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Schwerin zieht im Kampf um Milliarden-Investition von INTEL den Kürzeren

An sich hatte es der Buschfunk bereits vor einigen Wochen geflüstert: Schwerin gehörte zu den letzten Kandidaten um eine Großinvestition des US-Chip-Giganten INTEL. Allerdings hieß es schon vor gut einem

  • Veröffentlicht März 16, 2022
Intels derzeit neueste, hochmoderne Produktionsstätte ist Fab 42 in Ocotillo, Arizona. Fab 42 ist mit drei anderen Fertigungsstätten von Intel verbunden und macht den Standort zu Intels erstem Mega-Factory-Netzwerk. | Bildnachweis: Intel Corporation

Schon länger hatten es die Spatzen von den Dächern gepfiffen: Schwerin war bis zuletzt im Rennen um eine Großinvestition des US-amerikanischen Chip-Giganten INTEL. Ebenso aber wurde schon seit etwa einem Monat geflüstert, dass die Landeshauptstadt erneut – wie schon 2001 bei der BMW-Ansiedlung die letztlich nach Leipzig ging – den Kürzeren gezogen hat. Damals soll es sehr knapp gewesen sein. Und viele munkelten, dass auch der Umstand, dass es eine rot-rote Landesregierung gab, für das bayerische Unternehmen letztlich ausschlaggebend war, nicht nach Schwerin zu kommen. Die Gründe der aktuellen INTEL-Entscheidung gegen Schwerin sind noch nicht bekannt. Vielleicht werden sie es auch nie sein. Klar aber: INTEL geht nach Magdeburg. Das gab gestern Intel-Geschäftsführer Pat Gelsinger in einem Live-Stream bekannt. Schwerin geht damit erneut leer aus. Wie damals ist es auch heute egal, ob Schwerin am Ende auf Platz 2 oder 3 lag. Bei Ansiedlungen zählt grundsätzlich nur, wer die Nase vorn hat.

Badenschier zieht auch etwas Hoffnung aus der Situation

„Wir waren im finalen Kopf-an-Kopf-Rennen bis kurz vor dem Ziel ganz nah an dieser Ansiedlung dran. Schwerin zählte zum engsten Bewerberkreis und war wie Magdeburg auch komplett durchqualifiziert“, erklärte Oberbürgermeister Rico Badenschier nach der Standortentscheidung. Badenschier zeigte sich natürlich enttäuscht, dass sich der US-Konzern bei der Ansiedlung nicht für Schwerin entschieden hat. Aber er unterstreicht auch, dass es Schwerin bis ins „Finale“ geschafft hat, und somit vorhandene Potenziale auch zukünftig zum Tragen kommen können. „In den vergangenen Wochen und Monaten haben wir im Team mit der Staatskanzlei, mit Ministerien und Versorgungsunternehmen hart für die Intel-Ansiedlung gekämpft und in akribischer Feinarbeit die Verkehrs-, Umwelt-, Liegenschafts- und Baubelange, aber auch Fragen der Energieversorgung geklärt. Insgesamt 70 Bewerber gab es europaweit. Dass wir zu den besten Standorten zählen, gibt uns Hoffnung. Der Industriepark Schwerin hat das Potenzial für eine Ansiedlung in dieser Größenordnung im Hochtechnologiebereich.“

 

Das wäre der Preis gewesen

Ziel war, die Ansiedlung, die nun in Magdeburg geschieht, im insgesamt 350 Hektar großen Industriepark Schwerin, in dem aktuell noch 220 Hektar zur Verfügung stehen, zu realisieren. Um die Dimensionen dessen, um was es hier ging, zu erfassen, lohnte gestern, wie auch schon in den Wochen zuvor, ein Blick in die mitteldeutsche Presse, die die „größte Investition in Deutschland und Europa“, so Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haselhoff (CDU), nachvollziehbarer Weise feierte. Etwa 350 – 380 ha Fläche soll die Stadt Magdeburg INTEL für die Ansiedlung angeboten haben. „17 Milliarden Euro will Intel zunächst in zwei Halbleiterfabriken investieren, bis zu sechs Fabriken sollen folgen“, schrieb die Volksstimme. Und weiter: „In den nächsten zehn Jahren sollen insgesamt bis zu 80 Milliarden Euro investiert werden. 3000 dauerhafte High-Tech-Arbeitsplätze sollen bei INTEL in Magdeburg entstehen, dazu Zehntausend Arbeitsplätze bei Zulieferern und Partnern.“

Für die Stadt Magdeburg und deren Umfeld rechnet deren Oberbürgermeister Lutz Trümper im Zusammenhang mit den INTEL-Investitionen mit 30.000 bis 40.000 neuen Einwohnerinnen und Einwohnern.

 

Nun gilt es, aktiv nach vorn zu schauen

In Schwerin heißt es nun, sich den Staub abzuklopfen, genau zu analysieren, was eventuell letztlich fehlte, und dann erneut aktiv durchzustarten und nicht zu warten, bis eventuell jemand die Stadt entdeckt. Denn es sollte möglichst nicht wieder 21 Jahre dauern, bis Schwerin wieder um eine Großinvestition kämpft. Sie muss ja nicht zwingend ganz so groß wie das aktuelle Projekt sein.

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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