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Steffen Dobbert liest heute aus „Heimatsuche” – inklusive bislang geschwärzter Passagen

Nachdem ein Gericht in einem besonderen Urteil für die Pressefreiheit entschied, kommt Autor Steffen Dobbert heute nach Schwerin und liest im "TISCH" aus seinem Buch "Heimatsuche: In 80 Tagen durch

  • Veröffentlicht Juni 17, 2022
Stef­fen Dob­bert liest aus seinem Buch. | Darstel­lung: Cov­er­auszug / Hin­storff Ver­lag

Als der preis­gekrönte Jour­nal­ist Stef­fen Dob­bert für sein Buch „Heimat­suche: In 80 Tagen durch Meck­len­burg-Vor­pom­mern” recher­chierte und dann nach und nach die Seit­en füllte, ahnte er ver­mut­lich schon, dass hier und da dur­chaus sprengstof­far­tige Textpas­sagen ent­standen. Dass sich daraus aber ein mehrgliedriger Rechtsstre­it entwick­eln würde, dürfte er nicht unbe­d­ingt vorherge­se­hen haben.

 

Nach Veröffentlichung fanden sich Verlag und Autor vor Gericht wieder

Genau so aber kam es, denn das 2020 erschienene Buch, das unter anderem einen Kor­rup­tions­fall des ehe­ma­li­gen Innen­min­is­ters Lorenz Caffi­er behan­delt, sorgte nicht nur für juris­tis­che Stre­it­igkeit­en. Es löste sog­ar in Meck­len­burg-Vor­pom­mern und über die Lan­des­gren­zen hin­weg eine Debat­te über die Presse­frei­heit aus und sorgte für eine Schwärzung von Teilen des bere­its veröf­fentlicht­en Buch­es. Was aber war der Hin­ter­grund? Der im Buch beschriebene Bürg­er­meis­ter von Born, Gerd Scharm­berg, hat ins­ge­samt dreimal gegen den Hin­storff-Ver­lag und den Autor geklagt. Stef­fen Dob­bert habe, so der Vor­wurf des Bürg­er­meis­ters, ein Gespräch mit ihm „heim­lich“ aufgenom­men und in der Öffentlichkeit ver­wen­det. Auch eine Über­schrift, die da lautete „Die königliche Hoheit von Born”, wom­it Scharm­berg gemeint war, miss­fiel ihm.

 

Vergleich führte zunächst zur Schwärzung von Passagen

Ein erstes Ver­fahren in Ham­burg endete mit einem außerg­erichtlichen Ver­gle­ich und der Schwärzung des Buch­es. Kurze Textpas­sagen auf zwei Seit­en des Buch­es verpflichtete sich der Ver­lag zu schwärzen. Darin ging es unter anderem um eine Tätigkeit von Scharm­bergs Sohn im Kurbe­trieb der Gemeinde, Aus­sagen des Bürg­er­meis­ters in Verbindung mit sein­er Mit­glied­schaft in der FDP sowie eine durch den Druck öffentlich gewor­dene Wahlaus­sage Scharm­bergs zur AfD.

 

„Heimat­suche: In 80 Tagen durch Meck­len­burg-Vor­pom­mern”
Lesung mit Stef­fen Dob­bert
17. Juni 2022 | 19.00 Uhr
Cowork­ing-Café „TISCH” | Mar­tin­straße Schw­erin

Aktuelles Urteil nun zugunsten des Autors

Der Autor bestritt aber auch danach stets den Vor­wurf. Es sei klar gewe­sen, dass er Jour­nal­ist sei, für ein Buch­pro­jekt recher­chiere und das Gespräch aufze­ichne. Der Richter im zweit­en Klage­fall fand nun einen anderen Aus­gang. Es kam näm­lich zu einem Urteil. Dabei erläuterte der zuständi­ge Richter in Stral­sund, das Ver­fahren sei von beson­der­er Natur, da es „fun­da­men­tale Grund­sätze“ in ein­er Demokratie berührte. Die Unab­hängigkeit der Jus­tiz sei ein hohes Gut, eben­so wie die Presse- und Mei­n­ungs­frei­heit. Am Ende stand ein Freis­pruch für den Jour­nal­is­ten. Und schon wenige Tage nach dem Urteil kommt Stef­fen Dob­bert heute nach Schw­erin und liest aus eben seinem Buch – auch die bis­lang geschwärzten Pas­sagen.

 

„Schwärzung des Buches war ein Fehler.”

Stef­fen Dob­bert: „Die Schwärzung des Buch­es war ein Fehler. Umso mehr freue ich mich nach dem juris­tis­chen Freis­pruch, in Schw­erin aus ‚Heimat­suche‘ lesen zu kön­nen. Es wird ein bunter musikalis­ch­er Abend, bei dem wir auf Nacht­wan­derung gehen, den berühmten MV-Song von Jür­gen Maeno hören und auch über Ras­sis­mus und Presse­frei­heit hierzu­lande reden wer­den.“

 

Heute Lesung auch einst geschwärzter Passagen

Am heuti­gen Fre­itagabend um 19 Uhr erwartet das Schw­er­iner Pub­likum aber nicht nur deshalb eine beson­dere Lesung.  Denn neben Dob­berts Lesung im Cowork­ing-Space „Tisch“ in der Mar­tin­straße begleit­et der Berlin­er Lie­der­ma­ch­er Jür­gen Maeno die Ver­anstal­tung musikalisch. Vor der Lesung wird es um 17 Uhr eine lit­er­arische The­men­führung mit Jür­gen Hingst geben, an die die Lesung direkt anknüpft.

 

 

  • Stephan Haring

    Stephan Har­ing ist freier Mitar­beit­er unser­er dig­i­tal­en Tageszeitung. Er hat ein Bach­e­lor-Studi­um der Kom­mu­nika­tion­swis­senschaften an der Uni­ver­sität Erfurt mit den Neben­fäch­ern Sozial­wis­senschaften & Poli­tik absolviert. Im Nach­hinein arbeit­ete er in lei­t­en­den Funk­tio­nen der Presse- & Öffentlichkeit­sar­beit, im Leitungs­bere­ich eines Unternehmens sowie als Rek­tor ein­er pri­vat geführten Hochschule. Zudem entwick­elte, organ­isierte und real­isierte er mit der durch ihn entwick­el­ten LOOK ein Fash­ion­event in Schw­erin. Heute arbeit­et er freiberu­flich als Tex­ter, Press­esprech­er und Tex­tko­r­rek­tor sowie als Berater in ver­schiede­nen Pro­jek­ten. In einem Schw­er­iner Orts­beirat ist er zudem ehre­namtlich als Vor­sitzen­der kom­mu­nalpoli­tisch aktiv.

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