiete. Hier wurden laut des Berichts zum Breitbandatlas des Bundes im Jahr 2020 gerade einmal 15,2 Prozent der Standorte in Mecklenburg-Vorpommern im Gigabitbereich versorgt. Dort wo es am meisten gebraucht wird, ist das Glasfaser also noch lange nicht angekommen. In dieser Statistik sind wir im Übrigen auf dem drittletzten Platz, deutschlandweit sind es 40,3 Prozent. Die Verbesserung dieser Statistiken sollte der Minister aus der Sicht der Wirtschaft schnellstmöglich angehen. Es wird Zeit, den seit Jahren bemühten rosigen Zukunftsperspektiven auch spürbare Ergebnisse entgegenzustellen“, so Belke abschließend.
Ein Musterbeispiel dafür, wie Politik durch Überschriften und wissentliches Herausgreifen eines Einzelfakts die tatsächlichen Realitäten zumindest verzerrt wiedergeben kann.