Mo, 29. April 2024
Close

Sterbehilfe im Diskurs

Vor inzwischen zwei Jahren hat das Bundesverfassungsgericht das Verbot einer gewerbsmäßigen, assistierten Sterbehilfe in Deutschland gekippt. Seither ist der Gesetzgeber eine neue, der nun aktuellen Rechtsprechung genügenden, Gesetzgebung schuldig geblieben.

  • Veröffentlicht Februar 18, 2022
Buchcover (Auszug)

Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 26. Februar 2020 verstößt das Verbot einer geschäftsmäßigen Förderung des Suizids gegen das Grundgesetz. Soll darum künftig assistierte Sterbehilfe auch in kirchlichen Einrichtungen möglich sein?

Die Frage der assistierten Sterbehilfe ist damit höchstrichterlich juristisch geklärt. Die gewerbsmäßige Unterstützung von Suizidwünschen, also eine entsprechende Sterbehilfe, ist in Deutschland möglich. Zwar gibt es seitens des Bundes nach inzwischen zwei Jahren noch kein neues Gesetz, das diese Thematik regelt. Dafür aber kassierte das höchste deutsche Gericht ein bestehendes Gesetz, das gewerbsmäßig assistierten Suizid verbot. Damit stehen klare Regelungen aus.

 

Bundesverfassungsgericht machte Weg frei

Aber als gänzlich rechtsfrei bezeichnet beispielsweise Dr. Martin Hamburger von der Diakonie Wuppertal die aktuelle Lage nicht. Gegenüber dem WDR erklärte er: “ Der autonome Mensch hat das Recht zu sagen: Ich möchte gerne sterben, und ich möchte, dass mir jemand hilft. Die Frage ist nur: Wie wird das organisiert? Und ist es dann auch wirklich notwendig, dass der Mensch sich dann auch selbst tötet – oder können wir es nicht doch noch verhindern? Wir wollen natürlich dem Menschen so zur Seite stehen, und ihm alles ermöglichen, dass er sein Leben auf natürlichem Wege zu Ende bringen kann.“

Allein die Einrichtung, für die Dr. Hamburger spricht zeigt, dass die Diskussion um assistierte Sterbehilfe längst auch die Kirchen erreicht hat. Daher war und ist es konsequent, dass auch die Nordkirche sich dieser Thematik stellt und mit den mit ihr verbundenen Fragen auseinandersetzt. So initiierte Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt eine digitale Veranstaltungsreihe „Tiefenschärfe“, aus der das in diesen Tagen  erschienene Buch „Streitsache Assistierter Suizid – Perspektiven christlichen Handelns“ entstanden ist.

 

Kirche stellt sich der Diskussion

In diesem Buch erfolgt eine Diskussion der sehr kontroversen Positionen – im deutschen und europäischen, im evangelischen wie im ökumenischen Kontext debattiert. Der Jurist Prof. Dr. Michael Germann, die Diakoniewissenschaftlerin Prof. Dr. Annette Noller sowie die Theologen Prof. Dr. DDr. h.c. Ulrich H. Körtner und Prof. em. Dr. Dietrich Korsch beleuchten das umstrittene Thema aus juristischer, theologischer und diakonischer Sicht. In welcher Beziehung stehen Freiheit und Selbstbestimmung zur Konstitution des Menschen als Gemeinschaftswesen, als Geschöpf unter Geschöpfen? Wo genau kommt die Menschenwürde ins Spiel

 

Kontroverse Positionen in Buch zusammengefasst

Dazu Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt in ihrem Vorwort: „Die vorliegenden Vorträge wollen in der weiter intensiv geführten gesellschaftlichen Debatte zum assistierten Suizid zu einer christlich profilierten Meinungsbildung beitragen. Sie fördern ein differenziertes Verständnis dessen, was christliches Handeln im Horizont der Liebe des dreieinigen Gottes bedeutet. Sie verhelfen zu einer Haltung christlicher Freiheit und eröffnen Hoffnungshorizonte für ein Leben in der Gegenwart Gottes, der für das Leben eintritt und immer noch Perspektiven für unser menschliches Leben und seine ganze Schöpfung hat – auch am Ende des Lebens und darüber hinaus.“

Zum Buch

„Streitsache Assistierter Suizid – Perspektiven christlichen Handelns“
Mit Beiträgen von Michael Germann, Dietrich Korsch, Annette Noller, Ulrich H. J. Körtner
und Kristina Kühnbaum-Schmidt.
Erschienen in der Evangelischen Verlagsanstalt
ISBN: 978 – 3 – 374 – 07083 – 1
Kosten: 19,00 €
128 Seiten
Link zu dem Buch: https://bit.ly/3oRDYBW

Written By
Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

Kommentiere den Beitrag

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert